[ TEST ] A Plague Tale: Innocence – Ratten, Pest und Inquisition

A Plague Tale: Innocence bringt mit seiner Mischung aus Adventure, Drama und dem Mittelalter-Pest-Thema etwas frischen Wind in die langsam verstaubende Gamingindustrie. Keine Lust mehr auf das 5.000. Sci-Fi- oder Fantasy-Game? Das hier könnte etwas für euch sein. Wir haben A Plague Tale: Innocence für euch auf der Xbox One getestet.

Ich habe das Spiel auf der Xbox One S auf einem Full HD Fernseher getestet. Für die Audioausgabe stand mir ein Plantronics Headset mit Dolby Atmos Headphone App zur Verfügung. Genutzt habe ich aber eher die Boxen meines Fernsehers. 

Ersteindruck
Düster und emotional

Schon der Startbildschirm des Spiels ist ziemlich düster gehalten. Hunderte Ratten tummeln sich in einem nur vom Mondlicht erhellten Raum und laben sich an einer Leiche. Ich starte das Spiel mit Amicia, der Hauptprotagonistin des Spiels. A Plague Tale: Innocence spielt im spätmittelalterlichen Frankreich, Ende 1348, im Zeitalter der Pest. Die Pest und die Inquisition bilden in diesem Stealth/Survival/Storydriven Mittelalterspiel die Themenschwerpunkte des Spiels. Das Tutorial fügt sich gut in den Start der Geschichte ein. Und das ist im Übrigen das, was die Entwickler hier hauptsächlich machen: Eine Geschichte erzählen. Es ist von der ersten Sekunde an emotional aufgeladen und Fehler verzeiht A Plague Tale absolut nicht, was den Spaß während meines Tests allerdings kein bisschen geschmälert hat. Bekommt ihr einen Treffer ab, seid ihr tot. Die Geschichte beginnt mit dem Überfall der Inquisition auf den Hof von Amicias Vater, der sie zur Flucht mit ihrem kleinen Bruder Hugo (Ügo gesprochen) zwingt. Da Hugo erst fünf Jahre alt ist und aufgrund einer Krankheit die meiste Zeit isoliert leben musste, kennen sich Amicia und Hugo kaum. So machen sie sich zu einem Arzt auf, um seine Krankheit behandeln zu lassen.


Gameplay
Verstecken, Schleichen, RENNEN!

Die meiste Zeit ist man dazu gezwungen sich zu verstecken, zu schleichen und hin und wieder Wachen mit Krach abzulenken. Gelegentliche Rätsel, bei denen Amicia, mit Hugo zusammen, auch mal einen Karren schieben muss, um an höhere gelegene Orte zu klettern, kommen mitunter schon einmal vor. Hugo ist also nicht nur ein nutzloser Sidekick-Charakter. An anderen Stellen war ich auch dazu gezwungen, mit Hugo und Amicia durch enge Gassen zu rennen, während wütende Dorfbewohner oder Ritter Jagd auf die beiden machten, was in den jeweiligen Situationen einiges an Spannung und Stress aufbaute. Die Schleichsequenzen sind dabei alles andere als einfach. Die kleinsten Fehler bestraft das Spiel mit dem Tod und dem Laden des letzten Kontrollpunktes. So blieb es nicht aus, dass ich bei meinem Test ums ein oder andere mal drauf gegangen bin. Direkte Kämpfe kommen jedoch auch hin und wieder vor, in denen ich dazu gezwungen war, meine Gegner auch direkt zu töten.
Was ich in noch keinem Spiel bisher sah, sind die Mechaniken in Verbindung mit den Rattenschwärmen. So zog sich die Lichtscheue der Ratten zum Beispiel durch sämtliche Passagen bei Nacht. Und Gegner mit Laternen konnte ich ausschalten, indem ich ihre Laterne zerstörte, woraufhin sich die Ratten augenblicklich auf den Gegner stürzten, ihn töteten und so abgelenkt wurden, damit ich weiter kam. Überraschenderweise beinhaltet das Spiel sogar ein Craftingsystem. Mit Leder, Schwefel, Salpeter und anderen Gegenständen, die man überall im Spiel findet, können die Schleuder, die Tasche und die Munitionstasche aufgebessert werden.

