Am 29. August hat Devolver Digital das Martial Arts-Actionspiel Absolver veröffentlicht. Wir haben für euch einen Blick auf das Game geworfen. Was wir davon halten, erfahrt ihr im Test.
Ersteindruck
Im ersten Moment wirkt Absolver ganz vielversprechend. Keine überladenen Menüs, nicht zu viel Klimbim oder Spielereien, die man am Ende sowieso nicht braucht. Scheint ein Spiel zu sein, bei dem man sich auf das wesentliche konzentriert hat.
Nachdem wir alle Einstellungen vorgenommen, unseren Charakter im einfachen Charaktereditor erstellt und unseren bevorzugten Kampfstil gewählt haben, leitet uns das Intro grob ins Geschehen ein und schon geht es los.
Was die Story angeht, bleibt man leider etwas im Ungewissen. Um ein sogenannter Absolver zu werden müssen wir gescheiterte Anwärter besiegen. Was das alles soll und warum wir das machen müssen, wird nicht vollständig aufgeklärt. Auch warum alle Charaktere eine Maske tragen erfahren wir nicht. Gelegentlich gibt es zwar einige kleine Zwischensequenzen und Unterhaltungen in Textfenstern, aber besonders aufschlussreich ist das alles nicht.
Gameplay/Inhalt
Im Grunde spielt sich Absolver wie ein typisches Action-Adventure. Das Kampfsystem besteht dabei aus einfachen Angriffen und Speziellen Attacken. Hierbei gibt es aber die Besonderheit, das der Charakter bis zu 4 Kampfstellungen einnehmen kann, die während des Kampfes beliebig gewechselt werden können. Dadurch ergeben sich diverse Möglichkeiten dem Gegner den Gar aus zu machen. Es bedarf zwar ein wenig Übung, aber nach einer Weile hat man das Gröbste im Griff und auch das Haushalten mit der begrenzten Ausdauer, die für das Durchführen von Angriffen oder das Ausweichen notwendig ist, lernt man relativ schnell.
Allerdings hat das Kampfsystem auch einige Schwächen. So hat man den Eindruck, dass die KI-Gegner über deutlich mehr Ausdauer verfügen und euch gegenüber im Kampf schon von vornherein im Vorteil sind. Dazu kommt, dass bei eingeschaltetem Online-Dienst, Spieler in eure Session einsteigen, die euch mitunter haushoch überlegen sind. Hier wird offenbar nicht darauf geachtet, dass die Level der Spieler ungefähr gleich sind. Das kann für ordentlich Frust sorgen.
Dabei hat dieser PVE/PVP-Mix durchaus Potential. Man kann sich entweder mit anderen Spielern verbünden, gegen sie kämpfen, oder sich einfach voreinander Verbeugen und weiterziehen. Die wenigen Interaktionsmöglichkeiten zur Verständigung machen es mitunter allerdings auch etwas schwer, zu erkennen, was der Mitspieler vor hat. Will er uns helfen, oder uns erledigen? Oder will er uns vielleicht sogar reinlegen um uns dann hinterrücks den Gar aus zu machen?
Das sorgt zwar für eine gewisse Spannung, aber ein festes Gruppensystem hätte hier nicht geschadet um zu verhindern, das „Spaßvögel“ sich einen Scherz erlauben und euch bis zum Boss brav zur Seite stehen um euch dann plötzlich in den Rücken zu fallen.
Grafik / Sound / Technik
Der optische Stil ist eigentlich ganz interessant. Der etwas minimalistischere Ansatz passt zum Setting und macht auch atmosphärisch durchaus was her.
Die Umgebung ist schön abwechslungsreich und bietet vor allem von einem höheren Punkt aus eine schöne Sicht auf die Umgebung.
Zum Sound würde ich am liebsten gar nichts sagen. Hier war ich mit weitem Abstand am meisten enttäuscht. Die Soundeffekte könnten nicht unspektakulärer sein. Hier merkt man kaum Abwechslung oder Variation. Schon nach der ersten Stunde hat man jeden Effekt mindestens einmal gehört und alles wiederholt sich einfach nur noch.
Was die musikalische Untermalung angeht, stelle ich mir nach wie vor die Frage, was man sich dabei gedacht hat. Mal gibt es Passagen mit dezenter Hintergrundmusik, die auch ganz gut ins Setting passt, und in der nächsten Passage gibt es dann gar keine Musik. Da hilft auch das Gezwitscher der Vöglein im Hintergrund nicht viel. Die Atmosphäre leidet unter diesem Hin und her enorm.
Technisch wirkt das Spiel an einigen stellen sehr unsauber. Angefangen bei Einbrüchen der Framerate über Aussetzer der KI, bis hin zu ungewollten „Interaktionen“ mit der Umgebung (ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich in Objekten oder Ecken fest hing und mich im Kampf nicht mehr richtig bewegen, geschweige denn wehren konnte) gibt es hier viele Baustellen, die das Spiel eine menge Punkte kosten.
Umfang
Mit ca. 5 Stunden reiner Spielzeit fällt der Umfang schon etwas dürftig aus. Zwar kann man die besiegten Gegner im Storymodus nochmal auf höheren Stufen besiegen, um für den Online-Modus noch das ein oder andere Level Up zu ergattern, aber bedenkt man die fehlende inhaltliche Abwechslung, ist das Spiel eindeutig viel zu kurz geraten.
Fazit
Absolver hätte eine tolles Martial Arts-Adventure sein können, aber abgesehen vom optischen Stil und dem ganz interessanten, wenn auch manchmal zu komplexen Kampfsystem, hat es kaum etwas zu bieten. Wirkliche Highlights sucht man vergebens und die Online-Komponente ist besonders für Einsteiger eher ein Frustfaktor, da offenbar keinerlei Balance vorhanden ist und Levelunterschiede zwischen den Spielern z.B. nicht berücksichtigt werden.
Im aktuellen Zustand sollte man es sich zwei mal überlegen, ob man sich das Spiel zulegt, denn Spielspaß kommt bei einem Spiel, dass irgendwie nur halbfertig wirkt, nicht wirklich auf. Hier muss auf jeden Fall noch etwas Inhalt nachgeliefert werden und an den technischen Mängeln geschraubt werden um zu verhindern, dass Absolver in der Mittelmäßigkeit untergeht.