Oddworld:Soulstorm ist nicht nur der neueste Ableger der viel gefeierten Erfolgsserie um den tollpatschigen Helden Abe, obendrein ist er auch als PS5-Titel kostenlos für alle PlayStation Plus Mitglieder erhältlich. Beste Gelegenheiten also, um sich das Adventure einmal genauer anzuschauen.
Ersteindruck
Ganz wie die alten Geschwister
Bereits im Jahr 1997 debütierte die Oddworld-Serie auf der PlayStation. Neben damaligen Spielehelden wie Lara Croft und Crash Bandicoot bestach die Welt, in die uns Oddworld entführen sollte, durch einen ganz eigensinnigen Charme. Erzählt wurde da eine Geschichte, die sich inmitten düsterer Industrieanlagen abspielte. Haushoch und bedrohlich türmten sich die stählernen Fabriken der „RuptureFarms meat processing plant“ auf. Einem scheinbar allmächtigen Konzern, der von den raffgierigen Glukkons angeführt wird. Skrupellose Geschäftsmänner, die mit massenhaft gefertigtem Fleisch ein Vermögen verdienen.
Die unzähligen Arbeiter der RuptureFarms sind die Mudokons, unbeholfene grüne Wesen, die ein tristes Leben in der Sklaverei der Glukkons fristen. Unter ihnen befindet sich auch unser Held Abe. Obwohl Abe oft durch sein naives und unsicheres Verhalten auffällt und er es schnell mit der eigenen Panik zu tun bekommt, avanciert er bald darauf zum Befreier seines eigenen Volkes.
Gameplay
Abe, Befreier der Mudokons
An der Erfolgsformel der Oddworl-Serie hat sich auch nach 24 Jahren nichts geändert. Noch immer erblicken wir das Spielgeschehen über die typische 2,5D-Kameraperspektive, die uns stets einen guten Überblick über das Geschehen beschert. Abe steuern wir dabei in bester Sidescroller-Manier nach links und nach rechts durch die Levelabschnitte. Doch damit haben wir die Fähigkeiten-Palette vom guten alten Abe noch lange nicht beleuchtet. Oddworld:Soulstorm leiht sich viele seiner Gameplay-Mechaniken aus anderen Plattformern.
Auf zweifachem Druck auf die Sprungtaste, vollführt Abe souverän einen Doppelsprung, mit dem wir selbst breite Distanzen meistern. An Kanten hochziehen und Holzbalken entlangschwingen klappt auch bestens. Kombiniert, ergeben all diese Moves ein regelrechtes Hüpf-Konzert, das uns schwer an ein Jump n´Run erinnert. Die Bewegungen spielen sich flott und flüssig von der Hand. Und das ist auch gut so, denn wenn wir von den Sligs aufs Korn genommen werden, sollten wir unsere Beine in die Hand nehmen und laufen was das Zeug hält und jede Deckung nutzen, die wir kriegen können.
Die Sligs sind die Handlanger der Glukkons, die unseren Befreiungskampf niederschlagen und uns nur allzu gern mit ihren Kugeln durchsiebt sehen wollen. In der direkten Konfrontation sind wir den Sligs schutzlos ausgeliefert und werden von ihnen gnadenlos ins Nirwana befördert. Wir müssen uns also andere Strategien einfallen lassen, um unsere Odyssee lebend zu überstehen. Und so lernen wir bereits früh, wie wir uns die Levelumgebungen zunutze machen können. Als rettende Helfer erweisen sich dabei auch immer die verschiedenen Wurfflaschen in unserem Inventar. Mit einer Wasser-Wurfflasche können wir zum Beispiel Brände löschen, und ganz neue Wege schaffen. Als Gegenpart dazu, gibt es da noch Wurfflaschen, mit denen wir Holzkonstruktionen in Brand setzen. Das Feuer verschlingt selbst die dicksten Holzplanken, die uns vorher den Weg versperrt haben. Außerdem lassen sich mittels der Flammen prima Sligs einkesseln oder direkt ankokeln.
Ein gezielt geworfener Schlaftrank zwingt auch den lästigsten Gegner ein Nickerchen einzulegen. Diese und andere Mechaniken verleihen dem Gameplay durchaus eine reizvolle Tiefe, auf der anderen Seite leidet der Spielfluss darunter und steht im Widerspruch zur sonst so flotten Spielweise. Wenn sich das Feuer physikalisch korrekt durchs Holz frisst und die ganze Konstruktion in sich zusammenfällt, dann sieht das einerseits spektakulär aus, andererseits setzt es uns auch ein imaginäres Stoppzeichen in den Weg, weil wir warten müssen, bis das Feuer seine Arbeit getan hat.
