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PRESS PLAY – Wie Gaming-Abonnements unser Spielverhalten ändern

Mit dem Aufkommen von PlayStation Plus, Xbox-Gamepass, EA Play, Uplay+ oder einem PlayStation Now werden auch dem Gamer Abonnements angeboten, bei dem im Grunde kein Spiel mehr käuflich erworben werden muss, um in die tiefen virtuellen Welten abtauchen zu können. Das Angebot an diesen Publisher-exklusiven Abos ist sehr reichhaltig bestückt und es finden sich zudem größtenteils auch die aktuellen Spieletitel darunter – Wenn nicht, wird einem ein schöner Rabatt geboten. Doch dieses „Überangebot“ an Spielen verändert auch unser Spielverhalten.

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Die Hardware steht im Weg!

Nicht jedes Game-Abo ist für alle Plattformen erhältlich und richtet sich in erster Linie an die Nutzer einer speziellen Plattform. PlayStation Plus & Now sind nur PlayStation Konsolen verfügbar, während Google mit seinem Stadia weitere Hardware zur Nutzung nötig macht. Da scheinen Electronic Arts und Microsoft einen guten Mittelweg gefunden zu haben, denn ihr Abo ist neben den Konsolen auch auf dem PC verfügbar und weitet sich sogar in den Mobile-Bereich aus. Ubisoft steht da etwas alleine im Wind, denn Uplay+ ist derzeit nicht auf den Konsolen verfügbar. Das Geschäft ist knüppelhart und so musste die Deutsche Telekom ihr Magenta Games nun einstellen, während Google Stadia mächtig umstrukturiert wird. Andere wiederum versuchen in dem Markt Fuß zu fassen – Hier sei Amazon Luna als Beispiel genannt.

Das Problem beim Gaming ist die Hardware, die je nach Abonnement noch zusätzlich angeschafft werden muss oder verfügbar sein sollte. Da hat es der TV-Streaming-Markt schon einfacher, denn schon länger können Streaming-TV-Abos auf allerhand Smart-TVs genutzt werden, ohne zugleich sich extra Set-Top-Boxen anschaffen zu müssen. Selbst Sky gibt es als Ticket und Magenta TV kann auch ohne zusätzlichen Receiver genossen werden. An diesem einfachen Punkt knabbern noch die Publisher, denn Lizenzen stehen einem mehr im Weg, als dem Gamer lieb sein kann. Wie kompliziert und engstirnig sich die Anbieter der Konsolen verhalten, erkennen selbst wir an der PlayStation, die bisher nur EA Play neben dem hauseigenen Abos anbietet und selbst bei weiteren Apps sich zurückhalten. Netflix, Amazon Video oder Disney+ sind ein wahrer Graus, da sie kaum und gar kein Streaming in 4K anbieten und selbst beim Musik-Streaming sich rein auf Spotify und Apple Music beschränken – Es ist ja auch eine Spielkonsole und keine Streamingbox und daher könnten wir persönlich auf diese Dienste verzichten.

Abonnements sind verlockend

Das Angebot ist sowohl beim Gaming- als auch bei TV-Streaming als sehr reichhaltig zu bezeichnen, denn je nach Anbieter können wir hier auf eine Bibliothek zurückgreifen, die mehr als 100 Titel beinhaltet. Je nach Anbieter erhalten wir lizenzierte Titel, die in anderen Abonnements nicht verfügbar sind und es daher nicht bei einem Abo bleibt – Das Angebot ist überall verlockend und die Angst etwas zu verpassen, vergrößert sich mit jedem nicht abgeschlossenen Abo. Ein Gefühl von Free-2-Play-Gaming macht sich breit. Das kennt man bestimmt vom TV-Streaming, denn Netflix alleine macht nicht glücklich und als Fan von Star Wars muss auch Disney+ noch her.

