Death Stranding Directors Cut
Bild: Sony

[ TEST ] DEATH STRANDING: DIRECTOR`S CUT – Paketdienst der Apokalypse

Rund zwei Jahre nach dem Hideo Kojimas ungewöhnliches Adventure-Experiment für die PS4 und später für den PC erschienen ist, erschien nun der Director’s Cut für die PlayStation 5 und ist dabei viel mehr als ein reines Grafik-Upgrade.

Ersteindruck

Die Welt nach dem Ende der Welt

Games, die uns eine postapokalyptische Welt heraufbeschwören, gibt es unzählige. Meistens wird die Zivilisation von Infizierten heimgesucht. The Last of Us ist ein gutes Beispiel hierfür. Oder aber die Menschen katapultieren sich durch einen Atomkrieg gleich ganz ins Mittelalter zurück, wie etwa in Fallout. Auch Hideo Kojimas neuestes Werk reiht sich ein in die Untergangs-Fantasien der Spiele-Entwickler und ist dennoch oft ganz anders als alle anderen AAA-Produktionen der Gaming-Industrie.

In Death Stranding hat der gestrandete Tod den USA – und sicherlich auch dem Rest der Welt – das Unheil gebracht. Eine mysteriöse Kraft ist es, die dafür sorgt, dass die sonst so scharfen Linien, die die Welt der Lebenden von den Toten trennt, aufreißen. Mit fatalen Folgen für die gesamte Menschheit. Immer wieder entladen graue Wolken den Zeitregen über die Landschaften der USA. Alles, was mit den kontaminierten Wassertropfen in Berührung kommt, wird einer rasanten Alterung unterzogen, bis es letztlich zerfällt – ganz gleich, ob Mensch, Tier oder Materialien und Oberflächen. Nichts kann dem Tod entrinnen. Längst haben die Landschaften der USA ihr Antlitz für immer verändert. Auch sie wurden vom Zeitregen so lange geformt, bis sie nun anmuten wie die zerklüfteten Landschaften Islands.

Städte gibt es auch fast keine Mehr. Statt ihrer betten sich riesige Krater in den Erdmantel. Der gestrandete Tod besitzt weitere Gefahren. Jedes Mal, wenn ein Mensch stirb, wird dieser langsam von der schwarzen, teerartigen Flüssigkeit des Todes umspült, bis geisterhafte Silhouetten aus der schwarzen Masse emporsteigen und den Gestorbenen verschlingen. Wenn dies geschieht, wird eine Detonation entfacht, die einer Wasserstoffbombe gleich, alles im Umkreis vieler Kilometer, vollkommen den Erdboden gleich macht. Aus diesem Grund müssen Leichen stets im Krematorium verbrannt werden. Das klingt einfacher als es ist. Doch der Weg dorthin ist lang und beschwerlich. Flüsse, scharfe Felsen und sogar ganze Berge stellen sich uns in den Weg.

Sam Porter Bridges, gespielt vom Walking-Dead-Star Norman Reedus, ist unser Avatar des Spiels, in dessen Haut wir schlüpfen. Sam ist kein Unbekannter. Er gilt als der wohl beste Lieferant der Staaten. Die Lieferanten sind wohl das letzte Bindeglied der Gesellschaft. Sie versorgen die verbliebenen Städte und Menschen mit dringend benötigte Güter wie Medikamente, Lebensmittel oder Pflanzensamen. Derzeit trägt Sam den Leichnam der eigenen Mutter auf dem Rücken. Unser Ziel ist das besagte Krematorium. Sams Mutter war dabei keine Unbekannte. Vielmehr war sie die letzte Präsidentin der Vereinigten Staaten. Und nun ist sie tot.

