[ TEST ] DIRT 5: PS-Schlammschlacht auf der Überholspur

Die Rennspiel-Veteranen von Codemasters möchten uns mit Dirt 5 ein weiteres Mal durch den Dreck ziehen. In dieser Woche startet der Arcade-Racer seine Motoren und wir durften die neueste Fortsetzung der beliebten Rennserie vorab testen und sind über die Pisten mit so manchem Boliden gedonnert.

Ersteindruck
Dirty Talk

Mit Dirt setzen Codemasters ihre wohl älteste Spieleserie fort. Bereits zu Zeiten der PlayStation One begleitete uns das scharrende Geräusch von Autoreifen, die über die Schotterpisten von Australien fuhren. Zur damaligen Zeit war die Serie noch unter dem Titel Colin McRae Rally bekannt und wagte mit den ersten Serienablegern einen gut ausgewogenen Spagat zwischen anspruchsvoller Fahrsimulation und zugänglichem Arcade-Fahrspaß.

Beim Ice-Breaker müssen wir unser Geschick beweisen.

2007 schlug die Franchise neue Wege ein. Colin McRae Dirt war geboren und der Arcade-Anteil wurde nach oben geschraubt. Fahrspaß und Zugänglichkeit wurden großgeschrieben und bescherten der Serie neue Fans. Das Experiment war geglückt. 2015 sorgte Codemasters mit dem Ableger Dirt Rally wiederholt für Aufsehen, da man nach einigen Ausflügen ins Arcade-Genre diesmal Fans von Hardcore-Simulationen erfreute. Das 2017 erschienene Dirt 4 wollte wieder zweispurig fahren und vereinte abermals Simulation und Arcade zu einem Spiel.

Im Jahr 2020 angekommen, erwartet uns mit Dirt 5 ein Ableger, der laut sein will, der bunt sein will und der vor allem wieder voll auf Spaß setzt und spannende Zweikämpfe bieten möchte – Mitten über die Matsch-, Schotter- und Schneepisten der Welt.


Gameplay
Vom Einsteiger zur Legende

Dirt 5 bietet im Hauptmenü die Wahl zwischen einigen Modi. Da wäre der Arcade-Mode, das Online-Spiel oder die Playgrounds. Aber das eigentliche Kernstück des gesamten Spiels ist ohne Zweifel der Karriere-Modus.

Der wird uns in der von vergangenen Dirt-Ablegern so vertrauten Kachel-Optik präsentiert, die uns die einzelnen Events übersichtlich auswählen lässt. Sage und schreibe 130 Events, unterteilt in 5 Abschnitten, werden wir auf unserer Karriereleiter bezwingen müssen. Dabei werden die Events wieder in verschiedene Kategorien unterteilt. In Ice Breaker ziehen wir mit 11 KI-Kontrahenten unsere Bahnen über zugefrorene Seen. Diese Strecken sind nicht nur optisch besonders gelungen und stimmungsvoll in Szene gesetzt, sie sind auch anspruchsvoller. Auf dem glatten Eis finden unsere Reifen kaum Halt. Wir sind gezwungen unser Tempo geschickter zu regulieren und gefühlvoll mit den Bremsen umzugehen. Nur so schaffen wir es, um die Kurven zu driften und nicht etwa mit Schmackes in die Leitplanken zu krachen.

Ein Splitscreen ist auch mit dabei.