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Auch wenn jedes Abonnement im Monat nur 10 Euro verschlingt, kann sich das alles im Jahr summieren, während wir niemals alles konsumieren können. Wir zahlen mehr für den Kopf als für die eigentliche Unterhaltung. Es klingt verlockend, auf die neusten Spiele zurückgreifen zu können, ohne einen Vollpreis für ein Spiel bezahlen zu müssen. Doch nicht jeder Titel ist ab Release sofort in der Bibliothek enthalten und Extrakosten kommen auf einen zu, die wohl kaum einer mit einberechnet.

Game-Abos sind kurzweilige Therapiebeschäftigung

Sind wir doch mal ganz ehrlich und jeder zu sich selbst auch: Derjenige, der ein Abonnement abgeschlossen hat, hat wohl kaum jeden verfügbaren Titel angespielt oder gar durchgespielt. In vielen Fällen nutzen wir das reichhaltige Angebot, um uns Spieletitel anzuschauen und mal auszuprobieren. Ob sie uns langwierig bei Stange halten können und wir Spiele regelrecht verschlingen, kann zum Großteil mit einem fetten Nein beantwortet werden. Es geht mehr darum überhaupt etwas zu zocken, ob uns der Titel nun interessiert oder nicht. Hier kann gerne der Vergleich zu Demos oder Trial-Versionen gezogen werden, die alle etwas mehr genutzt werden können, als es in der Vergangenheit der Fall war. Das Ausleben, Mitleben spielt da wohl keine Rolle mehr und so geht auch die eigentliche Wertschätzung gegenüber dem Entwickler verloren. Wir rattern alles runter und kaum ein Spiel beleibt da im Kopf hängen.

Wir konnten zudem feststellen, haben wir uns endlich mal in ein Spiel verfangen und verspüren die Leidenschaft beim Zocken, gieren schon nach der ersten Erweiterung, während die Zeit in Monaten verrinnt, wären wir mit einem Kauf günstiger davongekommen, als die Zahlung des Abos. Ein langatmiger Moment des Genusses, statt der Konsumierung in Massen. Ein schöner Moment, der auch lange in Erinnerung bleibt und auch später nach Jahren gerne wieder erlebt werden will. Bis dahin wurde das Spiel aus der Bibliothek genommen und ist vielleicht auch sonst nicht mehr verfügbar.

Lieber „Game As A Service“ als viele Abos!

Es gibt Sprichwörter wie: „Früher war alles besser“ oder „Die Zeit heilt alle Wunden“. Beides kann heute hier herangezogen werden, denn früher war es wirklich besser. Wurde ein Spiel angekündigt, haben wir uns im Vorfeld damit beschäftigt und viele Informationen eingeholt, was uns letztendlich zum Kauf überredet hat oder wir davon Abstand genommen haben. Mit dem Kauf eines Spiels würdigten wir zudem die Leistung eines Entwicklers und haben es sogar zu Ende gespielt. Mit dem wachsenden Angebot an Spielen und einer gut arbeitenden Marketing-Maschine ließen wir uns zum Kauf von mehreren Titeln überreden. Unser Budget wurde angehoben und aus zeitlichen Gründen war damals schon absehbar, was heute Standard ist. Wir konsumieren mehr, als wir verdauen können. Viele Spiele bleiben einfach auf halber Strecke liegen und der „Turm der Schande“ wächst unaufhaltsam höher. Dabei arbeiten viele Entwickler und Publisher an dem „Game As A Service“, um Spieler weiterhin mit ihrem Spiel bei der Stange zu halten. Ein schönes Beispiel ist hier Rainbow Six Siege oder das berühmte GTA V, die schon jahrelang neuen Content bieten, um ihre Spieler weiterhin mit dem einem Spiel bei Laune zu halten.

