Seit mittlerweile 16 Jahren begeistert Battlefield, wie kaum eine andere Spiele-Serie, seine Fans. Als Battlefield 1942 seine Spieler in virtuelle Schlachten des zweiten Weltkrieges schickte, steckte Multiplayer-Gaming und selbst das Internet fast noch in den Kinderschuhen. Nun stellt sich Battlefield V den Spielern und führt uns zurück zu seinen Anfängen. Die Schlachtfelder eines der größten Konflikte der Menschheit präsentiert uns EA in atemberaubender Grafik und epischer Soundkulisse. Kann Battlefield V an seine erfolgreiche Geschichte anknüpfen? Wir haben es für euch herausgefunden.
DICE wurde 1992 von den Mitgliedern der ehemaligen Demoszene-Gruppe The Silents gegründet.Alle Mitglieder kamen aus der kleinen Stadt Alvesta in Schweden. Der Demoszene-Einfluss ist in einigen DICE-Spielen sichtbar. Zum Beispiel taucht das Akronym TSL, das die Gruppe The Silents verwendete, im Spiel Motorhead auf Bannern und Zeichen auf. Seit 2002 ist das Studio bekannt durch die Veröffentlichung der Battlefield Reihe, die im Zwei-Jahres-Rhythmus mit neuen Ablegern versorgt wird. Bekannte Meilensteine sind dabei Battlefield 2, Bad Company oder aktuell Battlefield V. Auch durch Spiele wie Mirrors Edge oder Star Wars: Battlefront 1 und 2 wurde DICE zu einem der führenden Studios in der Gaming-Industrie. Seit Ende 2006 gehört DICE zum Publisher Electronic Arts.
Ersteindruck
Gewaltig in Ton und Bild
Sobald wir Battlefield V das erste mal starten, nimmt uns das Spiel mit brachialem Sound und opulenter Grafik in Empfang. Wir starten in den Prolog, der uns an verschiedene Schauplätze des zweiten Weltkrieges führt. Mit der Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede Churchills beginnt ein spannend aufgebautes Tutorial, in dem wir die Funktionalitäten des Spiels bildgewaltig gezeigt bekommen. Besser noch, niemand erzählt uns was wir tun müssen. Wir erspielen es direkt. Ob bei einem nächtlichen Angriff auf Narvik, einer Panzerfahrt in Nordafrika oder bei einer Abfangjagd auf alliierte Bomber über den Wolken Deutschlands – Battlefield V geht direkt mit krasser Action an den Start. Dennoch wirkt dieser Prolog wenig glorifizierend für den Krieg. Er soll uns eher mit in den Zwischensequenzen gesprochener Lyrik an das Grauen und den Tod dieses Konfliktes erinnern und verweist auf die Helden, die maßgeblich zur Befreiung Europas von den Nazis beitrugen. Danach, kehrt Ruhe ein und kurz denken wir über die Schrecken des Krieges nach, der uns hier in einem Spiel gezeigt werden wird. Wir beginnen mit den War-Stories, den Missionen der Singleplayer-Kampagne, bevor wir uns in aufregende Multiplayergefechte wagen.
Die Kampagne
Viel Potenzial, wenig Substanz
Galt Battlefield bis zum Erscheinen von „Bad Company“ im Jahr 2008 noch als reiner Multiplayer-Shooter, so gehört es heute offensichtlich zum guten Ton eines Spiels auch eine Singleplayer Kampagne mitzuliefern. Seit Battlefield 1, also dem direkten Vorgänger des neuen Ablegers der Serie, hat man bei Dice allerdings etwas an der Struktur der Erzählungen geändert. Auch Battlefield V erzählt uns in den sogenannten War-Stories einzelne Geschichten, die mit verschiedenen Charakteren und an unterschiedlichen Orten des zweiten Weltkrieges spielen.
