Mit dem neuen Assassins Creed Mirage bringt Ubisoft den mittlerweile 24. Ableger der 2007 gestarteten Spieleserie rund um die Assassine. Nachdem wir schon das Heilige Land, das Osmanische Reich, Ägypten und Griechenland sowie weitere Kulturen mit der Assassins Creed Reihe besuchen konnten, entführt uns Ubisoft diesmal nach Mesopotamien, das fruchtbare Land zwischen Euphrat und Tigris. Selbstverständlich nahmen wir Kutte und Controller und tätigen mehr als nur einen Streifzug durch das alte persische Reich.
Das neue Assassins Creed Mirage, das zu Deutsch auch als Luftspiegelung oder besser gesagt als Fata Morgana sich bezeichnet, nimmt uns mit in das 9. Jahrhundert. Eine Zeit, in der die Stadt Bagdad gerade erst gegründet wurde und mit ihrem architektonischen Aufbau auch als Kreisrunde-Stadt bekannt wurde. Bagdad wurde von dem Abbasiden al-Mansur als neue Hauptstadt des Kalifats gegründet, in dessen Mitte der vor Prunk und Reichtum strotzende Palast stand, wo die Geschichten von Tausendundeine Nacht ihren Ursprung nahmen. Wer kann da schon widerstehen?
Gegenüber allem trotz der steigenden Preise auch bei Videospielen, bietet Ubisoft die Standard-Version für 49,99 Euro und die Deluxe-Edition für 59,99 Euro an. In der Deluxe-Edition gibt es einige kosmetische Extras sowie ein Artbook und den Soundtrack. Bei diesem Preis kann aber jeder beherzt zur Deluxe-Edition greifen.
Ersteindruck
Willkommen in Mesopotamien
Kurz und knapp, ohne großes Intro schlüpfen wir in die Rolle von Basim, einem wirren Straßendieb, der von alptraumhaftem Horror um den Schlaf gebracht wird. Auf der Suche nach Antworten und Gerechtigkeit beklauen wir jeden, der sich durch die Gassen bewegt, sogleich auch Händler mit ihrem Angebot an Waren. Hier gibt es keine Option zur Personalisierung des Charakters, noch irgendwelcher Geschlechterauswahl oder gar Rasse. Wir sind, wer wir sind und legen einfach wie in alten Tagen los. Eine Geschichte basierend auf einer Hauptfigur, die hier eine tragende Rolle spielt.
Die Geschichte beginnt in al-Anbar, eine Region westlich von Bagdad, wo wir das triste Leben eines Tagediebes satthaben und schon die ersten Kontakte zu der Bruderschaft der Assassine geknüpft wurden. Der Übermut und die Selbstzweifel von Basim führen dazu, dass wir eine unüberlegte Handlung ausführen, die uns zwar den Assassinen näherbringt, aber wir für alle Ewigkeit auf der Abschussliste stehen. Ubisoft hat alles daran gesetzt, sich treu zu bleiben und so fühlt sich der Fan als auch ein Neueinsteiger sofort wohl und verbunden mit dem Spiel. Der große Pluspunkt ist aber wieder einmal das Ambiente, welches uns von der ersten Sekunde mitten in das Geschehen zieht.
Gameplay
Mit dem Geist eines Assassine
Ganz ohne ausschweifendes Tutorial finden wir uns an Ort und Stelle wieder und können zugleich loslegen. Die Interaktion basieren einmal mehr auf dem gekonnten Klettern, Springen und Hüpfen, wie schon in der Vergangenheit der Assassins Creed Reihe. Locker und flockig, wie Körper und Geist miteinander verschmelzen, bewegen wir uns von Haus zu Haus. Obgleich wir den Weg durch die Gassen oder Dächer wählen, über Seile und Pfosten. Präzession wird bei unserem Voranschreiten nicht verlangt, was aber zugleich einige präzise Ausführungen durch Fenster etwas hakelig gestaltet. Damit können wir aber gut leben, weil alles immer sehr flüssig bleibt und wir letztendlich doch unser Ziel erreichen.
