Wer kennt das nicht: Eine Bibliothek voller Spiele, den neusten Titel schon auf die Festplatte geladen und beim Start entfaltet sich ein Gefühl der Lustlosigkeit? Verursacht wird das Gefühl weder von Müdigkeit noch vom stressigen Arbeitsalltag, denn immerhin ist Zocken auch eine Auszeit für den Geist. Doch was ist nun die Ursache dafür?
Videospiele sind spätestens mit dem Commodore C64 für ein breites Publikum zugänglich gemacht worden, erstmalig konnte gezockt werden, ohne das eigene Haus verlassen zu müssen – man war nicht länger darauf angewiesen, in Arcade-Hallen zu gehen, um dort sein Geld zu verspielen. Wer seit jeher Videospiele auf den heimischen Bildschirm projizierte, kennt eigentlich jedes Genre und hat unzählige Male die Welt vom Bösen befreit. Die Jünger von einst wurden älter und gemeinsam mit den Kindern wird das audiovisuelle Erlebnis in der Familie weitergeführt. Mit dem Aufkommen der Videospielekonsolen von Atari oder Nintendo wurde das Zocken vor der Glotze nicht nur einfacher, sondern auch die ersten Legenden wurden geboren. Obwohl Nintendo sich einst als Marktführer etablieren konnte, war es letztendlich Sony, die mit der PlayStation eine neue Ära einläuteten und gemeinsam mit der PlayStation 2 sogar über 157 Millionen Konsolen in die Haushalte schickte.
Von Remakes und Remastered
In den 80er bis 2000er Jahren gab es Spiele, die bisher ihresgleichen suchten und keine Ähnlichkeiten zum bisher erlebten aufwiesen. Auf große Namen wie Tomb Raider, Command & Conquer, Medal of Honor, Diablo, Test Drive oder Street Fighter und Tekken folgten weitere Ableger und Fortsetzung, die sich alle mehr und mehr verkauften. Zu den meistverkauften Spiele-Serien gehören sicherlich Fifa, Final Fantasy, Call Of Duty, Pokemon, Tetris oder der Klempner Mario. Einige diese Videospiele-Serien leben heute noch, während andere schon in den Kellern diverser Publisher eingemottet wurden. Viele bekannte Helden oder Mythen finden wir heute in Slots wieder. Hier gibt es Abenteuer, Spannung, Spaß und Freundlichkeit mit Mehrwerten, um die Nutzer mit mehr anzusprechen, als nur den Spielen selbst.
Das heutige ältere Publikum hat viele Abenteuer erlebt oder Weltmeisterschaften bestritten und trotz moderner Computertechnologie wird es schwer, erneut Begeisterung verspüren zu können, denn die alten Spiele finden sich zu oft in Remakes und Remastered-Versionen wieder – Alles schon mal erlebt und gezockt. Die Publisher verfolgen dabei eine ganz andere Strategie und wollen dem heutigen jungen Publikum die Spiele von damals liefern, um weiterhin am Franchise verdienen zu können. Obwohl Spiele in der Serie als „Neu“ deklariert werden und an die drei Jahre Entwicklungszeit hinter sich haben, ist der Reiz des Videospiels verpufft. Hier kann gerne ein Shooter als Beispiel herangezogen werden, der uns zum Xten Mal den Zweiten Weltkrieg erleben lässt – Ein schönes Beispiel für die Ideenlosigkeit der Spieleentwickler, dabei gibt es auch gute Ideen zu Shootern, wie der aufgeführte Trailer zeigt. Leider kam das Spiel nie über den Trailer hinaus und verstaubt im Keller eines bekannten Publishers.