Begleiten wir anfangs einen englischen Hasadeur, einen Häftling der eine zweite Chance in Spezialmissionen in Nordafrika erhält, so sind wir in der nächsten Geschichte als Untergrundkämpferin im eisigen Norwegen unterwegs. Wir kämpfen gegen eine scheinbare Übermacht deutscher Soldaten um unser Land und die Freiheit zu verteidigen. Spannend inszeniert sind die kleinen Geschichten allemal, grafisch opulent und reich an Action aber in jedem Fall. In der dritten Geschichte erleben wir den Krieg in Frankreich aus der Sicht eines senegalesischen Tirailleurs. Diese Männer kämpften als Sonderverbände gegen die deutsche Wehrmacht und waren aufgrund Ihrer Herkunft auch bei den eigenen Truppen eher wenig geachtet. Umso interessanter ist dabei der politische Ansatz dieser Geschichte. Ein Novum bietet uns allerdings die vorerst letzte der 4 War-Stories, in der wir eine deutsche Panzerbesatzung begleiten. Das war bisher in wenigen Spielen, die den zweiten Weltkrieg als Setting nutzen, möglich. Diese Geschichte zeigt die andere Seite des Krieges aus der Perspektive deutscher Soldaten. Männer die an die Richtigkeit ihrer Sache glauben und dennoch zweifeln, ob die Pflichterfüllung ihre Handlungen rechtfertigen kann.
Grundsätzlich sind diese War-Stories mit schönen Filmsequenzen inszeniert und die Charaktere versprechen allesamt wirklich viel. Leider hat man das Potenzial nicht vollends ausgenutzt und liefert in den spielbaren Abschnitten nur Egoshooter-Einheitskost. Wir schleichen durch geheime Forschungsanlagen, bekämpfen Wellen von Gegnern und sammeln Munition und verschiedene Waffen ein. Dabei haben wir dennoch regelmäßig die Möglichkeit, verschiedene Vorgehensweisen zu probieren. Meist endet es jedoch in einer hektischen aber langweiligen Ballerei mit teilweise strunzdummer KI. Leider wirken die Missionen eintönig und der gesamte Singleplayer wenig zu Ende gedacht. Oft sind unser KI-Gegner nicht in der Lage und zu verfolgen oder entdecken uns selbst bei größter Vorsicht. Damit wirkt der Singleplayer von Battlefield V zusammengewürfelt und lieblos abgefertigt. Ein Lichtblick sind die Fahrzeugen die wir nutzen können und so zerlegen wir die Missionsziele in Nordafrika kurzerhand mit einem Junkers-Sturzkampfbomber oder fahren mit einem Kettenkrad über zugefrorene Meerengen. Roadkills an KI-Soldaten inklusive. Dabei kommt Spaß auf und wir wünschen uns weitere War-Stories in zukünftigen Updates.
Multiplayer
Sniper, Sniper, Sniper, Sniper – Raketenexplosion
Der Multiplayer ist die Stärke von DICE und damit auch das wichtigste Element in Battlefield V. Uns erwarten viele verschiedene Spielmodi, die wir in der Vorabversion leider noch nicht alle auf den Servern spielen können. Allgemein sind die Abläufe in Modi wie Team-Deathmatch, Vorherrschaft oder auch Conquest, den meisten Spielern sicher geläufig. Zusätzliche Modi wie Durchbruch , Große Operationen und Frontlinien sind allerdings auch mit dabei. Der angekündigte Battleroyal-Modus „Firestorm“ , sowie der Koop-Modus „Combined Arms“ erscheinen allerdings erst mit kommenden Updates in „Tides of War“.
„Tides of War“ nennen DICE und EA ihren Live-Game-Service, der die Spieler wöchentlich mit Updates, neuem Content und Herausforderungen versorgen soll. Und das kostenlos und ohne Premium Pass, wie es bisher der Fall war. Offensichtlich hat man gemerkt, das ein Premium Angebot die Community erheblich spaltet. Jeder Spieler erhält alle Inhalte, völlig kostenlos. Dabei wird „Tides of War“ in etwa den Seasons in Fortnite oder den Operations in Rainbow Six:Siege ähneln. Hier werden unterschiedliche Kapitel des Krieges dargestellt, mit denen neue Inhalte veröffentlicht werden.