Das Gameplay ist selbsterklärend und orientiert sich an der Zeit, wobei es gerne etwas mehr sein dürfte. Hier wollen wir auf das Kampfsystem eingehen, das sich eigentlich nur auf die eine Taste (R1) beschränkt. Ob nun kurz oder lang gedrückt, um Hiebe oder Schläge mit dem Schwert auszuführen, hätten wir uns gerne mehr Aktionen gewünscht. Im direkten Vergleich der Taste für den Angriff steht die Abwehr (L1), die wenigsten mit einer weiteren Aktion des Wegrollen (Viereck) etwas mehr Möglichkeiten bietet. Ansonsten heißt es munter fröhlich, hau drauf bis der Tod uns scheidet oder wir den Gegner zu Boden werfen.
Die Assassins Creed Reihe basiert eigentlich auf dem System des Geheimen, dem Schleichen und unbemerkten Annähern. In den letzten Teilen verfolgte Ubisoft dieses System leider nicht mehr konsequent und das Spielprinzip änderte sich zu vom Assassine zur Ein-Mann-Rambo-Armee. Hier in Mirage kehrt das alte System des berühmten Ezio Auditore ein wenig zurück. Hau drauf, mit viel Geschrei die Masse zu erstürmen und niederzumetzeln, wird in vielen Fällen unser Dasein schnell in den Animus schicken. Dann müssen wir nochmal loslegen.
Ob nun jung oder alt, beherzte Fans oder Neueinsteiger der Serie, in Assassins Creed Mirage kommt nun wirklich jeder Gamer klar und kann seines Weges gehen. Sicherlich ist es nicht perfekt, spiegelt aber einmal mehr den Charakter der Spieleserie dar. So kann über diverse Hakeleien oder andere Kleinigkeiten hinweggesehen werden, da sie fast schon als Grundbestandteil der Serie angesehen werden können. Es gehört irgendwie dazu!
Grafik & Sound
Ein Weltenzauber
Mit den ersten Metern im Spiel wird einem schnell klar: Ubisoft hat es mal wieder geschafft, uns in eine Welt zu entführen, die sehr lebhaft wirkt, mit vielen Details aufwarten kann und genau den Kern der Sache trifft. Obwohl Bagdad durch seine zahlreichen Kriege und die Zerstörung der Mongolen im 13. Jahrhundert für uns heute kaum noch Spuren sichtbar macht, haben die Entwickler eine Stadt aus der Blütezeit der islamischen Welt neu auferstehen lassen. Dazu sprechen wir unseren Respekt aus, da sowas viel Recherche und archäologische Arbeit im Vorfeld erfordert. Dass Ubisoft das kann, haben sie schon mit Assassins Creed Unity bewiesen, wo wir einst die Kathedrale Notre-Dame de Paris hinaufkletterten. Das 3D-Modell aus dem Spiel hilft heute dem Wiederaufbau der 2019 in Brand geratenen Kathedrale. Ein größeres Dankeschön kann man wohl als Entwickler kaum erhalten.
Grafisch kann Ubisoft mehr als überzeugen, auch wenn die heutige Technik sicherlich ein Schritt weiter ist. Hier gibt es die Liebe zum Detail zu bestaunen, die vielleicht etwas als stumpf angesehen werden kann. Den absoluten Hochglanz gibt es nicht zu sehen, was dann einmal mehr uns in diese Epoche zieht. Das kann gerne gesehen werden, wie jeder vermag, wobei das weniger dann einmal mehr ist. Es ist schick und die Momente zum Staunen gibt es auch – Hier noch schnell ein Foto machen und weiter geht die Reise.
In Sachen Sound bietet Ubisoft dem Gamer die Wirklichkeit, denn auch wenn wir nun nicht wirklich die Sprachexperten sind, sprechen die NPCs um uns herum die Sprache der Region. Das hebt nicht nur die Stimmung, sondern lässt auch etwas Urlaubs-Feeling aufkommen. Wir sind in einer fremden Welt, die zwar nicht zum Shopping einlädt, aber ihr Dasein einmal mehr unterstreicht. Es ist ein Spiel für die Heimkinoanlage, auch wenn zugleich ein Headset ebenfalls eine gute Figur macht. Dennoch hätten wir uns 3D-Sound oder gar Dolby Atmos gewünscht. Was nicht ist, muss dann selber über die heimische Anlage abgemischt werden.
Überzeugend stimmig tritt im Spiel der Soundtrack auf, der dieses Gefühl aus Tausendundeine Nacht aufkommen lässt, uns aber die Bauchtänzerinnen vermissen lässt. Es klingt nach Prince Of Persia oder Kingdom Of Heaven, also alles sehr passend.