In Offroad-Rennen geht es zumeist besonders steil bergauf und wieder bergab. Oft lauern hier auch schonmal große Felsbrocken in den Kurven, sodass wir schnell hängen bleiben, wenn wir unsere Lenkmanöver nicht gut genug kalkulieren. Offroad fahren wir ohne weitere Fahrer im Nacken. Der Gegner ist die Uhr, die von uns verlangt, Bestzeiten hinzulegen. Eher klassische Rennen durch Dreck und Schlamm lassen sich in den anderen Rennen wie Rally Raid oder Sprint finden. Auch die Gymkhana sind wieder mit an Bord. Hier müssen wir in die Trickkiste greifen innerhalb einer begrenzten Zeit zeigen, wie gut wir unseren Rennboliden beherrschen, in dem wir uns in Donuts schwindelig drehen, lockere Drifts hinlegen oder Punkte-Schilder umfahren. Obendrauf lassen sich in jedem Rennen noch drei individuelle Herausforderungen bezwingen. Auf diese Weise verdienen wir mehr Ruf-Punkte und steigern unser Ansehen. Im späteren Spielverlauf markieren Sponsoren-Verträge, neben den Preisgeldern, eine weitere Einnahmequelle.

Wer so viel Geld verdient, der will es ja auch ausgeben. Dazu haben wir in Dirt 5 reichlich Gelegenheiten. Mit unserem verdienten Geld kaufen wir etwa neue Autos oder wir sehen uns um – Im sehr reichhaltigen Angebot aus verschiedenen Stickern, Lackierungen und weiterem Deko-Kram wird sich garantiert etwas finden lassen, mit dem wir unseren Fuhrpark optisch aufpolieren können.

Apropos Fuhrpark: Die Autos in Dirt 5 sind lizenziert und bilden real existierende Marken ab. Eingeteilt in 10 Autoklassen, müssen wir sicher gehen, dass wir das richtige Auto für den richtigen Zweck auswählen. Längst nicht jede Karosse eignet sich auch für jede Strecke. Rock Bouncer beispielsweise, verfügen über große Räder und eignen sich damit prima für unwegsames Gelände. Rally Cross sind hingegen absolute Allrounder und bieten einen guten Kompromiss aus allen Eigenschaften und zu Rally GT gehören alle Wagen, die voll auf Leistung setzen.

Der Karriere-Modus erzählt auch eine Geschichte. Sie handelt vom Rennsport-Veteranen „AJ“, der uns unter seine Fittiche nimmt und seinem größten Konkurrenten „Bruno Durant“. Im englischen Original sind beide Charaktere mit den Synchronisations-Stars Nolan North und Troy Baker besetzt. Von Codemasters wurde die Story als großes Feature beworben, durch die man noch stärker in die spannende Karriere gesogen wird. Aber ganz ehrlich: Wir sind weniger überzeugt davon. Mitreisend, spannend oder lustig sind die Dialoge zwischen den Sprechern jedenfalls nicht und schaffen es auch nicht, die Karriere zu bereichern.

Mit dem Fotomodus lassen sich Momente stilvoll in Szene setzen.

Aber das müssen sie auch gar nicht. Denn unterm Strich bietet Dirt 5 einen unheimlich gut gelungenen Karriere-Modus, der mit seinen vielen verschiedenen Renn-Events immer wieder willkommene Abwechslung einstreut und zum Weitermachen animiert.

Im Online-Mode dürfen wir uns mit 11 weiteren menschlichen Kontrahenten um den ersten Platz streiten. Alle Renn-Events, die wir im Karriere-Modus bewältigen, lassen sich auch hier nachspielen. Egal ob Ice-Breaker, Gymkhana oder Offroad. Die Online-Server waren zum Testzeitpunkt leider noch nicht freigeschaltet, weshalb wir den Online-Mode nicht ausprobieren konnten. Darüber hinwegtrösten konnte uns aber der Splitscreen-Mode, mit dem wir einige Rennen auch gegen einen Freund oder eine Freundin auf dem heimischen Sofa absolvieren.

In den Optionen werden uns einige Einstellungen angeboten, mit dem wir den Fahranspruch an unsere Wünsche anpassen können. Auf diese Weise lassen sich Lenkassistenten, ABS, Traktionskontrolle und mehr an- und abschalten.