Ihr merkt es sicher schon. Die Geschichte, die uns Death Stranding erzählt, ist ziemlich abgefahren und ausgeklügelt. Alles darin besitzt seine eigenen Gesetze und mit jedem Kapitel des Spiels begegnen wir neuen Charakteren. Mysteriöse Menschen, manche von ihnen sind uns freundlich gesinnt und andere feindlich. Sam ist dabei eine besondere Art von Menschen, er gehört zu den sogenannten Wiederkehrern. Für ihn bedeutet der Wechsel auf die Seite des Todes noch nicht den eigenen endgültigen Tod. Er hat die Fähigkeit, wieder zurück in die Welt der Lebenden zu finden. Allein dazu imstande ist er allerdings nicht. Als Bindeglied zwischen den Lebenden und den Toten fungiert sein Bridge-Baby (BB), mit dem er immer verbunden ist.

Bevor Sams Mutter und US-Präsidentin das Zeitlich segnete, hat sie ihm einen Auftrag gegeben. Er bekommt die Last auferlegt, das Land wieder zu vereinen. Dafür sollen wir einmal von der Ostküste, quer durchs Land, bis zur Westküste, alle wichtigen Knotenpunkte der verbliebenen Zivilisation miteinander verbinden und ans chirale Netzwerk anschließen. Auf diese Weise, so erhofft sich die Präsidentin, würde das Land wieder vereint und die Menschen könnten mehr über den gestrandeten Tod erfahren.

Gameplay

Paketbote der Apokalypse

Das Gameplay klingt auf dem ersten Blick simpel – bringe die Fracht von Punkt A nach Punkt B – doch Death Stranding erweist sich mit zunehmender Spielzeit als ein erstaunlich gut durchdachtes Abenteuer, mit einer sehr hohen Bandbreite. Nahezu jedes kleinste Element im Spiel scheint vom Entwicklerstudio Kojima Productions mit viel Bedacht ins Gameplay eingebaut zu sein. Am Anfang eines Jeden Fracht-Auftrags finden wir uns in den Lieferzentren ein. Hier nehmen wir die Aufträge entgegen und bekommen die zu liefernde Fracht überreicht. In den Menüs legen wir fest, wo am Körper wir die Lasten anbringen möchten. Die Größe und das Gewicht der Fracht nehmen dabei immer direkt Einfluss auf unseren Körper. Haben wir die vielen Kisten schlecht an unserem Körper ausbalanciert, fällt es Sam sichtlich schwer, die Balance zu halten. Allzu einfach passiert es dann, dass wir das Gleichgewicht verlieren, wir hinfallen und unsere Lieferung beschädigt oder sogar komplett zerstört wird. Die oft sehr unebene Landschaft, mit ihren vielen Felsen, Hügeln, Bergen und Flüssen machen den Balanceakt nicht gerade leichter. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Fracht unter Kontrolle haben.

Mit fortschreitendem Spiel liefern wir immer extravagantere Frachten aus, die oftmals eine besonders sorgfältige Behandlung verlangen. Beispielsweise wird uns Sprengstoff anvertraut, der bei Erschütterung Gefahr läuft, zu detonieren oder aber wir liefern Pizza an hungrige Mäuler, die wiederum nur waagerecht transportiert werden darf. In keinem anderen Spiel zuvor, waren wir so stark gezwungen, uns so viele Gedanken um unsere Fortbewegung zu machen. In Death Stranding wird die offene Spielwelt zur echten Herausforderung. Und so überlegen wir uns immer ganz genau, ob es eine gute Idee ist, in den Sprint-Modus zu wechseln. Oder etwa, ob wir es wagen können, unseren Lieferweg über einen Berg abzukürzen. Doch so ein Berg birgt immer auch viele Gefahren. Haben wir überhaupt genug Kletterseile und Leitern dabei? Es fängt an zu Regnen und der Zeitregen nagt an den Transportkisten. Im schlimmsten Fall verlieren wir unsere Lieferung. Umgehen wir die Regenfront? Stellen wir uns irgendwo schützend unter oder laufen einfach durch?