Als Befreier der Mudokons ist Abe auch dazu angehalten, seine Volk zu retten. In jedem Level sind wir dazu angehalten, mehrere hundert Mudokons vor den schießwütigen Sligs in Sicherheit zu bringen. Unsere Freunde verhalten sich dabei oft unbeholfen und ratlos und geraten oft schnell selbst ins Zielfeuer der Gegner. Per Knopfdruck geben wir unseren Begleitern Anweisungen. Etwa dass sie stehen bleiben sollen, oder dass sie an einem schlafenden Slig vorbeischleichen, einen Hebel betätigen oder sich etwa schnell in einem Spind verstecken sollen. Kommunikation ist also der Schlüssel zum Erfolg.
Zu seinen besonderen Fähigkeiten gehört es für Abe, dass er über telepathische Kräfte verfügt, mit denen wir ausgewählten Sligs in die Haut fahren und sie steuern können. Damit ergeben sich ganz schnell ganz neue Wege, einen Levelabschnitt zu meistern. Etwa in dem wir die anderen Mudokons passieren lassen oder in dem wir einen zweiten Slig, der dort ebenso Wache schiebt, kurzerhand über den Haufen ballern.
Aus all diesen Mechaniken entsteht schnell ein spaßiges Wirr-Warr an unterschiedlichsten Möglichkeiten, die immer neu aufkommenden Probleme zu meistern, die Abe auf seiner Reise begegnen. Die eingebaute Crafing-Mechanik hingegen ist neu für die Serie und fühlt sich aus unserer Sicht fehlplatziert an. Schlichtweg, weil es aufwendig ist, die Umgebung ständig nach Crafting-Materialien abzusuchen und dann hinterher feststellen zu müssen, dass wir unseren Plan nicht umsetzen können, weil es etwa an einzelnen Komponenten mangelt. Zudem bremst das Craftring das flotte Gameplay ebenso unnötig aus.
Grafik & Sound
Tolle Effekte auf Kosten der Grafik
Die Grafik von Oddworld:Soulstorm wird von der Unity-Engine befeuert. Optisch macht Abes Abenteuer einen sehr stimmigen Eindruck. Besonders die Levelumgebungen bestechen durch den dystopischen Art-Style der Industrieanlagen der RuptureFarms. Das Spielgeschehen ist vollgestopft mit hübschen Partikel- und Feuereffekten. Objekte verhalten sich physikalisch korrekt und zerbersten in ihre Einzelteile.
Ein weiteres Highlight sind die filmischen Zwischensequenzen, die nicht nur die Story auf spannende Art vorantreiben, sondern auch einfach schön aussehen.
Dennoch gibt es auch Problemstellen. Die Texturen wirken oft matschig und etwas altbacken. Zudem können die angepeilten 60 FPS längst nicht immer zuverlässig gehalten werden. Auf der PS5 kommt es deshalb zu leichten, aber merklichen Framerate-Einbrüchen.
Die englischen Sprecher machen bei der Vertonung der charismatischen Charaktere einen sehr guten Job, allerdings vermissen wir in Soulstorm schmerzlich eine deutsche Vertonung. Wer die alten Ableger der PSone-Ära kennt, der weiß, dass Oddworld damals über eine ganz hervorragende deutsche Vertonung verfügte. Schade.
Umfang
Mehrere Enden zu entdecken
Je nachdem, wie viele Mudokons wir als Abe im Laufe des Spiels retten können und wie rücksichtslos wir mit unseren Widersachern umgehen, bekommen wir eines der vier verschiedenen Enden serviert. Das motiviert auf jeden Fall, unsere Spielweise stets zu hinterfragen und das etwa 12 bis 15 Stunden lange Abenteuer ein wiederholtes Mal zu spielen.
Fazit
Abe is back! – Ein Fest für Fans
Oddworld: Soulstorm versprüht den alten Charme seiner gealterten Serienableger. Wer Abes Odyssey und Abes Exodus aus der PSone-Ära gekannt und gemocht hat, wird mit Soulstorm nicht nur eine schmackhafte Portion Nostalgie erhalten, sondern obendrein auch noch ein richtig tolles Plattform-Adventure spielen dürfen. Abes Fähigkeiten sind dabei stets vielseitig und die Wege raus aus der Sklaverei der Glukkons ist uns überlassen. Wir Spieler haben es in der Hand, wie wir die Probleme, vor die uns jedes Level stellt, meistern. Die Mischung aus Hüpfen, klettern, Rennen spielt sich flüssig und flott. Direkte Konfrontationen mit unseren Gegnern sind zu meiden, weshalb wir auch hier wieder vor der Wahl stehen, uns selbstständig einen Ausweg zu überlegen. Verstecken wir uns nun? Rennen wir weg? Stellen wir Fallen? Oder setzen wir unsere Telekinesekräfte strategisch ein?
Fans werden Oddworld Soulstorm garantiert lieben. Für Neulinge ist es der perfekte Einstieg, um dazuzustoßen.