Zudem stoßen während der Geschichte zusätzliche Verbündete hinzu, die sich jeweils auch passend in die Geschichte einfügen und ihren Nutzen haben. Das Zusammenspiel, bzw. die Teamarbeit der Charaktere fühlt sich wirklich echt an. Im Allgemeinen kommt das Spiel nahezu ohne HUD aus, dieses aktiviert sich zum Beispiel erst beim Zielen, in der Schnellauswahl für Items, oder wenn spezielle Optionen während des Schleichens verfügbar werden.


Grafik/ Sound/ Technik
Tripple-A-Grafik mit stimmiger Musik

Die Grafik ist für ein Spiel außerhalb des Tripple-A-Sektors bombastisch und unglaublich detailreich. Hier und da gibt es vielleicht das eine oder andere Manko, wie eine Schaufel, die in der Hand eines NPCs schon mal durch Amicia hindurch glitt, aber das ist in Hinsicht auf die gesamte Optik des Spiels nur eine unbedeutende Kleinigkeit. Die Licht- und Schatteneffekte sind extrem gut gelungen. Diese sind für die Atmosphäre extrem wichtig, da die Protagonisten bei den Storyabschnitten bei Nacht von aber tausenden von Ratten bedrängt werden, die das Licht fürchten. Die Ratten werden, wie man auf dem Screenshot recht gut erkennen kann, als wimmelnde Masse animiert. Tausende kleine rote blinzelnde Augenpaare, die in der Dunkelheit umherwuseln und über alles lebende herfallen und bis auf die Knochen abnagen. (Und ja, das auf dem Screenshot sind Berge von Schweinekadavern!) Das aggressive Gequieke der Rattenschwärme unterstreicht die Atmosphäre noch weiter. Die Hintergrundmusik macht die emotionale Achterbahnfahrt komplett. Hier liegt ein hoher Anteil von Streichinstrumenten vor, die Filme wie Psycho von Alfred Hitchcock bereits berühmt machten. Gerade das ist es, was  die Sequenzen mit den Rattenschwärmen atmosphärisch perfektionieren.

Während meines Tests habe ich mit der deutschen Synchronisation gespielt, die wirklich sehr gelungen ist, was heute ja eher eine Seltenheit ist. Die Emotionen kommen echt und ungekünstelt rüber. So kann ich zurecht behaupten, dass die meisten aktuellen Tripple-A-Titel hier oftmals schlechter abschneiden. Wie alle aktuellen Titel ist A Plague Tale: Innocence auch für die Xbox One X optimiert und zudem HDR10-kompatibel. Dolby-Atmos-Einstellungen konnten wir hier nicht finden, dafür sind Einstellungen für Surround-Sound, Kopfhörer, TV-Lautsprecher und Soundbar/Stereolautsprecher verfügbar.


Umfang
Storygame mit Wiederspielwert

A Plague Tale: Innocent bietet ca. 12 bis 15 Stunden Spielzeit. Die Items, die man im Spiel nutzen kann werden im Spielverlauf erweitert, es bleibt also nicht bei einer einzelnen Steinschleuder. Die Kapitel des Spiels sind ziemlich individuell gestaltet, keine zwei Gebiete sehen gleich aus. In jedem Kapitel gibt es Sammelobjekte aus drei Kategorien: Hugos Herbarium, Geschenke und Kuriositäten. Also ist selbst etwas für Fans von Sammelobjekten dabei. Bei bestimmten Sammelobjekten gibt es ab und an mal auch kleinere Interaktionen oder Gespräche zwischen den Charakteren, die sich um das jeweilige Objekt drehen.


Fazit
Gutes Spiel mit selten genutzten Setting

A Plague Tale: Innocent ist ein mehr als nur ziemlich gutes Mittelalter-Spiel mit einem selten genutzten Story-Setting: Die Pest im späten Mittelalter. Die Geschichte ist gut geschrieben und glaubhaft erzählt. Sowohl Grafik, als auch Sound machen die gesamte Atmosphäre nahezu perfekt. Mit knapp 50€ hat dieses Spiel nach heutigen Standards für Konsolentitel keinen Vollpreis, was hier für ein absolut faires Preis-Leistungs-Verhältnis sorgt. Abschließend lässt sich sagen: Tripple-A-Story und Tripple-A-Grafik für einen Nicht-Trippl-A-Preis!

 

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