Aber auch abseits der Regengüsse sehen wir uns ständig der Widrigkeiten der rauen Natur ausgesetzt. Wir haben es ja bereits angedeutet. Flüsse durchschneiden immer wieder unsere Routen und nun müssen wir entscheiden, ob wir uns zu Fuß durchs Nass trauen – die Strömung könnte uns leicht wegreißen und unsere Fracht würde einfach mitgespült. Oder wir spannen eine Leiter vom einen ans andere Ufer. Manche Flüsse sind allerdings so breit, dass wir auch damit nicht weiterkommen. Da schafft nur noch eine Brücke Abhilfe. Die kostet uns allerdings einiges an Ressourcen. Darüber hinaus laufen wir Gefahr, von herabfallenden Felsen erschlagen zu werden, geraten in Schneestürme, welche uns die Sicht rauben und Sam viel Ausdauer kosten, wandeln durch Schneemassen über steile Klippen, werden von Sturmböen gepeitscht und vieles mehr. Noch nie in einem Spiel wurde die rohe Macht der Natur so überzeugend und schön zugleich abgebildet wie in Death Stranding.

Im weiteren Spielverlauf bekommen wir die Möglichkeit, Fahrzeuge zu nutzen, mit denen wir nicht nur deutlich einfacher durch das oft unwegsame Gelände kommen, auch viel Zeit ersparen wir uns dadurch und obendrein können wir so deutlich größere Mengen Fracht auf einmal transportieren. Doch auch die Motorräder, Geländewagen oder etwa der kleine schwebende Lastentransporter haben so ihre Eigenheiten. Mit so einem Fahrzeug kann man auch schnell mal zwischen größeren Felsen stecken bleiben oder das Motorrad im Fluss versenken. Ganz ohne Energie kommen die Gefährte nicht aus. Mit dem Rohstoff Chiralium treiben wir unsere motorisierten Helfer an. Wir sollten sichergehen, dass wir immer einen Vorrat dabeihaben. Im schlimmsten Fall stecken wir mitten im Nirgendwo fest. Ohnehin gehören Rückschläge in Death Stranding zum Spielerlebnis dazu. Wir sind schließlich nur ein Botengänger und keine allmächtige Ein-Mann-Armee, wie wir es aus so vielen anderen Spielen kennen.

Neben der Natur muss sich Sam noch so manch anderen Gefahren stellen. Da wären zum einen die Mules. Überlebende wie wir, aber verdienen sie sich ihre Ressourcen dadurch, dass sie ahnungslose Lieferer ausrauben. Das dürfen wir uns natürlich nicht gefallen lassen. Es liegt wieder einmal an uns, wie wir mit den Konfrontationen der Mules umgehen. Schleichen wir uns leise an ihnen vorbei? Ergreifen wir die Flucht? Oder schlagen wir zurück?

Die Kampfmechaniken fallen leider etwas simpel aus und beschränken sich für unseren Geschmack etwas zu sehr auf stupides Tastengekloppe. Doch glücklicherweise spielen Nahkämpfe in Death Stranding nur eine Nebenrolle.

Bedrohlicher sind da schon die GDs – die gestrandeten Dinge. Das sind all jene verlorenen Seelen, die der gestrandete Tod in die Welt der Lebenden gespült hat. Ihre schwarzen Körper erscheinen an bestimmten Punkten der Welt immer wieder. In der Luft schwebend und nur schemenhaft erkennbar, fast wie dunkler Rauch, suchen sie nach lebenden Körpern, um sie ebenfalls hinüber zur anderen Seite zu ziehen. Sie suchen nach Sam. Solange wir uns in ihrer Gegenwart leise verhalten und sie unseren Atem nicht wittern, sind wir vor ihnen Sicher. Als hilfreich erweist sich hierfür unser Odradek. Der rotierende Roboter-Arm, mit dem wir unter anderem auch die Landschaft scannen dürfen. Der Odradek zeigt uns auch immer wieder auf, wann wir einen GD zu Nahe kommen. Für unser Bridge-Baby ist so eine Konfrontation mit den GDs immer eine stressreiche Tortur, weshalb das Kleine nach einiger Zeit zu schreien beginnt und wieder beruhigt werden möchte.

