Seit nun über zwei Jahren erleben wir eine anhaltende massive Störung des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Systeme, welche mit der Corona-Pandemie ihren Anfang nahm und mit dem Krieg in der Ukraine weiter anhält. Das führte zu Behinderungen in den Lieferketten, mit geringerem Angebot von Waren bei ständig wachsender Nachfrage. So lenkt der Markt Angebot- und Nachfrage und führt eindeutig zu Preissteigerungen. Gezeigt hat sich das schon im Herbst 2020, als die Next-Gen-Konsolen ihren Release feierten. Mit dem Thema Klimaschutz, Entwicklung erneuerbarer Energien und hoher Nachfrage nach Smart-Home-Produkten sowie Akkus, wurde schon 2020 klar, dass alles nicht einfach billig ist. In diesem Zuge habe auch die Publisher und Entwickler die Preise für ihre Spiele deutlich angehoben, was im ersten Moment noch hinnehmbar war. Zwischenzeitlich feierte die Gaming-Branche Rekordumsätze, da in Lockdowns das Gaming sich in vielen Haushalten als neue Freizeitbeschäftigung etablierte.
Durch den Mangel gewünschter Waren wurden PlayStation 5, Grafikkarten oder die Xbox Series X deutlich teurer, was auch Scalper regelrecht ausnutzen und Spielekonsolen für das Doppelte der UVP anboten. Heute sind die verlangten Preise fast schon Normalität, da sich weder das Angebot verbessert hat, noch Gamer darauf verzichten wollen. Doch für viele bleibt der Erwerb weiterhin ein unerreichbares Ziel, da einfach das Geld dafür fehlt. Das kann auch als verkehrtes Retro gesehen werden, da wir nun neue Games auf alten Konsolen zocken, statt alte Games auf neuen Konsolen.
Die Preissteigerungen nehmen aber kein Ende! Wie nun auch bekannt wurde, zieht die Energiekrise mit der enormen Nachfrage nach Ressourcen für die Tech-Branche weiter ihre Kreise und Heimkinotechnik wird um 40 Prozent teurer. Da überlegt man sich schnell, ob es wirklich ein technisch aktueller Flachbildfernseher, eine Heimkinoanlage oder Grafikkarte hier und jetzt sein muss. Ein Luxus, den wir uns immer gerne gegönnt haben. Doch inzwischen müssen wir nicht nur zweimal überlegen, sondern auch davon Abstand nehmen!
Inflationsrate von 7 Prozent ist nur die halbe Wahrheit
Die deutsche Bundesregierung mit ihrem Statistischen Bundesamt rechnen aktuell mit einer Inflationsrate von mehr als 7 Prozent, weil die Energiepreise deutlich gestiegen sind. Analysten sehen hier aber ein wesentlich höheren Wert auf uns zukommen, sollten wir einen Lieferstopp für Gas aus Russland durchsetzen. Das ist aber noch nicht passiert und dennoch müssen wir deutlich mehr Geld auf den Tisch legen – Für dieselbe Menge an Waren. Preissteigerungen von bis zu 500 Prozent erleben wir heute schon, denn die Preise für Speiseöl können jetzt schon als utopisch bezeichnet werden. Das häng einmal mehr mit der Hysterie aus den Medien in Kombination mit erhöhten Energiepreisen in der Lieferkette zusammen. Während die einen vor dem Engpass warnen, hamstern andere Speiseöl wie Scalper die Konsolen in der Garage, um damit noch mehr Gewinn machen zu können.
