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[ PRESS PLAY ] Wie die Gamescom ihren eigenen Untergang feiert und der BND dabei ist

Mit dem heutigen Tag, eine Woche vor dem Start der Videospielemesse in Köln, schickte der Veranstalter der Gamescom eine neue Presse-Mitteilung raus, in der von einem neuen Rekord die Rede ist: Zur gamescom 2023 sind nach aktuellem Stand über 1.220 Ausstellende aus 63 Ländern angemeldet – mehr als jemals zuvor.

Obwohl schon im Vorfeld namhafte Aussteller, wie Sony mit der meistverkauften Videospielekonsole, abgesagt haben, man Aussteller wie Activision mit dem neuen Call Of Duty Modern Warfare III vermisst oder gar große Publisher wie Electronic Arts mit ihrer neuen Fußball-Simulation EA Sports FC 24 nur im Gamepass-Stand von Microsoft zu sehen sein wird, feiert die Messe sich selbst. Schauen wir einmal weiter, so haben sich die Hardware-Anbieter und größten Hersteller von PC-Komponenten ASUS und MSI weit außerhalb des Messegeländes eingerichtet und gehören nicht mit zu den Ausstellern. Hier lassen sich bestimmt noch weitere Beispiele nennen, doch schauen wir einmal selbst in die offizielle Liste aller Aussteller der Gamescom.

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Von Hinz & Kunz samt BND?

Die Gamescom definiert sich als weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele, auf der man die Neuheiten der Gamingbranche erleben kann, alles Live mit Festivalfeeling.

Schauen wir uns alleine nur mal die erste Seite der Aussteller an, so springen einem gelistete Entwicklerstudios ins Auge, die selbst uns nicht geläufig sind. Aber bei dem Bundesnachrichtendienst, der in Halle 10.2 sein Lager aufgeschlagen hat, sind selbst wir etwas stutzig oder gar misstrauisch geworden. Weiter geht es mit REWE und ALDI, wobei die AOK und natürlich Arte France, der Chemiekonzern BASF, Barclays Bank und zahlreiche Bundesministerien wie z. B. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung nicht fehlen werden. Zudem werden trotz offiziellen Fehlens Publisher wie Activision und Electronic Arts mit aufgezählt, obwohl wo niemand von den da sein wird, aber ihr Spiel am Stand von Microsoft zu sehen sein wird. Dabei sind wir in der Liste gerade bei C stehen geblieben, gleich nach der Bundeswehr und der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH Cluster Ernährungswirtschaft. Es ist somit keine Kunst, hier die Anzahl an Ausstellern nach oben zu treiben, die alle vom fetten Kuchen der Videospiele etwas abhaben wollen. Hier will einfach jeder die Kohle den Gamern aus deren Taschen ziehen, gar ihre Seele rauben, sich wichtig machen oder einfach in die lange Schlange der Bettler um die Gamesförderung anstellen, um das nächste Trash-Game auf den Markt hauen zu können. Bei der gelisteten Anzahl an Hochschulen und Akademien möge man meine, man ist auf einer Berufsbildungsmesse.

Herzliches Beileid, statt fette Glückwünsche

Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse: „Das weltweit größte Gaming-Festival verzeichnet in diesem Jahr mehr Ausstellende, mehr Fläche und eine größere Internationalität als je zuvor. Diese Erfolgsnachrichten kann ich nur aufgrund der exzellenten Zusammenarbeit zwischen der Koelnmesse, den Partnern der gamescom und unserem Mitveranstalter game, dem Verband der deutschen Games-Branche verkünden. Herzlichen Dank an alle Beteiligte!“

Man sollte den Lobeshymnen nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken, denn mehr Fläche lässt sich schnell mit mehr Freiräumen erzielen, was auch dringend notwendig ist und man mehr Hallen und Fläche für die Massen an Besuchern bereitstellen muss. Wer einmal vor Ort war, wird wissen, wie man sich im dichten Gedränge, dem Schweißbad, fühlt. Wenn man natürlich Unternehmen wie REWE oder gar der AOK den Aufbau eines Standes ermöglicht, lässt sich fast mit jedem Unternehmen die Anzahl der Aussteller nach oben treiben. Es lässt sich immer der Bezug zum Gaming aufbauen, da auch ein Discounter wie Kik Socken verkauft, die von Gamern getragen werden. Jetzt holen wir noch ein wenig die Getränkehersteller dazu und mischen das mit den Anbietern von dieser Flaschennahrung-statt-Mittagessen und schon sind 1.000 Aussteller kein Problem mehr. Nimmt man noch die Koelmesse selber mit rein und lässt sie unter der Flagge von Amerika auftreten, sind es einer mehr und das Märchen von 1.001 einem Aussteller ist perfekt. Sich dann noch zu feiern, wie man sich die Rekorde ermogelt, wohl eher ein Armutszeugnis in den Augen eines Besuchers. Jener wird diese Stände nicht gezielt besuchen, sondern im Vorbeilaufen das Stückchen Käse wie im Supermarkt zum Probieren einfach mitnehmen. Da muss man doch froh sein, heile das Gelände verlassen zu können, bevor Aussteller wie die Westdeutsche SpenderZentrale gGmbH(WSZE) gar noch Unterschriften entlocken konnte und man seine Niere nicht am Nachbarstand verkauft hat.

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Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche: „Die gamescom ist in diesem Jahr mehr denn je ein Abbild der weltweiten Games-Kultur: dynamisch, international, kreativ, vielfältig und riesig. Wir sind stolz, dass das Herz der Games-Welt bei uns in Deutschland schlägt, wenn sich kommende Woche die Türen für die Fans und Communities öffnen.“

Da mag der Herr Falk entweder zu weit über den Tellerrand geschaut haben, größenwahnnsig oder zu übermütig erscheinen oder gar einfach mit der aktuellen Bundesregierung in einem Boot dem Wasserfall jubelnd entgegenzufiebern.

Tut uns doch einfach einen Gefallen…

… macht aus der Gamescom bitte wieder eine Videospiele-Messe, wo sich alles um die Videospiele dreht. Es sollte weder um Influencer, noch um Organspenden oder Drinks und Flaschennahrung gehen. Mal von der Teilnahme des deutschen Geheimdienstes abgesehen. Man will zocken und Hardware ausprobieren und sich nicht wie auf einem türkischen Basar fühlen! Wobei ein Basar weder horrende Eintrittspreise verlangt, noch die Übernachtungspreise ins Utopische ansteigen lässt.

Macht sie modern, macht sie attraktiv und das nicht nur für den Besucher, sondern auch für die Aussteller wie Sony mit ihrer PlayStation oder gar PlayStation VR2. Holt die großen Publisher wieder ins Boot, denn die bestimmen den Markt und nicht Influencer Karl-Christine, die noch während der Twitch-Show die Welt verbessern will. Aktuell wirkt die Gamescom wie eine Schule zur Umerziehung, die uns nicht nur zum Pflanzen eines Baumes zwingen will, sondern auch welcher Kleber besser am Asphalt haftet. Kommt zum Ursprung zurück und lernt, warum die E3 nur noch eine Erwähnung in den Archiven der Gamingbranche ist.

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