Doch schutzlos sind wir den dunklen Gestalten nicht ausgeliefert. Im Laufe unserer Wanderschaft durch die USA erhalten wir Zugang zu verschiedenen Waffen. Doch auch die haben einen Haken. Als Munition fungiert unser Blut. Mit jedem Schuss, den wir abfeuern, berauben wir Sam seinem Lebenssaft. Unüberlegtes Rumgeballer ist in Death Stranding keine gute Idee. Vor allem die im Laufe der Story auftretenden Bossgegner verlangen uns oft alles ab, was unsere Blutressourcen so hergeben.

Wir möchten diesen Test so spoilerfrei wie möglich halten, weswegen wir es vermeiden näher auf die Handlung einzugehen. Anzumerken bleibt nur, dass deren Charaktere gemimt werden von renommierten Filmgrößen wie Norman Reedus, Mads Mikkelsen, Leo Seydoux, Nicolas Winding Refn, Guillermo Del Torro und viele weitere. Die Story präsentiert sich äußert spannend und vor allem mysteriös. Was hat es mit dem gestrandeten Tod auf sich? Wird Sams unterfangen gelingen, die USA wieder zu vereinen und was hat es mit all den anderen Protagonisten auf sich? Jeder von ihnen scheint ein Geheimnis, eine Last mit sich herumzutragen, welche mindesten genauso schwer wiegt wie die Lasten, die wir auf Sams Rücken quer durchs Land schleppen. Was führt der irre Higgs im Schilde und warum ist es ihm möglich den gestrandeten Tod wie ein Puppenspieler zu kontrollieren?

Multiplayer

Einsam und doch nicht allein

Death Stranding ist ein Spiel, das sich Einsamkeit als großes Leitthema macht. Sam ist ein Mensch, der den Großteil seines Lebens allein verbracht hat. Darüber hinaus leidet er unter einer Phobie gegen Körperkontakt. Er wird nicht gern berührt. Auch in den endlos weiten und verlassenen Landschaften findet sich das Thema der Einsamkeit wieder.

Dem gegenüber steht der Multiplayer, welcher genauso ungewöhnlich wie motivierend gestaltet ist. Ja, es existiert ein Multiplayer in Death Stranding. Auf einem Server befinden sich eine Vielzahl von realen Mitspielern gleichzeitig, die alle auf ihre Weise die Staaten durchwandern. Aber wer jetzt annimmt, er können mit seinen Freunden online auf Wanderschaft gehen und sich Server gezielt aussuchen, auf dem er spielt, der täuscht. Die eigenen Mitspieler bekommen wir nie zu Sicht und auch sie uns nicht. Alle Spieler sind einander unsichtbar und dennoch spielen wir stets zusammen. Alle Spieler unterstützen und helfen einander. Die Leitern und Seile, die wir aufstellen, um etwa Flüsse und Berge gefahrenlos zu überqueren, können auch von allen anderen Spielern genutzt werden. Und auch wir profitieren von den Bauprojekten und Ressourcen der anderen.

So wissen wir beispielsweise, dass es in einem Gebiet von GDs wimmelt und wir diesen Ort lieber mit Vorsicht betreten sollten. Ein Mitspieler hat ein Warnschild aufgestellt, das an uns warnend appelliert. Manche Bauprojekte wie etwa die Straßen benötigen tonnenweise Ressourcen, die kaum ein Spieler allein aufbringen kann. Wir müssen uns darauf verlassen, dass auch unsere unsichtbaren Mitspieler ihren Teil dazu beitragen. Und das funktioniert überraschend gut. Die Community in Death Stranding agiert erstaunlich sozial und hilfsbereit. Das liegt nicht zuletzt an den unheimlich gut durchdachtem Spiele-Design der Entwickler um Hideo Kojima.