Umfang & Langzeitmotivation
„Sesam, öffne dich!“
Mit Assassins Creed Mirage geht Ubisoft endlich wieder einen Weg, der uns von dem erschlagenden Umfang abbringt und wieder mehr Übersicht verschafft. Hier scheinen wir doch das Ende eines Spiels erreichen zu können. Was heißt das? Mirage ist deutlich kleiner als seine zahlreichen Vorgänger wie Origins, Odyssee oder Valhalla. Das spiegelt sich auch im Preis wider, der bei 49,99 Euro beginnt.
Diese Welt dreht sich rein um die Stadt Bagdad und umfasst nur ein Viertel der heutigen Hauptstadt des Irak. Wer glaubt, er können die entfernten Hängenden Gärten von Babylon besuchen, den müssen wir leider enttäuschen. Uns reicht das und mehr gab es in den Anfängen von Assassins Creed auch nicht.
Wo Ubisoft sich aber nicht einschränken ließ, sind die bekannten Inhalte und Interaktionen. So können wir weiterhin mit dem Adlerauge versteckte Dinge finden, mit unserm „Wüstenschiff“ die Welt bereiten oder gar den „Geier“ über dem Kopf kreisen lassen, um auch die wirklich wichtigen Orte zu lokalisieren. Alleine hier wird einem schon klar, Langeweile wird nicht aufkommen und das Angebot an Missionen, deren Stränge und Quest sind vollkommen ausreichend, um auch endlich ein Assassins Creed auch mal abschließen zu können. Natürlich steht die Erkundung weiterhin im Vordergrund und so müssen wir auch Türme besteigen, mit dem Todessprung verlassen, Gebiete aufklären und säubern. Dabei bietet die Stadt sehr viele Möglichkeiten sich austoben zu können, dass einem die offene Welt auch weiterhin mit offenen Armen empfängt. Einen direkten oder gar geradlinigen Handlungsstrang konnten wir nicht erkennen.
… und falls jemanden doch zu langweilig wird: Das Looten, also das Sammeln von Unrat und Materialien zum Verbessern der Waffen und Ausrüstung ist auch hier gegeben. Zudem können wir unsere Fähigkeiten ausbauen und neue Dinge erlernen und verbessern. Was braucht man mehr? Es muss in unseren Augen nicht alles immer derartig komplex sein, dass wir eines Tages die Finger vom Spiel lassen.
Fazit
Willkommen im Bagdad des 9. Jahrhunderts
Mit Assassins Creed Mirage hat es Ubisoft wieder geschafft, uns in eine Welt zu entführen, die heute so nicht mehr existiert. Willkommen im Bagdad des 9. Jahrhunderts, eine Stadt in der Blütezeit des Islam, wo Araber und Perser, Juden, Christen und Sabäer, Händler der islamischen Welt einträchtig nebeneinander wohnten und lebten. Geschickt gepaart mit den Spielelementen der Assassins Creed Reihe erleben wir eine Welt voller Staunen und Entdeckungen. Fantasie, Mysterien und den Hauch der Geschichte kann man woanders nicht besser ausleben.
Assassins Creed Mirage kann nicht mit den großen Spielplätzen seiner Vorgänger mithalten, sondern konzentriert sich mehr auf das Wesentliche. Wie in der guten alten Zeit, wo der Moment mehr Effekt erzielte als die schier unlösbare Aufgabe alles zu entdecken, zu lösen und zu entschlüsseln.
Ein perfektes Spiel für alle Anhänger der Assassine, die sich in den letzten Jahren mehr als nur überfordert fühlten. Mirage ist deutlich kleiner gehalten, kann aber dafür wieder mit Spielspaß auftrumpfen, statt mit dem Abarbeiten des Contents. Ein wunderbarer Streifzug durch die Geschichte, der dann auch mit den Momenten hängen bleibt. Absolute Empfehlung von uns.
- Entdecke ein dichtes, vom Plot getriebenes Action-Adventure, das der Verwandlung eines widerspenstigen jungen Mannes in einen gebildeten Meisterassassinen folgt
- Reise in dieser liebevollen Hommage an das Spiel, mit dem alles begann, nach Alamut, der legendären Heimat der Assassinen, die das Fundament des Kredos legten
- Erlebe einen modernen Blick auf die berühmten Features und das Gameplay, die seit 15 Jahren eine Reihe definieren, Du bewegst dich nahtlos im Parkour durch die Stadt und tötest Ziele aus dem Hinterhalt mit wilderen Attentaten als je zuvor