Ab und an muss man auch beim Spielen einfach mal das Hirn ausschalten und Dampf ablassen. Dass dies in der virtuellen Realität auch ein wenig mit Anstrengung verbunden sein kann, durften wir beim Testen von Gorn von Entwickler Free Lives und Publisher Devolver Digital am eigenen Leib spüren.
Bei dem Spiel handelt es sich um eine Gladiatoren-Simulation, die sich aber selbst nicht allzu ernst nimmt, aber dafür nicht mit Gewalt geizt, der Titel daher hierzulande eine Freigabe ab 18 Jahren bekommen hat. Brandneu ist der Titel auch nicht, bereits im Jahr 2017 erblickte der Titel das Licht der Welt, erst auf PC-VR, später auch auf Standalon-Geräten und der PlayStation VR1.
Wir haben Gorn in der Version 1.001 gespielt, das Spiel gibt es im PSN Store für 19,99 €. Nach einem Download von 1,74 Gigabyte, der auf unserer PS5 Festplatte einen Platz von 1,79 Gigabyte einnahm, durften wir das erste (virtuelle) Blut vergießen.
Ersteindruck
Schneller Einstieg
Eine große Geschichte gibt es in Gorn nicht, wir starten, nach kurzer Ladezeit, in einem Kellerverlies, und müssen uns erstmal auf eine Art nach vorne bewegen, die auf jeden Fall Motion-Sickness frei ist, nämlich indem wir die Controller von vorne nach hinten bewegen. In der Gladiatoren-Arena angekommen, und einer kleinen Einweisung, müssen wir schon unseren ersten Faustkampf bestreiten. Haben wir diesen siegreich beendet, finden wir uns wieder im Verlies vor und dürfen nun auch auf die diversen Optionen zugreifen.
Hier kann man sich nach Herzenslust austoben und sich das Spiel so optimieren, dass es für einen selbst am besten zugänglich ist. Die Kämpfe können über einen zentralen Aufzug erreicht werden, dessen Durchgänge mit dem Namen des Gladiatoren-Bosses gekennzeichnet sind.
Gameplay
Ohne Rücksicht auf Verluste
Was wir in Gorn zu tun haben, ist relativ schnell erzählt: Überleben! Betreten wir die Arena, startet nach einer kurzen Ansprache der Kampf auf Leben und Tod gegen Wellen von Gegnern. Dabei gibt es diverse Waffen wie Pfeil und Bogen, Nagelkeule, Äxte, Schilde und noch viel mehr, mit denen wir unseren Gegnern das Lebenslicht ausblasen können und müssen. Und das auf eine Art und Weise, die wirklich als brutal zu bezeichnen ist. Auch wenn die Grafik im Comic-Look daherkommt, so wird nicht mit Blut oder fliegenden Zähnen, abgetrennten Gliedmaßen oder heraushängenden Augen gegeizt. Wie schwer wir unseren Gegner verletzen, liegt auch an der Heftigkeit wie wir „zuschlagen“. Es ist mit der Zeit ziemlich anstrengend die Masse an Gegnern zu bearbeiten, und die Übersicht zu behalten, denn es greifen auch gerne mal mehrere Gegner gleichzeitig aus verschiedenen Richtungen an.
Die physikbasierten Engine und die damit etwas wackeligen Eigenschaften unserer Waffen zwingt uns manchmal dazu „mit den Waffen“ zu denken. Es gibt zum Beispiel eine Art Morgenstern, der aber am Griff aus Gummi zu sein scheint, denn er wackelt immer hin und her, und so muss man seine Handbewegungen der Waffe anpassen.
Die Charaktermodelle der normalen Gegner unterscheidet sich bis auf die verschiedenen Arten von Rüstungen nicht. Eine Ausnahme bilden hier die diversen Endgegner, die (Gott sei Dank) ein anderes Aussehen und Kampfstil haben, zum Beispiel ein auf einer Riesenkrabbe reitender Gegner oder ein anderer Endboss, der einen Honigdachs auf dem Arm trägt.
Die Physikengine hat aber nicht nur Einfluss auf die Waffen, sondern auch auf die Gegner selbst, deren Kampfstil kann manchmal unfreiwillig komisch sein. Sie hüpfen mehr als dass sie normal auf einen zugehen, Sie winken und wedeln mit ihren Waffen, klirren gegen ihre Rüstungen oder treffen andere Gladiatoren um sich herum, das kann dann dazu führen, dass sie ihren Streitkolben wild schwingen und versehentlich einen anderen Gladiator treffen und einen Arm oder ein Bein verletzen, Pech für den Gegner, Glück für uns.
Trotz alldem ist Gorn kein einfaches „Hau einfach drauflos“-Spiel. Schon allein deshalb, dass, wenn man nur einmal getroffen wird, sich beeilen muss, um einen Treffer zu landen, bevor man verblutet, und wenn die Gegner gut gepanzert sind, ist das viel leichter gesagt als getan. Es kommt also auch darauf an, wo, wie und mit welcher Wucht man den Gegner trifft.
Bei all seiner Brutalität, kann man, wenn man das möchte, das Spiel auch dem jüngeren Publikum zeigen, denn es gibt einen süßigkeitsspeienden Piñata-Modus, ganz ohne „rote Farbe“.
Umfang/Grafik/Sound
Auf jeden Fall ausreichen, in allen Belangen
Neben der mehrstündigen Level-Kampagne gibt es eine endlose Überlebensherausforderung und eine benutzerdefinierte Arena mit allen möglichen Optionen, darunter ein Gott-Modus, Zeitlupe, Waffenwechsel und mehr, hier sollte also mehr als genug zu tun sein. Was leider fehlt und bestimmt auch sehr motivierend gewesen wäre, ist ein Online-Multiplayer-Part.
Dass sich das Spiel selbst nicht ernst nimmt, haben wir ja schon erwähnt, und das spiegelt sich auch in der Cartoon-Grafik und Humor wider, alles ist ein wenig übertrieben, inklusive der Gewaltdarstellung, die Physikengine ergänzt das Ganze noch.
In Sachen Sound läuft Gorn auf Sparflamme, Musik im Spiel selbst oder im Menü gibt es nicht, die wenigen Sounds begrenzen sich auf ein paar Sprachsamples, oder Kampfgeräusche bzw. Waffen-Geräusche, die insgesamt gerne etwas kräftiger hätten ausfallen können.
Fazit
Ein virtuelles Gemetzel, das Spaß machen kann
An Gorn werden sich die Geister scheiden, für die einen ist es nur ein hirnloses und brutales VR-Gemetzel, für die anderen, die auch hinter die blutige Fassade schauen, ein Gladiatoren-Kampfspiel mit einer Portion Humor und viel taktischem Feingefühl, denn wer hier nur wild drauflos schlägt, wird nach relativ kurzer Zeit den Spaß am Spiel verlieren. Man darf sich von dem Cartoon-Look nicht täuschen lassen, in Gorn steckt mehr drin als es auf den ersten Blick scheint.