Im weiteren Spieleverlauf lassen sich sogar Verträge mit anderen Spielern schließen, durch die wir unsere Fracht anderen Spielern überlassen und umgekehrt. Halten wir uns daran, erhalten wir Likes. Likes sind die allesumfassende Währung des Spiels, durch die wir auch an Ansehen gewinnen und durch die sich unser Level als Bote definiert. Durch nahezu alles, was wir im Spiel tun, dürfen andere Spieler Likes vergeben und umgekehrt können wir anderen Spielern ebenfalls viele Likes zuschanzen. Etwa weil sie ein Ladestation ins Niemandsland aufgestellt haben, durch die wir den Akku unseres Fahrzeuges wiederaufladen können. Der Multiplayer greift das Thema der Einsamkeit auf und bricht es auf in ein kollektives Miteinander. Noch nie hat Teamplay so gut funktioniert und war so befriedigend umgesetzt wie in Death Stranding. Hideo Kojima hat nicht zu viel versprochen als er in Interviews, lange vor Erscheinen des Spiels, verkündete, dass der Multiplayer einen ganz neuen Weg gehen wird. Wir können die Entwickler nur beglückwünschen und warten gespannt darauf, auf welche Weise dieses soziale Spielprinzip von zukünftigen Spielen aufgegriffen und erweitert wird. Wir würden es uns wünschen.

Was ist neu im PS5-Upgrade?

Mehr als ein simples Grafik-Upgrade

In jedem Fall ist Death Stranding Director’s Cut eines der lohnenswerten PS5-Upgrades. Für rund 10 Euro (wenn du die PS4-Version besitzt) bietet das Upgrade zusätzliche Missionen, verbesserte Grafik und Leistung, mehr Werkzeuge und Gegenstände, haptisches Feedback mit dem DualSense und 3D-Audio-Unterstützung. Das alles zusammen ergibt eine der besten Präsentationen der PS5-Hardware, die wir bisher gesehen haben.

Kojima Productions musste nicht viel an der Grafikschraube drehen, damit Death Stranding auch auf der PS5 hervorragend aussieht, denn es war schon auf der PS4 ein wunderschönes Spiel. Die technischen Verbesserungen betreffen vor allem die Auflösung und die Leistung: Es gibt einen 4K-Qualitätsmodus und einen etwas weniger scharfen 60fps-Leistungsmodus, wobei ersterer in der Regel bei 60fps bleibt und letzterer immer noch eine recht hohe Auflösung bietet. Normalerweise spielen wir Spiele im Leistungsmodi, aber ein Qualitätsmodus, der nicht auf 30fps beschränkt ist, ist hier sehr willkommen.

Eine weitere bemerkenswerte Neuerung ist die Möglichkeit, das Spiel in einem ultrabreiten Seitenverhältnis – also im Ultra-Wide-Mode zu spielen. Dadurch erhalten wir ein größeres Sichtfeld auf Kosten der Bildschirmfläche – wir erhalten dann wie im Kino schwarze Balken am oberen und unteren Bildschirmrand, wir können dann mehr von der Umgebung des Charakters sehen. Das passt hervorragend zu den weitläufigen Landschaften von Death Stranding und intensiviert die unheimlich gut gelungene Atmosphäre der Einsamkeit und Isolation, den die karge Natur versprüht.

Death Stranding war das erste Spiel, das uns in den Sinn kam, als Sony den DualSense-Controller der PS5 ankündigte, der über Features verfügt, die unterschiedliche Widerstände erzeugen können. In Death Stranding verbringt man viel Zeit damit, schwere Lasten auf dem Rücken zu tragen und die Auslösetasten zu benutzen, um die Last auszugleichen. Mit dem DualSense spiegelt sich das Gewicht darin wider, das Sam durch die Landschaft tragen muss. So kann man besser einschätzen, wann man sich überanstrengt und einen Berg hinunterstürzt. Die erhöhte Präzision des haptischen Feedbacks hilft auch dabei, das Gefühl für den Boden unter den Füßen und für Wetterbedingungen wie Regen zu vermitteln. Allerdings liefert Astro’s Playroom immer noch das beste DualSense-Erlebnis, aber Death Stranding Director’s Cut ist fast genauso beeindruckend.