Grundsätzliche Ideenlosigkeit kann man den Entwicklern und Publishern aber nicht vorwerfen, immerhin kamen in den letzten Jahren auch viele neue Franchises auf den Markt. Hier lohnt es sich Spiele wie Tom Clancy´s The Division, ein Horizon Zero Dawn oder Animal Crossing zu erwähnen. Nur leider sind das viel zu wenige und wenn, folgt eine kommerzielle Fortsetzung auf der nächsten, was sich anhand eines Call Of Duty aufzeigen lässt. Man kann hier noch mehr nennen, im positiven wie negativen Sinn. Die breite Masse wird aber vom allzeit Bewährten bestimmt und hier kann das einst auf der PlayStation 3 erschienene GTA V als Beispiel genommen werden, denn es wird auch noch auf der PlayStation 5 weiterleben – Ein acht Jahre altes Spiel, das sang- und klanglos als Remastered durchgeht.
Der Gamer von heute will das so!
Im Vergleich zu den Anfängen der Videospiele hat sich heute nichts verändert. Abgesehen vom Internet mit Multiplayern und Patchmöglichkeiten arbeiten Entwickler und Publisher an Games, die einen Zweck der Unterhaltung bieten sollen. Manchmal zu sehr für die Masse geprägt, gibt es vereinzelt auch Spieleperlen. Wenn ein Spiel nicht über Grundsteine und Eckpfeiler bekannter Spiele verfügt, bleibt es uninteressant und wird sich nur schwer verkaufen, da hier nur eine Nische bedient wird – Spieler, die sich offen für neues zeigen.
Von einer kostenaufwändigen Marketing-Maschinerie angekündigten Fortsetzung versetzen sich einige Gamer in unkontrollierte Euphorie, während spätestens nach einer Beta oder weiteren Trailern ein Hypetrain losfährt. Gesteuert und gezielt gelenkt, verschlingt das Marketing für ein Spiel heute mehr Geld, als die grundlegenden Entwicklungskosten. Das Verhältnis wird gerne im Drittel zum Ganzen beziffert – Ein Drittel Entwicklungskosten und zwei Drittel Marketing. Die Strategie der Marketing-Abteilungen ist derartig ausgefeilt überlegt und umgesetzt worden, dass sie den Spieler stillschweigend zum Ja-Sager umpolt und fest im Griff hat. Solange alles in typischer Michael-Bay-Manier präsentiert wird, mit Explosionen und Geballer, wird wenig darüber nachgedacht. Alles muss noch größer, noch umfangreicher und noch schicker aussehen und schon öffnet der Kunde sein Portemonnaie und wickelt eine Vorbestellung ab. Letztendlich ist nur noch entscheidend wie gut man ein Spiel verkauft und nicht wie gut ein Spiel selber ist.
Uwes Meinung zum Thema:
Schaut man sich etwa die aktuellen Remaster der Crysis Trilogie an, fragt man sich, warum man in einem Studio wie Crytek dafür Ressourcen aufbringt. Immerhin sehen Teil 2 und Teil 3 immer noch unglaublich gut aus und benötigen kaum ein Remaster. Auch die Testberichte bescheinigen nur marginale und geringe Änderungen, die eher subtil und selten direkt zu erkennen sind. Bei Teil 1 der berühmten Spieleserie um den noch berühmteren Nanosuit, hielt auch ich ein Remaster für absolut sinnvoll. Das kam dann auch, aber es entpuppte sich dann als eher durchwachsen und unfertig. Leider vergaß man bei Crytek auch gleich die Erweiterung Crysis Warhead und ihren grandiosen Multiplayer Crysis Wars mit einzubauen. Schade eigentlich, denn das hätte Crysis auf ein neues Level gehoben, für das Crytek von alten und neuen Fans gefeiert worden wäre. Hat man verpasst. Verpasst hat man übrigens damals schon den Crysis 3 Multiplayer vor Cheatern zu schützen. So wurde ein wirklich gelungenes Matchsystem mit tollen Maps und sensationellem Gunplay, wenige Wochen nach Release von Cheatern zerstört und damit quasi unspielbar. Und auch die überarbeitete Version sorgt nicht für Abhilfe. Wieder schade. Eventuell arbeitet man bei Crytek ja an einem Crysis 4 und vielleicht sind die überarbeiteten Versionen gar eine Vorbereitung des Marktes darauf. Wir werden sehen, was uns erwartet und vielleicht wird es ja modern und innovativ. So wie kaum ein Spiel heutzutage. Denn der Markt bietet zu viel Einheitsbrei und viele der großen Studios und Publisher scheuen mutige Schritte und Innovationen. Bleibt zu hoffen, dass sich bald etwas ändert.
