Bild: Roberts Radio & PE

Schmuckstück für Vinyl-Enthusiasten: Roberts Radio RT100 Turntable im Test

Die HiFi-Schmiede Roberts Radio konzentriert sich, wie unschwer am Firmennamen erkennbar, seit bald 90 Jahren erfolgreich auf die Produktion von Rundfunkempfängern und hat es sogar zum Hoflieferanten des Königshauses gebracht. Neben Retro-Radios und reichlich Modellen mit Bluetooth und Streaming-Funktionen haben die Briten auch wenige ausgesuchte Smart Audio Soundsysteme und Plattenspieler im Programm. Als bekennende Vinyl-Fans haben wir das gut ausgestattete Einsteigermodell RT100 genauer unter die Lupe genommen und einem ausführlichen Klangtest unterzogen.

Ersteindruck & Aufbau

Noble Optik, hochwertige Verarbeitung

Vielleicht spontan nicht jedermanns Geschmack, aber uns hat das hochwertige helle Finish des massiven Körpers mit Echtholzfurnier ausgesprochen gut gefallen. Das verleiht dem RT100 einen schlichten, aber definitiv schicken Retro-Look, der sich problemlos auch mit modernen Designer-Möbelstücken kombinieren lässt und so einen echten Blickfang darstellt. Als ebenso hochwertig erweisen sich auch der schwere Aluminium-Druckguss-Teller sowie die Gummimatte, auf denen eure Schallplatten abgelegt werden. Insgesamt bringt der Spieler rund 5,5 kg auf die Waage, was für einen festen Stand sorgt.

Bevor wir den Plattenspieler einem ersten Hörtest unterziehen können, müssen zuerst die einzelnen Teile zusammengebaut werden. Das gestaltet sich erfreulicherweise simpel und stellt dank ausführlicher gedruckter Anleitung auch Turntable-Frischlinge vor keine unlösbare Aufgabe. Die sollte man auch tunlichst vor Inbetriebnahme gelesen haben, ansonsten riskiert man Klangeinbußen.

Aber der Reihe nach: Bei dem RT100 handelt es sich um einen halbautomatischen Plattenspieler mit Riemenantrieb. Das bedeutet, dass der Gummiriemen, der sich auf der Unterseite des Plattentellers befindet, ein Stück gezogen und um die Antriebswelle auf dem Körper gelegt werden muss. Damit das nicht in Fummelarbeit ausartet, befinden sich Löcher im Teller, durch die die Welle sowie der Riemen sehr gut erreichbar sind.

Jetzt wird der Tonabnehmer, der bereits auf dem Headshell montiert ist, per Schraubverschluss am Tonarm arretiert und das Gegengewicht aufgesteckt. Jetzt solltet ihr spätestens die Anleitung zur Hand nehmen, damit ihr die Auflagekraft anhand der Skala auf dem Gewicht optimal austariert. Abschließend wird die  Plexiglas-Abdeckhaube mit zwei Scharnieren befestigt und der Plattenspieler ist bereit für den Anschluss.

Anschluss & Funktionen

Leistungsfähiger Vorverstärker und USB-Recording

Während auf der angenehm aufgeräumten Front lediglich ein Umschaltknopf für die Geschwindigkeit von 33, respektive 45 Umdrehungen sowie die Tonarmeinstellungen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, befinden sich auf der Rückseite eine ganze Reihe an Schaltern und Anschlüssen. Neben dem Power-Knopf und dem Anschluss für das Netzteil benötigt ihr grundsätzlich zum Betrieb nur den Audio-Output in Form von Cinch-Steckern. Der integrierte Vorverstärker sorgt dafür, dass sich der RT100 an nahezu jedem Gerät mit AUX-Eingang anschließen lässt. Passende Cinch-Kabel, auch eine Version mit 3,5 mm Klinkenstecker, liegen gleich bei.

Verfügt euer genutzter Verstärker über einen separaten Phono-Eingang, lässt sich der eingebaute Vorverstärker des RT100 über den PRE AMP-Schalter auf der Rückseite deaktivieren. Schön: Der verbaute D/A-Wandler erlaubt es, analoge Schallplatten über ein – ebenfalls im Lieferumfang enthaltenes – USB-Kabel am heimischen PC zu digitalisieren. Empfohlen wird vom Hersteller die Software Audacity (https://www.audacity.de/), die sich im Test als sehr gute Wahl erweist. Ohne zusätzlichen Treiber-Download wird der RT100 als Quelle erkannt und die Plattensammlung in ein digitales Format umgewandelt, welches ihr auf der Festplatte archiviert.

Klangqualität

Zurücklehnen und genießen

Der Klang wird von einer Reihe Komponenten beeinflusst: Dazu gehören die Aufnahmequalität der Vinyl, die Güte eines Verstärkers sowie natürlich die angeschlossenen Lautsprecher. Wir haben uns für zwei sehr unterschiedliche Setups entschieden und den RT100 direkt an den AUX-Eingang aktiver Wavemaster TWO Pro-Boxen sowie über den PHONO-Eingang eines Sony-Verstärkers betrieben, an dem zwei hochwertige Arcus TM95 Lautsprecher ihren Dienst versehen.

Als erste Testplatte kommt der atmosphärisch dichte Soundtrack von Divinity: Original Sin auf den Teller. Immerhin sind wir ja hier auch alle Gamer und das klangliche Meisterwerk von Borislav Slavov kommt auf zwei schweren 180g-Vinyl, die den Soundtrack des Rollenspiels qualitativ extrem hochwertig erklingen lassen. Als zweites Testobjekt nutzen wir eine Originalpressung von George Bensons “Give me the Night” aus dem Jahr 1980, die schon sehr lange im Plattenschrank steht und immer wieder gerne von uns aufgelegt wird.

Das Ergebnis ist eindeutig ausgefallen: Sowohl die nuancierten Orchesterklänge des Game-Soundtracks als auch der bodenständige Soul & Funk bereiten dem RT100 keinerlei Probleme. Bei beiden Setups kommt der warme Klang eines Plattenspielers voll zum Tragen, ohne auf knackige Bässe zu verzichten. Dazu kommt ein angenehm detailreicher Mittenbereich sowie die nie verzerrt klingen Höhen und schon lehnen wir uns ganz entspannt zurück und konzentrieren und vollständig auf die so unterschiedlichen Musikrichtungen. Nichts mit im Hintergrund bleibender Berieselung oder bis zur Unkenntlichkeit komprimiertem Klangbrei: Die Musik, abgespielt über den RT100 erfordert unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Und die geben wir mit Vergnügen.

Fazit

Edler, ausbaufähiger Plattenspieler

Hervorragende Verarbeitung, exzellenter Klang, beachtliche Ausstattung: Also ein „Besser geht es nicht“ für den knapp 300 Euro teuren RT100 von unserer Seite? Fast, aber nicht ganz! Obschon das Einstiegsmodell von Roberts Radio „Out of the Box“ einen beeindruckenden Sound liefert, gibt es noch Optimierungsoptionen. Die klangliche Schwachstelle stellt das Tonabnehmersystem dar. Mitgeliefert wird mit dem Audio Technica AT 3600 L ein gängiges, aber auch eher preiswertes, MM (Moving Magnet) System, welches bei sehr vielen Consumer- sowie DJ-Produkten eingesetzt wird. Mit einem hochwertigeren System ließe sich sicherlich noch einiges an Dynamik herausholen. Das Upgrade ist schnell gemacht: Nadel austauschen oder gleich den kompletten Kopf wechseln.

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