Diese Version enthält auch eine der besten Implementierungen von 3D-Audio, die wir bisher gehört haben. Wir fanden diese Funktion bei den meisten PS5-Spielen bisher etwas enttäuschend, obwohl Sony die Tempest-Sound-Engine der Konsole angepriesen hat. Aber in Death Stranding Director’s Cut trägt es wirklich zur Immersion bei. Charaktere, die in Zwischensequenzen sprechen, klingen so, als wären sie genau um uns herum platziert, und wir können hören, von wo aus sich geisterhafte Feinde an Sam heranschleichen wollen. Es lohnt sich auf jeden Fall, dieses Spiel mit Kopfhörern zu spielen.

Der Zusatzinhalt scheint recht gering zu sein, obwohl wir noch nicht in der Lage waren, das gesamte Spiel ein zweites Mal durchzuspielen. Viele der Ergänzungen sind typisch skurril, von einem vollwertigen Rennmodus bis hin zu einem Katapult, mit dem man schwere Lasten durch die Landschaft schleudern kann, während es auch einige grundlegendere Änderungen gibt, wie etwa neue Nahkampfmanöver. Doch im Endeffekt glauben wir nicht, dass die Neuerung das Spiel im Besonderen bereichert oder sich dadurch ein erneutes Durchspielen völlig neu anfühlen wird.

Ein kostenloser 60fps-Patch wie bei Spielen wie Horizon Zero Dawn und The Last of Us Part II wäre wünschenswert gewesen, aber wir denken, dass ein 10-Euro-Upgrade für die PS5 ein gut investierter Preis ist, wenn man die PS4 bereits genossen hat. Mit 49,99 Euro für neue Spieler ist es auch ein angemessener Zeitpunkt, um in ein Spiel einzusteigen, das wirklich anders ist als alles andere. Death Stranding ist sicherlich nicht für jedermann, und das bleibt auch hier der Fall, aber mit dieser Version erhalten wir ein sehr rundetes Gesamtpaket.

Grafik & Sound

Ein technischer Leckerbissen

Kurzum: Death Stranding sieht fantastisch aus und steht derzeit ganz oben auf dem Grafik-Olymp. Jeder Charakter sieht seinem realen Schauspieler zum verwechseln ähnlich. Selbst kleine Hautfalten, Leberflecken, Bartstoppeln sind ganz klar zu erkennen. Die Körperanimationen und Physikeffekte sind ebenso revolutionär. Wenn Sam voll beladen ist, dann ist uns jederzeit ganz klar die ganze Schwere dieser Last bewusst. Unsere Körperhaltung und Bewegungen verändern sich je nachdem wo sich gerade der Schwerpunkt unseres Körpers befindet und wenn wir das Gleichgewicht verlieren und unsere Güter etwa einen Hügel hinabrollen, dann wirkt das absolut physikalisch überzeugend umgesetzt.

Ebenso die Mimiken der Gesichter. Die so realitätsgetreu sind, dass sie das ganze Potential des schauspielerischen Könnens der Darsteller jederzeit voll auszuschöpfen vermögen. Die Weitsicht und die Texturen sind fantastisch umgesetzt und kratzen mitunter am Fotorealismus. Die Decima-Engine, die zuvor bei Horizon Zero Dawn zum Einsatz kam, lässt hier ihre Muskeln spielen und lässt die Qualitäten der PS4-Version hinter sich und legt auf der PS5 nochmals eine Schippe drauf. Dabei läuft das Spiel jederzeit erstaunlich flüssig. Während unserer über 60 Stunden währenden Spielzeit haben wir uns nicht einmal über Framerateeinbrüche ärgern müssen.

Der Sound steht der optischen Opulenz in nichts nach und besticht durch unzählig gut platzierte Sounds, die uns glauben lassen, gegen die Widrigkeiten der Natur zu kämpfen. Die deutsche Lokalisierung ist fantastisch gelungen. Auch wenn wir uns gewünscht hätten, dass Norman Reedus seine markante Stimme aus The Walking Dead bekommen hätte. Wer die Wahl hat, sollte Death Stranding in Englisch zocken, doch die deutsche Übersetzung macht daneben keine schlechte Figur. Der Soundtrack des Spiels schleicht sich wunderbar ins Ohr. Immer wieder werden unheimlich stimmungsvolle Songs, etwa von Low Roar, kurz vor dem Ende einer besonders langen und beschwerlichen Reise eingespielt. Dann erwecken die harmonischen Klänge in uns die Freude und wir wissen ganz genau: „Ich hab´s geschafft! Ich bin endlich angekommen!