Kais Meinung zum Thema:
Innovationen findet man in der heutigen Spielelandschaft sehr oft nur noch unter den Indie-Titeln. Indie-Titel müssen mit weniger auskommen, als die großen Blockbuster-Games zur Verfügung haben – weniger Geld, weniger Marketing und ein deutlich kleineres Entwicklerteam. Diese Minimalistik befeuert aber ganz oft den Mut und den Innovationswillen des Spieleprojektes. Zumal so ein Indie-Titel, dank seiner (oftmals) überschaubaren Produktionskosten, bereits nach einigen hunderttausend Verkäufen bereits in die Gewinnzone fährt. Das eröffnet den Raum Risiken einzugehen, verrückte Spielideen aufzugreifen und Nischen zu bedienen.
Aber der Innovations-Stau der großen Publisher hat natürlich auch andere Ursachen. Und das sind wir. Wir Gamer und gleichzeitig Konsumenten dieser Spiele. Denn all die Wehklagen über die jährlich wiederkehrenden Fortsetzungen ala FIFA XY und Call of Duty YZ oder etwa die anstehenden Remakes und Remaster verpuffen ohne Effekt im Nichts, solange der geneigte Gamer diese Trends abnickt. Jeder Euro, den wir in eine Fortsetzung oder in ein wieder aufgewärmtes Remaster investieren, wirkt auch gleichzeitig wie ein stumm gesprochenes „Ja“ an die Publisher da draußen, die sich durch immer neue Verkaufserfolge in ihrer Strategie bestätigt sehen.
Viktor´s Meinung zum Thema
Ich spiele schon sehr lange Videospiele und konnte dabei die Geburt so mancher Videospiele-Helden erleben. Dazu gehören sicherlich Lara Croft, ein Kane aus Command & Conquer oder Sonic. Später lernte ich noch Captain John Price oder Nathan Drake kennen und konnte sie in mein Herz schließen. Heute gibt es nur noch wenige Helden, die mich begeistern können, denn es gibt einfach keine mehr. Sicherlich hat Sony mit Aloy einen neuen Charakter geschaffen, aber das war es in dieser Welt dann auch schon.
Heute muss ich wohl bis zu meiner Rente mit diesen Helden vorlieb nehmen und vermisse die Kreativität der Entwickler neue Charaktere erschaffen zu können. Stattdessen bekomme ich nun aufpolierte Geschichten, Geschichten, die ich schon erlebt habe. Aber alles ist auch der Vergangenheit zu verschulden, eine Zeit, in der uns Spiele geliefert wurden, dessen Erlebnis bis heute nicht wieder erreicht wurde. Und da die Entwickler heute nicht mehr in der Lage sind mir neue Geschichten zu liefern, sehnt man sich nach dem Erlebten zurück. Erinnerungen aufzufrischen ist aber nur ein Augenblick im Moment und kann nie mehr das erreichen, was es einst in mir erzeugte.
Ideen haben die Entwickler sicherlich viele, nur leider nicht mehr den Mut von einst. Immer mehr stehen Investoren und Aktionäre im Hintergrund, die nur noch Dollarzeichen in den Augen haben und weniger das künstlerisch Kreative schaffen wollen. Spiele sind nur noch wie eine Serie, die mit der 21. Folge der 14. Staffel immer noch begeistern soll. Wie dumm der Gamer schon getrimmt wurde, zeigt das Meisterwerk Death Stranding – Ein Meisterwerk, mit dem der Großteil der Gamer nichts mit anfangen kann.