Laut dem Statistischen Bundesamt müssen wir heute für einen Einkauf von Lebensmittel nur 7 Prozent mehr bezahlen, als noch im vergangenen Jahr. Hier schreit dann aber gleich jeder, dass das nicht stimmen kann! Dem geben wir dann auch recht. Statt 100 Euro müssen wir an die 30 Prozent mehr bezahlen – also 130 Euro, statt 100 Euro. Die Inflationsrate ist in diesem Sinne geschönt und kann nicht als realer Wert gerechnet werden. Um es auf den Punkt zu bringen, wir müssen aktuell mehr Geld für Lebenshaltungskosten ausgeben, was weniger Geld für das geliebte Hobby von Games, Musik oder Kino bedeutet. Nicht jeder in Deutschland verdient an die 20 Euro in der Stunde und selbst der Mindestlohn, bleibt wohl das Mindeste zum Leben und nichts für Hobby. Hinzukommt, dass ein frisch geleastes Spiel schon längst nicht mehr für 60 Euro zu haben ist. Für das kommende EA Sports F1 22 müssen wir in der Standard-Edition schon 80 Euro berappen – Eine reale Preissteigerung von 30 Prozent gegenüber F1 2020. Wer gerne noch einige Extras in einem Spiel zu Release haben will, der legt in diversen Edition schnell mal 100 Euro auf den Tisch. Dabei ist Electronic Arts sicherlich nicht als Vorreiter zu bezeichnen, selbst dann nicht, wenn ein 120 Euro teures Battlefield 2042 nach einem halben Jahr als tot zu bezeichnen ist. Sony verlangte für ihren Vorzeige-Racer Gran Turismo 7 zu Release 100 Euro, nur dass man paar Karren mehr im Spiel hat – Für so manchen ist das jetzt schon als unbezahlbar zu bezeichnen. Von der Rechtfertigung mal ganz abgesehen.
Gaming war schon immer ein teures Hobby
Wer Videospiele erleben will, musste schon immer tief in die Tasche greifen. An dieser Tatsache hat sich bisher auch nichts geändert. PCs verschlingen gleich mehrere tausend Euro und dabei ist die Peripherie noch nicht mit eingerechnet und selbst bei den kostengünstigeren Konsolen ist das Komplettpaket dann auch nicht viel günstiger. Damit haben wir bisher gelebt, da es die Leidenschaft war. Doch die Technik wird ausgefeilter, präziser, technisch fortgeschrittener und natürlich auch teurer. Doch, wenn wir heute alleine schon mehr zum Wohnen und Heizen ausgeben müssen und hin und wieder auch mal den Kühlschrank füllen, passen Slogans wie „Frieren für den Frieden“ schon mal gar nicht in das Schema!
Publisher & Hersteller können doch auch mal was zurückgeben!
In Zeiten der Pandemie haben sich Publisher, Hersteller von Peripherie und die Computerbranche regelrecht eine goldene Nase verdient. Hier wurden Rekordumsätze weit über dem Erdenklichen erzielt. Selbst uralte Spiele, Auslaufmodelle oder gar alles, was sich im Regal befand, wurde mitgenommen. Der „Rubel“ rollte und machte jeden Vorstand und dessen Aktionäre glücklich. Dem Gamer alleine kann dieses Phänomen sicherlich nicht alleine gutgeschrieben werden, da Home-Office einen ebenso großen Teil dazu beitrug. Jetzt können die Publisher auch mal was zurückgeben, denn neben einem Spiel für 80 Euro wird mehr Geld durch DLCs oder andere kosmetische Inhalte eingespielt, als sie jemals ausgeben können. Ja es gibt auch Spiele, die regelmäßig kostenlose Inhalte erhalten, dessen Anteil aber nicht ins Gewicht fällt. Für alles, was wir dennoch lobpreisend kostenfrei erhalten, zahlen wir letztendlich dann auch noch – Nur merkt es keiner!
Da die Preisspirale sich immer weiter dreht und die Nachfrage höher als das Angebot ist, wird sich wohl bald jeder überlegen, ob Gaming für ihn noch bezahlbar ist. Machbar ist Gaming sicherlich immer, nur zu welchem Preis und ob wir überhaupt noch bereit sind dazu? Die Frage lautet dann auch noch, ob wir uns das noch leisten wollen und Gaming nicht zu einem unerreichbaren Luxus wird, zumindest, wenn es um aktuelle und neu erschienene Spiel geht. Schon jetzt müssen sich 49 Prozent der Bürger in Deutschland finanziell einschränken. Da bleibt das geliebte Hobby garantiert auf der Strecke und das wird die gesamte Gaming-Branche mit ihren ganzen Brüdern und Schwerster auch zu spüren bekommen.