Umfang

Seelig sind die Geduldigen

Im Umfang bietet Death Stranding ein langes Spieleerlebnis, welches uns etwa 50 Stunden für das Erleben der sehr lohnenswerten Story abverlangt. Death Stranding ist ein langsames und genügsames Spiel. Diese Entscheidung von Hideo Kojima, das Spiel so entschleunigt ablaufen zu lassen, wird beileibe nicht jedem Gamer gefallen. Auch das gemächliche Gameplay von Red Dead Redemption 2 hat einige entnervte Spieler gelangweilt zurückgelassen. Für Death Stranding benötigt es vor allem Zeit. Bis die Story an Fahrt gewinnt, vergehen locker zehn Stunden. Ehe mit Cliff Unger, gespielt von Mads Mikkelsen, ein wichtiger Protagonist auf dem Plan tritt, kann es locker 20 Stunden Spielzeit benötigen.

Das Abenteuer um Sam Porter Bridges ist dabei keines, welches man mal eben für eine Stunde an einem kurzen Zockerabend spielt. Es ist vielmehr eine Welt in die man eintaucht und in der man in langen Spiele-Sessions verbleibt. Diese Entschleunigung hat manchmal etwas Anstrengendes an sich. Die meiste Zeit allerdings wirkt es meditativ und beruhigend. Vielleicht auch gerade deshalb, weil Death Stranding damit ein Gegenentwurf zu den meisten anderen Spielen ist.


Fazit
Ein Spiel der Extreme 

Wir könnten jetzt noch viel länger über Death Stranding schreiben. Aber was würde das bringen, außer dass der Text zu diesem Test immer ausladender werden würde? Und ohnehin möchten wir die vielen kleinen Details und die Story lieber unerwähnt lassen. Die soll jeder Spieler für sich selbst ergründen. So einseitig und monoton das Herumwandern durch die Ödnis der USA auch auf dem ersten Blick scheinen mag, seine Komplexität entfaltet das Spiel erst nach und nach. Viele Käufer, die sich Hideo Kojimas nächstes Action-Spektakel ala Metal Gear Solid erhofft haben, werden dann wohl schon gelangweilt wieder aufgegeben haben. Die geduldigen Spieler und all jene, die sich offen für neue Spiele-Ideen zeigen, wird das Endzeit-Abenteuer mit seinem vollen Potential belohnen. Hideo Kojima traut sich, seine treuen Fans ordentlich vor den Kopf zu stoßen und ein Spiel abzuliefern, welches ganz anders funktioniert und sich dafür entscheidet, neue Wege zu gehen. Das Spiel polarisiert wie kaum ein anderes. Das wird besonders deutlich, wenn man sich einmal die vielen Kritiken und Nutzer-Wertungen ansieht, die zu Death Stranding bereits vergeben wurden.

Die Highlights Death Strandings sind ohne Zweifel die Grafik, der Sound, die technische Umsetzung. All dies ist hervorragend gelungen. Das Game-Design ist bis ins Kleinste durchdacht und der Multiplayer besticht mit einem sozialen Kern, in denen alle Spieler so reibungslos ineinandergreifen wie Zahnrädchen in einem Schweizer Uhrwerk.

So wie die Thematik des Spiels zwischen den Welten der Lebenden und Toten wandelt, so wandeln die Meinungen über Death Stranding zwischen den Extremen. Ist es ein Meisterwerk oder nicht? Das sollte jeder für sich entscheiden. Für uns ist es eins!


Death Stranding Director´s Cut erschien am 24. September 2021 für die PlayStation 5.

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Death Stranding Director's Cut - [PlayStation 5]
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