Mit insgesamt acht Karten bietet Battlefield V bei Veröffentlichung etwas weniger Auswahl als seine Serien-Vorgänger, weitere Schlachtfelder sollen allerdings in der nahen Zukunft folgen. In punkto Design sind die Karten deutlich an Szenarien aus den War-Stories angelegt. Auf „Flugplatz“ etwa, kämpfen wir auf einem Flugfeld mit Hangars und Radarstationen in der Wüste Nordafrikas, wobei uns „Vernichtung“ in eine zerbombte Stadt in Belgien führt. Auf jeder Karte ist von uns eine Anpassung unserer Spielweise gefragt. Spielen wir auf „Hamada“, sollten wir ein Scharfschützengewehr nutzen oder uns auf Fahrzeuge konzentrieren, wobei uns „Rotterdam“ mit seinen engen Gassen eher zu Kämpfen auf kurze bis mittlere Entfernung verleitet. Auch wenn die Kartenauswahl noch begrenzt erscheint, so wird in der Auswahl dieser Schauplätze eine Menge Abwechslung geboten. Eines haben alle Karten aber gemeinsam – Sie sind umwerfend schön. Das Leveldesign ist herausragend und bietet meist viele Möglichkeiten das gegnerische Team zu flankieren.Auch sich verschanzende Sniper kann man meist umlaufen und so seine ganz persönliche Rache üben. Leider ist die Klasse des Scharfschützen immer noch sehr beliebt und so kann es passieren, dass mehr als die Hälfte der Spieler des Teams diese Klasse wählen. Das sorgt manchmal für Frustration, auf beiden Seiten. So wird ein Vorrücken weniger aktiver Spieler auf der Karte „Narvik“ etwa oft zu einem Spießrutenlauf, da man sich nur von Deckung zu Deckung bewegen kann. Vielleicht wäre eine Limitierung dieser Klasse, ob ihrer Stärke aber auch wegen dem verminderten Beitrag zum Teamplay sinnvoll.
Für taktisches Teamplay stand diese Spiele-Serie immer und das soll auch mit Battlefield V wieder deutlicher werden. So hat man den Spielern ermöglicht durch das Sammeln von Battlepoints, sogenannte Strikes zu ordern. Dies ist allerdings nur dem Squadleader vorbehalten und soll dafür sorgen, dass die Spieler in kleinen Teams zusammen arbeiten, um mit speziellen Fahrzeugen oder gar mit einem gezielten Angriff einer V1 Rakete ihre Stellungen zu verteidigen oder weitere Ziele zu erobern. Etwas Neues sind allerdings die Fortifications. Hier können die Spieler an bestimmten Punkten der Karte, Wälle, Sandsackbunker oder MG-Nester errichten. So zimmern wir uns komplette Verteidigungsanlagen zusammen, die es dem Gegner erschweren uns zu überrennen. Das bietet neue taktische Möglichkeiten. Leider gehen diese Aktionen in den teilweise sehr hektischen und schnellen Gefechten oft unter und selten erleben wir echtes Teamwork mit zufällig zusammen gewürfelten Squads. Auch treffen wir kaum auf Kameraden die ernsthaft an Verteidigungsanlagen bauen. Zumal diese bei einer Eroberung durch den Feind auch gegen unser Team eingesetzt werden können. Insgesamt spielt sich Battlefield V ähnlich wie Battlefield 1. Schnell, hektisch und reich an Action. Wirkliche Fronten entstehen selten, da uns der Gegner aus fast jeder Richtung überraschen kann. Hat man aber ein anständiges Squad im Rücken, so steigt der Spaßfaktor um ein vielfaches an. Also schnappt euch eure Freunde und spielt gemeinsam!
Grafik / Sound / Technik
Krass, was uns DICE da um Augen und Ohren haut
Wir haben Battlefield V auf allen Plattformen gespielt, sowohl PC, XboxOne als auch PlayStation 4. Auf den Konsolen bietet Battlefield V uns Checkerboard Rendering 4K und HDR. Ein wahres Dolby Atmos wird leider nicht auf der Xbox One geboten, die Höhenlautsprecher bleiben leider stumm.
An optischer Brillianz und Grafikpracht übertrifft wohl kaum ein aktuelles Spiel die Darstellung in Battlefield V. Oftmals halten wir inne, um uns an der Grafik und dem Design von Levels und Karten zu erfreuen. Wenn da nicht immer dieser Krieg wäre. Allein in den War-Stories kommen wir etwas mehr dazu, uns an Pflanzen, matschigen Wegen oder ausgespülten Wegen satt zu sehen. Die visuellen Effekte tun ihr Übriges. Leider hat es DICE hiermit oftmals etwas übertrieben. Wir werden von Spiegelungen geblendet oder uns wird die Sicht durch Regen oder Schnee genommen. Was im Singleplayer merklich zur Atmosphäre beiträgt, stört im Multiplayer aber teilweise sehr. Hierbei beziehen wir uns aber hauptsächlich auf die massiven Partikeleffekte, die Staub, Schnee, Regen oder Asche darstellen. Was Feuer, Rauch oder gar Explosionen angeht, so übertrifft sich DICE mit Battlefield V selbst. In keinem Spiel erlebt man eine derartige Pracht, wenn eine V1 auf eine gegnerische Stellung niedergeht oder man in den brennenden Ruinen einer Stadt nach feindlichen Spielern sucht. Die aktuelle Frostbite Engine leistet enormes und bewahrt dennoch die Hardware vor zu krasser Belastung. Selbst in niedrigen bis mittleren Einstellungen sieht das Spiel noch deutlich besser aus, als viele Konkurrenten.
