Mit Ratchet & Clank: Rift Apart feiert eine der ältesten PlayStation-Serien seinen Einstand auf der PlayStation 5. Ob das lustige Action Jump n´ Run mit seinen rasanten Dimensionssprüngen den Nerv der Zeit trifft, klären wir in unserem Test.
Ersteindruck
Dimensionssprünge und Paralleluniversen
Der Lombax Ratchet uns sein roboterhafter Begleiter Clank haben wieder einmal die Welt gerettet und lassen sich vom Volk gebührend bejubeln und von Captain Qwark auszeichnen. In der belebten Großstadt werden uns zu ehren Paraden gefeiert und Konfetti geworfen. Ratchet & Clank sind nach ihren zahlreichen Heldtaten zu echten Stars aufgestiegen.
Doch lange hält die Freude nicht an. Unser ewiger Widersacher, Doktor Nefarious sprengt die Party. Der Schurke hat es gehörig satt, dass seine bösen Pläne immer wieder von uns durchkreuzt werden. Drum nutzt er die Gunst der Stunde und stiehlt uns den Dimensionator vor der Nase weg. Mit der mächtigen Waffe lassen sich Risse in andere Dimensionen öffnen. Wenn er in dieser Dimension immer nur den Kürzeren ziehen muss, verkündet Nefarious mit bösem lachen, dann werde er kurzerhand in eine Paralleldimension flüchten, in die er immer gewinnt.
Das können wir nicht einfach so durchgehen lassen, weshalb Ratchet & Clank schnurstracks die Verfolgung aufnehmen. Doch auf der fulminanten Hatz durch die geschäftige Großstadt und durch unzählige Dimensionrisse hindurch, passiert unseren beiden Helden ein folgenschwerer Fehler. Sie werden durch einen Unfall voneinander getrennt und wachen nun in unterschiedlichen Dimensionen auf. Roboter Clank landet dabei in Nefarious City, der pulsierenden Hauptstadt in Dr. Nefarious´ Reich. Hier treffen wir auf die weibliche Lombax namens Rivet.
Gameplay
Ein abwechslungsreicher Actionspaß
Mit dem Lauf der Handlung springen wir immer wieder zwischen Ratchet und Rivet hin und her. Beide unterscheiden sich aber nicht voneinander. Beide haben die gleichen Move-sets, die gleichen Möglichkeiten, Waffen und Skills. Die Spielweise gibt sich gewohnt actionreich, flott und humorvoll.
Rift Apart verfrachtet uns in eine Science-Fiction Welt, die mit viel Witz gezeichnet wurde und genauso auch aus einem Disney/Pixar Film stammen könnte. In einer 3rd-Person Kameraperspektive stellen wir uns einer Vielzahl irrwitziger Gegner entgegen, die praktisch alles verkörpern, was das Universum zu bieten hat. Seien es die immer fies gelaunten lilafarbene Echsen, listige Roboterpiraten oder riesige insektenartige Wesen. Jeder, der an Dr. Nefarious Seite steht und sich uns in den Weg stellt, bekommt unser reichhaltiges Waffenarsenal vorgestellt.
Das Ratchet alles andere als ein friedliebender Pazifist ist und gern den Abzug durchdrückt, ist eines der Aushängeschilder der Serie und diesmal macht das Gunplay mehr Spaß als je zuvor. Das liegt vor allem an der vielfältigen und schrillen Waffenauswahl. Natürlich setzt sich der humorvolle Stil auch mit den Schießeisen fort. Neben Wummen, die im klassischen Sinne wie Pistolen, Shotgun und Raketenwerfer funktionieren, bekommen wir im Laufe unserer Reise auch experimentelleres Arsenal in die Hände gelegt. Mit dem Bombardierer lassen wir gleich mehrere zielsuchende Granaten los und die Waffe Kaltfront verwandelt unsere Widersacher in Eiswürfel.
Besonders spaßig ist, dass viele Waffen auch kombiniert sehr praktisch miteinander harmonieren. Mit dem Säuresprenger wachsen unsere Gegner langsam aber stetig zu Pflanzen heran. Kurz danach wechseln wir zur Mrs. Partypilz, eine Waffe die wehrhaften Pilze aussendet und sich um die grünen Gewächse kümmert, die zuvor noch schießwütige Aliens waren.
