Am gestrigen Abend wurden die ersten Gamescom Awards für nominierte Spiele ausgegeben. Darunter befanden sich Halo: Infinite als bestes Microsoft Xbox Game, Elden Ring als bestes PlayStation Game, Mario + Rabbids Spark of Hope als bestes Nintendo Switch Game und Syberia: The World Before als bestes PC-Game. Dabei fällt gleich auf, dass Elden Ring im Grunde kein PlayStation Spiel ist, genauso wie Mario + Rabbids Spark of Hope kein Nintendo Switch Spiel ist, weil beide nur für die jeweilige Konsole umgesetzt wurde und nicht direkt für jene Konsole vom gleichnamigen Hersteller und Entwickler kommen. Darüber kann man sicherlich noch hinwegsehen, obwohl sich die Frage dabei stellt: Ist das ausgezeichnete Spiel auf einer anderen Konsole nicht auch gleichwertig anzusehen?
Die Verleihung des gamescom award wird jedes Jahr im Rahmen der gamescom von der Stiftung Digitale Spielekultur organisiert. Der Gaming-Award zeichnet die besten neuen Spiele aus, die auf der gamescom präsentiert werden. Der gamescom award kürt die Highlights der Veranstaltung in insgesamt 24 Kategorien, die in die Gruppen Genre, Plattform, Consumer Awards und gamescom global Awards eingeteilt sind. Spieleherstellerinnen und Spielehersteller können sich für eine oder mehrere Kategorien aus den Gruppen Genre und Plattform bewerben. Damit nehmen sie automatisch an ausgewählten Kategorien der Consumer Awards und gamescom global Awards teil.
Quelle: Gamescom/ Awards
Die Jury, eine unabhängige internationale Gruppe aus Expertinnen und Experten der Gaming-Branche, bewertet auf der Grundlage eingereichter Spiele, ohne nur einen einzigen Blick über den Tellerrand zu werfen, um das volle Programm an Spielen mit in den Topf ihrer Bewertungen zu werfen. Sie bewerten und zeichnen nur Spiele aus, die von Publishern und Entwicklern eingereicht wurden. Eine Bewerbung um einen Spielepreis! So hat Sony in diesem Jahr kein Spiel eingereicht, wobei gerade ein Spiel wie Kena: Bridge of Spirits sicherlich auch erwähnenswert gewesen wäre. Dabei nominiert doch normal eine Jury Kandidaten, die in enger Beratung letztendlich ausgezeichnet werden. Bei den Gamescom Awards wirkt das alles wie hartes Marketing und gekauft!
Schauen wir uns als Beispiel mal das beste Microsoft Xbox Game Halo Infinite an: Selbst wir haben bisher nur schicke Trailer von Microsoft und 343 Industries zu sehen bekommen und damit weder Gameplay noch ein Spiel. Die Streams der Entwickler sind nahezu unbedeutend, da sie unter idealen Bedingungen stattfanden und keinen weltweiten Multiplayer zeigten. Der heutige Multiplayer-Trailer war auch nur schick und ganz ohne (Multi-) Player, geschweige Gameplay. Da ist ein Call Of Duty von Activision einige Schritte voraus. Hier zählen wohl nur Trailer, Trailer, schickes Auftreten und eine Präsentation, um die Jury zu überzeugen. Gameplay und damit ein fertiges Spiel interessieren die Expertinnen und Experten der Gaming-Branche nicht, dabei sollte die Jury doch genau diesen Punkt kennen! Sie sollten doch wissen, was ein gutes Spiel auszeichnet und worauf es ankommt! Wie schwer ihre Entscheidung daneben liegen kann, zeigte Cyberpunk 2077, welches sich als größtes Desaster in der Gaming-Geschichte etablieren konnte – Sony nahm zum Schutze ihrer Gamer das Spiel gänzlich aus dem PlayStation Store. Cyberpunk 2077 wurde 2020 nicht nur als bestes PlayStation (4) Game ausgezeichnet, sondern auch als „Best of Gamescom“. Das verdeutlicht, dass der Gamescom Award der unglaubwürdigste Preis in der Gaming-Branche ist. Es darf auch als Täuschung am Gamer gesehen werden, der hier mit Spielen wie ein Cyberpunk 2077 hinters Licht geführt wird, damit er einen zusätzlichen Kaufanreiz erhält. Immerhin haben namhafte Expertinnen und Experten diesen Award vergeben und Gamer ihrem Fachwissen vertraut.
Die Veranstalter und die Jury sollte diesen Punkt mal neu überdenken, Spiele nur zu nominieren und zu bewerten, die auch mindestens auf der weltgrößten Spielemesse angespielt werden können. Die Oscars werden auch nicht auf der Basis von Filmtrailern vergeben. Ansonsten können auch wir demnächst auf die Straße gehen, die Trailer den vorbeilaufenden Fußgängern zeigen und aufgrund ihrer „Angetanheit“ beim Betrachten eines Trailers es mit einem Award auszeichnen. Das wäre so, als würden wir Rezensionen auf Amazon schreiben, ohne je das Produkt bestellt und getestet zu haben – Solche „Fake-Bewertungen“ führen übrigens zur Löschung der kompletten Listung des Produkts.
Die Gamescom Awards sind nichts weiter, als ein unglaubwürdiger Preis damit sich später das Spiel besser verkaufen lässt. Der Award sagt nichts über dessen Qualität aus und kann somit abgeschafft werden. Da kann sich die Jury auch so mal zum Kaffeekränzchen treffen und über Spiele plaudern, wenn sie unbedingt alle mal zusammenkommen wollen.