Auch zu hören gibt es eine Menge. So bietet Battlefield V nicht nur grafisch viel, sondern kann auch im Sound überzeugen. Der Lärm des Krieges war bisher noch nie derartig plastisch und brachial zu hören. Kameraden schreien Befehle, Maschinengewehrsalven prasseln auf uns ein und in der Nebenstraße hört man das tiefe Grollen eines Tiger Panzers. Aber auch die martialischen Schreie unserer Gegner sind nicht ohne. Nicht selten erwischen wir eine der schwer diskutierten weiblichen Soldatinnen, die uns dann mit einem markerschütternden Schrei ihr Ableben signalisiert. Mit einer angemessenen Surround-Anlage klingt das ganze Spiel wie eine aufwendige Hollywood Inszenierung und kann doch auch jedem Stereokopfhörer genug Input bieten. Was man hier zu hören und zu sehen bekommt ist gewaltig und heftig, in vielerlei Hinsicht.
Hier fliegt dir die Birne auch ohne Kopfschuss weg! Battlefield V tritt dir mit der Grafik beide Beine weg, hebt dich aus dem Dreck und drischt dir dann seinen Sound brachial um die Ohren.
Fazit
Der Multiplayer Shooter des Jahres
In Battlefield hat sich über die insgesamt 16 Jahre vieles verändert. Dabei gibt es immer Dinge die Spieler gefallen oder aber zu Shitstorms in der Community führen. Weibliche Soldaten sind es allerdings nicht, die für Aufregung sorgen sollten.
Die Aufteilung der Kampagne in einzelne War-Stories gefällt uns gut. Dennoch fehlt es diesen Geschichten an erzählerischer Tiefe. Was gut beginnt, wird durch teilweise öde Ballerei gegen dumme KI-Gegner zu einem langweiligen Einheitsbrei. Zu oft haben wir schon in diversen Shootern irgendwelche Flakstellungen gesprengt. Dabei hätte man mehr aus den Geschichten herausholen können. Spaß hatten wir dennoch und die Optik macht einige Patzer wieder wett.
Im Multiplayer hat sich im Vergleich zu Battlefield 1, aber auch zu den anderen Vorgängern einiges getan. Teamplay in Squads wird stärker belohnt und kann in der Anforderung von Strikes genutzt werden. Innerhalb von Squads können sich alle Spieler wiederbeleben, was eine deutliche Verbesserung des Gameplays darstellt. Man achtet dadurch stärker aufeinander. Die Nutzung von Fahrzeugen im Multiplayer gleicht der von Battlefield 1 und wir hätten uns eher eine Rückkehr zu dem früher verwendeten System gewünscht. Oft gleicht es in Battlefield V einem Glückspiel, einen begehrten Panzer oder gar ein Flugzeug zu verwenden.
Battlefield V spielt sich schnell und oftmals wirken die Kämpfe sehr hektisch und wenig koordiniert. Einen Commander Modus gibt es nicht und so ist es die Aufgabe jedes Squadleaders für gezielte Einsätze seiner Kameraden zu sorgen. Mit dem richtigen Squad an seiner Seite, macht Battlefield V eine Menge Spaß. Lediglich die Time-to-Die ist unserer Meinung nach, auch seit den Anpassungen nach der Beta, sehr kurz. Selten hat man Zeit auf Beschuss zu reagieren. Oft segnet man schnell das Zeitliche.
Grafisch und Sound-technisch ist Battlefield V wohl das schönste und brillanteste was wir im Shooter Bereich bisher gesehen und gehört haben. Wer Battlefield V noch nicht erlebt hat, dem bleibt sicher mehr als nur einmal der Mund offen stehen.
Wenn du Battlefield V testen willst, bietet dir Origin Access eine 10-stündige Trialversion an, in der du eine Mission der Kampagne und alle Karten im Multiplayer spielen kannst.
[amazon_link asins=’B07D84W5V1,B07D86XYP1,B07D7GSB5G,B07D7FTVKH‘ template=’ProductCarousel‘ store=’playstaexperi-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’0d62610e-e8f6-11e8-a77d-e157b6450fa2′]