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Sind Spieleentwickler nicht mehr offen für Kritik?

Wenn Gamer sich heutzutage für ein Spiel entscheiden, so erwarten sie neben einer langen Unterhaltung auch eine Qualität, die sich in Grafik, Sound und Gameplay zeigt. Dabei spielt es weniger einer Rolle, ob man sich für ein preisgünstiges 10 Euro Spiel, 30 oder gar 100 Euro dafür auf den Tisch gelegt hat. Je teurer ein Spiel angeboten wird, desto kritischer wird die Community damit in der Öffentlichkeit auftreten. Hier muss nicht immer jedes Spiel mit negativen Aspekten in den Vordergrund rücken, sondern auch die positiven Punkte kommen hervor. Letztendlich muss das Preis-Leistungs-Verhältnis passen. So kann schnell ein Indie-Game sich zum absoluten Kracher etablieren oder aber auch ein hoch angepriesenes Game zum Desaster werden.

Damit Gamern vor ihrem Kauf die Entscheidung leichter gemacht wird, gibt es Fachzeitschriften und Magazine, die vorab die Videospiele unter die Lupe nehmen und eine konstruktive Meinung zu dem Produkt geben – Videospiele sind nicht anderes als ein Kopfhörer, Auto oder gar Haartrockner. So brüsten sich die Entwickler zu gerne mit den Auszeichnungen, die auch von der Fachpresse käuflich erworben werden können. Ja, richtig gehört! Es gibt Fachmagazine, die nur gegen ein entsprechendes Entgelt Produkte betrachten und dessen Bewertungen und Logos dann von Herstellern und Vermarktern zu Werbezwecken gekauft werden. Hier werden natürlich nur die positiven Bewertungen eine Rolle spielen. Wer mag schon negative Kritik auf einem Werbeplakat? Doch das ist dann noch nicht alles.

Die kostengünstigste und einfachste Kritik für einen Publisher und Entwickler sind natürlich die Verkaufszahlen. Anhand dieser lassen sich Erfolge messen und scheinen sie auch noch so klein. Verkaufserfolge lassen sich natürlich auch über ein entsprechendes Marketing nach oben treiben, was selbstverständlich der Sinn und Zweck des Marketings ist. Zum größten Teil geben Publisher mehr Geld für das Marketing aus, als ein Spiel selber an Kosten in der Entwicklung verursacht hat. Da überrollen die Verkaufszahlen schnell die negative Kritik oder stellt sie belanglos in den Hintergrund. Wichtig ist hier nur, dass ein Spiel an die Gamer verkauft wurde und der gute alte Rubel rollt. Eine Garantie für ein Videospiel muss niemand geben, wenn dann nur auf Druck von Außen.

Gerade für deutsche Entwicklerstudios und ihre Publisher sind Verkaufszahlen ein wichtiger Faktor des Erfolges, da im Hintergrund immer eine staatliche Förderung steht. Natürlich gibt es Förderungen auch in anderen Ländern, da einfach jedes Land sich in der Branche etablieren will. Hier will Deutschland sogar ganz an die Spitze, scheint aber wie die Deutsche Fußballnationalmannschaft sich wohl mehr um andere Dinge zu kümmern, als das eigentliche Kerngeschäft. So zeigt man sich zwar offen für Kritik, während im Hintergrund schnell einem der Rücken zugekehrt wird. Zu schnell lobt man sich selber eine Spieleentwicklung abgeschlossen zu haben, um seinen Lebensunterhalt damit verdienen zu können. Die Qualität des Spieles steht dabei weniger im Fokus, wobei doch das Preis-Leistungs-Verhältnis für den Endkunden weiterhin ein Kaufargument bleibt. Wird nun in den verbalen Topf gegriffen, sei es nun Community oder Presse, können Publisher und Entwickler schnell Augen und Ohren verschließen und treten gleichermaßen als Denunziant auf. Klingt im ersten Moment unglaublich, passiert aber gleich mehrmals im Jahr, da gerade das Marketing Hals über Kopf in ihre Produkte verliebt ist und es entsprechend anpreisen und mit voller Überzeugung verkaufen wollen. Negative Kritik seitens der Presse wird schnell beiseite geschoben, da Influencer die Produkte wie ein Siegerpokal empor heben.

Selbstverständlich sollte hier nicht jeder Hersteller, Entwickler oder Publisher eines Produkts oder Videospiels in einen Topf geworfen werden. Es lässt sich aber erkennen, dass die doch so offene Einstellung und Freiheit der Meinung schnelle mit entsprechenden Mitteln und Aktionen zurückgedrängt wird. Ein Phänomen unserer heutigen Gesellschaft, die in Minderheiten enormen Nachdruck ausüben, um die breite Massen mit dem Vorhaben überzeugen zu wollen. Die Ablehnung unabhängiger Medien und der freien Presse durch Teile der Gesellschaft entlädt sich in Deutschland immer häufiger. Anfeindungen und Diffamierung sind auch in der Videospielbranche keine neue unbekannte und zeigen sich auch in dem Verhältnis zwischen Publisher, Herstellern, Influencern und unabhängiger Medien. Alles wird derartig schick verpackt, dass dem Gamer noch schneller und besser das Geld aus der Tasche gezogen werden kann. Da treten der Hype, Promis und lukrative Special-Edition dominant auf, da Quantität mehr Geld einbringt als Qualität kostet.

Seit Anbeginn der Datasette von Computergames begeistert. Spielt alles was sich bewegt und für Atmosphäre sorgt. Nimmt gerne Peripherie unter die Lupe und auch auseinander, es bleiben immer Schrauben übrig.