Das Waffenarsenal spielt sich gut und weiß das actionreiche Gameplay ungemein zu bereichern. Die Funktionen des Dualsense-Controllers werden dabei voll ausgeschöpft. Durch die Schultertasten verfügen die Waffen zudem über zwei Feuermodi. Die Waffe Leererückstoß fährt bei halb gedrückter R2-Taste ein Schutzschild aus, dass feindliche Projektile von uns fernhält. Bei voll durchgedrückter R2-Taste entlädt sich ein mächtiger Impuls.
Doch auch abseits der Shooter-Passagen gibt es eine Menge zu erleben. In Rift Apart macht das Storytelling einen großen Schritt nach vorn. Gameplay und Story greifen nahtlos ineinander über. Daraus entsteht ein sehr angenehmer Spielfluss, wie wir ihn so bisher nicht von einem Ratchet & Clank kannten. Insgesamt existieren praktisch keine Ladezeiten, wodurch das ganze Abenteuer wie ein großer zusammenhängender Animationsfilm wirkt, in dem wir selbst die Protagonisten sind. Die Story wird unterhaltsam mit spannenden Dialogen erzählt. Nicht nur unsere beiden altbekannten Titelhelden Ratchet und Clank werden charmant und liebevoll dargestellt, auch die zwei Neuzugänge, Lombax-Dame Rivet und der gelbe Roboter Kit fügen sich phänomenal gut in die Welt hinein.
Die einzelnen Levelabschnitte laden stets zum Entdecken ein. An praktisch jeder Ecke wuselt und lebt es. Oftmals treffen wir auf skurrile Roboter, die ihr schwieriges Leben in Nefarious´ Diktatur mit viel Humor meistern. Entwickler Insomniac scheint sich beim Gameplay die Uncharted-Serie zum Vorbild genommen zu haben. Neben den Schusswechseln und den Kletterpassagen werden auch immer wieder ruhigere Momente geschaffen, in denen wir die Spielwelt erkunden und das ein oder andere Geheimnis finden.
Auf jeden Planeten existieren ein bis zwei Nebenaufgaben und auch Sammelgegenstände wollen gefunden werden. Das seltene Element Raritarium ist oft an schwer zugänglichen Stellen aufbewahrt und die 25 Goldene Schrauben verstecken sich oftmals in eher schwer einsehbare Ecken. Das ein oder andere Mal treffen wir auf weitere Risse in der Dimension, mit denen wir ohne Ladezeiten nahtlos in kleine Bonusareale eintreten dürfen.
Für weitere Abwechslung sorgen die kleinen Rätsel-Parcours, die wir mit den Robotern Clank und Glitch regelmäßig meistern müssen. Mit Clank geleiten wir etwa eine Gruppe kleiner Maschinen ins sichere Ziel und mit Glitch dringen wir in Schaltkreise ein und reinigen das System von schädlichen Viren.
Insgesamt spielt sich Rift Apart sehr einfach und zugänglich. Das Abenteuer eignet sich daher perfekt als familienfreundliche Unterhaltung. Erfahrene Spieler sollten daher die beiden höchsten Schwierigkeitsgrade in Betracht ziehen, womit die Schießeinlagen fordernder werden.
Grafik & Sound
Ein Fest für Augen und Ohren
Ratchet & Clank Rift Apart hüllt sich in allerschönste grafische Finessen. Die lustig-bunte Science-Fiction Welt ist bereits seit der PlayStation 2 ein Aushängeschild der Serie, doch noch nie zuvor präsentierten sich diese Welten in solch einer Detailfülle. Allein, wenn wir das erste Mal vor dem Stadtpanorama von Nefarious City stehen, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Zwischen den hell erleuchteten Wolkenkratzern ist mächtig etwas los und unzählige fliegende Raumgleiter quetschen sich durch die Schneisen der Gebäude hindurch.