Mit den Game-Abonnements werden unsere Wunden im Portmonee geheilt, denn statt bisher im Jahr das Geld für 10 Spiele und mehr ausgeben zu müssen, erhalten wir sie eventuell in jenem Abo für läppische 10 Euro im Monat. Daraus ergibt sich aber auch, dass wir die Spiele zocken, die im Abo enthalten sind und nicht die Spiele erleben, nachdem unser Herz verlangt. Das kann sich schon rechnen und macht uns in gewisser Weise auch glücklich, einmal mehr nicht an die 70 Euro für ein Spiel ausgegeben zu haben, mit dem der Entwickler hier mehr Trommelwirbel statt Qualität abgeliefert hat. Es darf dabei ruhig ein Cyberpunk 2077 genannt werden, dessen Kauf gerade die Gamer an der Konsole bereut haben. Aktuell scheint aber das neue Battlefield 2042 dem alle Ehre zu machen, denn Electronic Arts konnte mit dem Spiel nicht die Erwartung der Gamer erfüllen. Dabei hat der Gamer aber weiterhin ein Problem, den EA bietet niemals die neusten Spiele in ihrem EA Play an und der Gamer muss weiterhin den Vollpreis für ein Spiel bezahlen.

Der Kampf um jeden Abonnenten

Nachdem der Kampf um jeden Abonnenten beim TV-Streaming schon längst Alltag geworden ist, hat er im Gaming erst begonnen. Jeder Publisher versucht neue Kunden zu gewinnen und sei es nur um Online zocken zu können oder ihre Ur-Last-Gen-Spiele an den Gamer zu bringen. Man bindet den Kunden unter Zwang zum Abo, denn wäre die Online-Multiplayer-Nutzung nicht bindend für ein Abo, würde die Zahl bei Sony als auch Microsoft deutlich kleiner ausfallen. Kaum einer schließt eine Playstation Plus Mitgliedschaft ab, nur weil es dort monatlich kostenlose Spiele gibt oder Microsoft mal wieder die Bühne und den Keller entrümpelt, um den Gamepass mit neuen Inhalten aufzufüllen. Die Anzahl an neuen und hochwertigen Titeln ist sehr gering und kaum wahrnehmbar. Viele Gamer haben jene Titel in den dunklen Wintern einer warmen Stube durchgezockt und brauchen ihn nun nicht mehr. Mit neuen hausgemachten Titeln bekleckert sich nun weder Sony noch Microsoft, wobei Microsoft mit Forza, Halo und dem Flug-Simulator zumindest etwas geboten hat – Das sind aber Titel, die man auch erstmal mögen muss.

So gehen wir weiter den „Weg des massiven Konsums“

In naher Zukunft wird es kaum eine Änderung geben. Ob nun Gamepass oder andere Abonnements im Gaming, das Angebot wird weiter wachsen und eine Entscheidung immer schwieriger. Was zocken wir demnächst? Alles, etwas oder nur Alles etwas?

Vielleicht sollten wir uns auch mal wieder besinnen und uns der einen Aufgabe widmen, dem einem Spiel mehr Zuneigung geben und uns dabei komplett fallen lassen, statt diesem schnellen und hastigen Gaming hingeben, dass uns Marketing und Influencer unbewusst aber gezielt auferlegen. Dazu gehört auch mal wieder Qualität vonseiten der Entwickler, Ideen und Frische und, dass die Community ruhiger, zurückhaltender und mit Verständnis an ein Spiel gehen kann. Mehr Premium-Qualität satt liebloser Quantität für den nächsten Quartalsbericht einer Aktiengesellschaft, denn immerhin wollen Spiele als Kunst anerkannt und gesehen werden – Dann macht auch endlich mal wieder Kunst, statt Massenproduktion eines virtuellen Bilderbuchs!

Seit Anbeginn der Datasette von Computergames begeistert. Spielt alles was sich bewegt und für Atmosphäre sorgt. Nimmt gerne Peripherie unter die Lupe und auch auseinander, es bleiben immer Schrauben übrig. Germany 48.406558, 9.791973

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