Grafik & Sound
Ein audiovisueller Leckerbissen

Testen konnten wir Dirt 5 auf einer PlayStation 4 Pro. Auf der Sony-Hardware macht Codemasters Renn-Abenteuer eine gute Figur. Die zahlreichen Strecken, die uns durch Länder wie Brasilien, die USA, Indien, China oder Norwegen führen, sind mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet und wirken sehr lebendig. Als optisches Highlights fungieren die toll inszenierten Wettereffekte. Bei Gewitter peitscht uns der Regen auf und die Blitze zucken grell am Himmel, ein Sandsturm nimmt uns den Großteil die Sicht und bei Schneesturm geraten wir ins Schlittern. So schön sah Wetter seit Driveclub nicht mehr aus.

Die Cockpits sind leider weniger spektakulär gelungen.

Die PS4 Pro eröffnet uns zudem die Möglichkeit, Dirt 5 in zwei verschiedenen Grafikeinstellungen zu erleben. Im Performance-Mode werden die Grafik-Effekte hochgeschraubt und das Spiel läuft mit 30 Bildern pro Sekunde. Wer auf eine flüssigere Bilddarstellung wert legt, bedient sich dem Bildraten-Mode, der die Darstellung auf 60 Bilder pro Sekunde festsetzt. Die Grafikqualität muss hierfür allerdings ein paar Federn lassen. Während unseres Tests sorgten der Bildraten-Mode stets für ein sehr flüssiges Spielgefühl, allerdings stechen uns dann die zahlreich aufploppenden Objekte in der Streckenumgebung ins Auge. Zudem leidet das Bild dann an Tearing (störendes Bildzerreißen).

Soundtechnisch überzeugt Dirt 5 nicht nur durch eine gekonnte deutsche Vertonung, sondern auch ein fetziger Soundtrack ist mit an Bord und knallt uns viele Ohrwurm-verdächtige Rocksongs um die Ohren – Klasse.


Umfang
Viel Spiel fürs Geld

Allein die Karriere bietet mit 130 verschiedenen Events auf zahlreichen Strecken für viele Stunden arcadigen Spielspaß. Ergänzt wird das noch durch den Online-Mode und sogar an einen Splitscreen wurde gedacht. Welches Rennspiel bietet das heute noch? Im Playground dürfen wir uns zudem noch eine eigene Gymkhana-Arena aufbauen. Der Editor erinnert stark an den Skate-Park-Builder aus Tony Hawk´s Pro Skater. Im Playground können wir uns kreativ austoben und unsere Kreationen anschließend auf die Server hochladen. Von hier aus lassen sich gleichzeitig die Playgrounds anderer Spieler downloaden.

Für bergige Offroad-Rennen braucht es das richtige Gefährt.

Fazit
Die Pisten sind schmutzig, doch Dirt 5 ist ein sauberer Hit

Auch mit dem fünften Ableger gelingt es Codemasters, Rennspiel-Fans zu überzeugen. Die letzten Jahre waren eher dünn mit Arcade-Racern gesät. Die Rennspiel-Branche war fest in der Hand der Simulationen. Uns persönlich freut es da, dass mit Dirt 5 nicht nur irgendein Rennspiel den Weg zu unkomplizierten Rennspaß wagt, sondern auch, dass die Umsetzung so überzeugend gelungen ist.

Hier erwartet uns ein Dirt nach alter Machart, welches auf bewährte Stärken setzt und sich in seiner Gesamtheit unheimlich rund anfühlt. Allein der Karriere-Modus verdient jede Menge Lob. Er ist vielseitig, abwechslungsreich und das Fahrgefühl bietet eine gelungene Kombi aus Anspruch und Zugänglichkeit. Den Splitscreen, für gemeinsamen Fahrspaß, gibt es da als Sahnehäubchen obendrauf.

Übrigens: Wer sich Dirt 5 für die PS4 kauft, bekommt das PS5-Upgrade gratis. Käufer der Xbox One Version erhalten ein gratis-Upgrade für die Xbox Series S/X.

 

 

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