Am Boden herrscht zeitgleich auch geschäftiges Treiben. An jeder Ecke laufen, sitzen und unterhalten sich die Bewohner. In Pfützen spiegeln sich, Ray-Tracing sei Dank, die neonfarbenen Werbebanner und unsere Helden wirken selbst aus nächster Betrachtung atemberaubend detailliert. In Ratchets Gesicht können wir jedes einzelne Haar zählen und selbst in seinen Augen spiegelt sich seine Umgebung mit all ihren Einzelheiten. Noch nie sah ein Action-Jump n´Run bombastischer aus.
Zudem wirken die Level in ihrer Thematik und Stimmung sehr abwechslungsreich und liebevoll ausgearbeitet. In den Feuerkämpfen qualmen unsere Gewehrläufe, da sprühen die Funken und selbst die Umgebungen zerreißt es unter den Projektilen in ihre Einzelteile.
Auch in Sachen Audiodesign geizt Rift Apart nicht mit Superlativen. Die deutsche Vertonung der Charaktere ist durchweg hervorragend gelungen. Die Synchronsprecher machen einen fantastischen Job und hauchen den Figuren viel Charme ein. Besonders großartig ist die Performance, die Oberschurke Nefarious abliefert, sowie von den beiden Neuzugängen Rivet und Kit.
Gespielt haben wir Rift Apart mit dem Sony Pulse 3D Headset, mit denen sich der 3D-Sound in seiner vollen Pracht erleben lässt. Zusammen mit der grafischen Präsentation, dem haptischen Feedback des Controllers und der überzeugenden Soundkulisse entsteht dabei ein Spieleerlebnis, dass uns von der ersten Minute an in den Bann zieht. Unterhaltsamer kann ein Spiel kaum noch werden.
Umfang
Lineares Abenteuer mit kleinen Extras
Ratchet & Clank Rift Apart ist ein Jump n´ Run Action-Abenteuer ohne viel Schnick-Schnack. Wer die unterhaltsame Story verfolgt, wird nach etwa 15 Stunden das Ende zu sehen bekommen. Abseits davon, existieren noch ein Paar kleine Extras. Sammelgegenstände wie optionale Rüstungsteile lassen sich in der Spielwelt finden, genauso wie kurze Hintergrundinformationen zu den Charakteren. Jeder Planet bietet zudem ein bis zwei optionale Nebenmissionen, die einen noch tiefer in die Geschichte eintauchen lassen.
Das Waffenarsenal lässt sich umfangreich erweitern und deren Fähigkeit aufleveln. Auf diese Weise wird aus dem zweiläufigen Enforcer irgendwann eine dreiläufige Waffe. Alles in allem sollte aber nach spätestens 20 Stunden das Abenteuer sein Ende gefunden haben.
Fazit
Ein bombastischer PS5-Auftritt. Ratchet & Clank sind besser denn je.
Im Vorfeld wurde Rift Apart oft als Spiel auf Pixar-Film Niveau beschrieben. Der Vergleich ist mehr als berechtigt. Denn was die Animationskünstler von Pixar für die Kinoleinwände zaubern, das schaffen die Entwickler von Insomniac auf der PS5 auf gleichem Niveau.
Seit fast 20 Jahren begleitet uns das ungleiche Duo aus Lombax und Roboter nun schon und mit Rift Apart wurde das Team mit Rivet und Kit um zwei charmante Charaktere erweitert. Die Story ist unterhaltsam erzählt und mit den deutschen Stimmen sehr gelungen vertont. Die Schusswechsel fühlen dank des haptischen Feedbacks überaus griffig und actionreich an und die grafische Präsentation spielt in ihrer eigenen Liga und ist neben dem PS5-exklusiven Demon´s Souls das optisch eindrucksvollste Spiel, dass bis dato für Sonys Konsole erschienen ist.
Ratchet & Clank Rift Apart ist dabei ein Spiel, dass beinahe jede Art von Gamer ansprechen dürfte. Fans der Serie finden mit dem neuen Ableger eine mehr als gelungene Fortsetzung und Neulinge dürften keinerlei Probleme haben, in die Geschichte hineinzufinden und die Protagonisten ins Herz zu schließen.