Im Frühjahr 2007 erschien mit Final Fantasy 12 eines der wohl letzten großen Highlights der PS2 Generation, die kurz darauf von der PS3 abgelöst werden sollte. Zum zehnjährigen Jubiläum bringt Square Enix ein rundum erneuertes Remaster für die PS4.
Ersteindruck
An Final Fantasy 12 schieden sich bei damaligen Erscheinen die Geister. Das Rollenspiel war der erste Ableger der Final Fantasy Reihe, der sich von den rundenbasierenden Arenakämpfen verabschiedete und ein dynamisches Echtzeitsystem einbaute. Wir konnten uns während des Kampfes frei um den Gegner herumbewegen und ihn angreifen und Zauber wirken. Der Bruch mit dem alten Gameplay, gefiel damals längst nicht jedem Fan der berühmten Serie.
Gameplay
Das Gameplay ist die große Stärke von Final Fantasy 12, das hier komplexer und umfangreicher ausgefallen ist, als zuvor. Die Echtzeitkämpfe sorgen für deutlich mehr Spieltiefe und taktisches Geschick, da die Attacken unserer Recken nicht sofort ausgeführt werden können, sondern eine gewisse Zeit brauchen, um sich aufzuladen. Die Herausforderung besteht, die eigenen Aktionen auf die Gegner abzustimmen und feindliche Attacken gut abzufangen.
Dabei hilft uns das Gambit-System, mit denen wir unseren Protagonisten Verhaltensmuster zuweisen können. Mit dem Gambit-System passen wir an, dass unsere KI-gesteuerten Begleiter beispielsweise nur den Gegner angreifen, die auch wir angreifen. Wen wir festlegen, dass der Gegner bei Blickkontakt attackiert werden soll, wird praktisch jeder Gegner aufs Korn genommen, der in Sichtweite ist. Wir passen an, welche Zauber gewirkt werden, oder ob ein stark verwundetes Teammitglied geheilt werden soll. Anfangs sind die möglichen Gambit-Befehle noch sehr überschaubar, aber im späteren Spielfortschritt können wir unzählige neue Befehle bei Händlern erwerben und unser Gambit-System im Lizenzbrett ausbauen.
Apropos Lizenzbrett: Dies ist der Nachfolger des aus Final Fantasy 10 bekannten Sphärobrett. Auf diesem investieren wir nach jedem Levelaufstieg unsere verdienten Lizenzpunkte in neue Fähigkeiten.
Das Levelsystem ist eines der wichtigsten Neuerungen in Final Fantasy 12 The Zodiac Age. Denn im Original-Spiel von 2007 teilten sich all unsere Protagonisten ein und das selbe Lizenzbrett. Jeder Charakter konnte praktisch auch jede Fähigkeit erlernen, was dazu führte, dass die einzelnen Figuren nicht nur übermächtig stark ausfielen, es nahm dem Abenteuer auch noch viel von seiner Spieltiefe. Das PS4-Remaster basiert aber auf der japanischen Version, welche über ein umfassendes Jobsystem verfügt. Wir müssen uns bei jedem Charakter zuerst für einen bestimmten Job, wie zum Beispiel Schwarzmagier, Paladin, Samurai oder Jäger, entscheiden. Die Jobs entscheiden nun, welche Fähigkeiten unser Charakter erlangen können.
Diese kleine Änderung beeinflusst das Gameplay maßgeblich. Denn gerade in den fordernden Bosskämpfen ist ein abwägen und ausgeglichenes Wechseln der einzelnen Charaktere unerlässlich. Setzen wir auf den starken Paladin, der die Gegner durch starke Nahkampattacken niederstreckt oder ist ein Schwarzmagier mit seinen vernichtenden Elementarzaubern angebrachter? Ist es besser, die Weißmagierin mit ins Spiel zu bringen, die ihre Gefährten durch Heilzauber am Leben hält oder setzen wir auf eine ganz andere Taktik? All dies ist jedem Spieler selbst überlassen und in Kombination mit dem Gambit-System entstehen dadurch sehr komplexe und wunderbar flüssige Kampfsituationen – toll.
Grafik / Sound
Die Grafik wurde exzellent aufgehübscht. Da wo die PS2-Version damals noch über flimmernde Röhrenfernseh-Geräte lief, zeigt sich das PS4-Remaster heute im gestochen scharfen Full HD. Auf der PS4 Pro sogar in 4K-Auflösung. Besonders die Charakter-Designs und die eigenwillige Welt von Final Fantasy 12 können sich auch heute noch sehen lassen. Dennoch lässt sich nicht verbergen, dass das Rollenspiel mittlerweile zehn Jahre auf Buckel hat. Zahlreiche Texturen sind verwaschen, die Umgebungen oft recht detailarm und in den Städten ploppen die Menschen einfach ins Bild. Das ist sind aber nunmal die bekannten Kinderkrankheiten der PS2-Generation und lassen sich auch in einem PS4-Remaster nicht ausmerzen.
Der Sound wurde ebenfalls aufpoliert und bietet eine 7.1 Dolby Surround Sound-Kulisse. Der fantastische Soundtrack von Hitoshi Sakimoto wurde hierfür noch einmal komplett neu eingespielt. Wer die neu arrangierten Klänge nicht mag, der hat die Möglichkeit, in den Optionen auf den alten Sound zu schalten. Schade hingegen ist, dass die Stimmen der Sprecher nicht noch einmal überarbeitet wurden, denn die Dialoge klingen mitunter etwas unsauber und übersteuert. Auch wäre das eine Gelegenheit gewesen, neben der japanischen und englischen Vertonung, auch noch eine deutsche Lokalisierung anzubieten. So müssen wir uns mit deutschen Untertiteln zufriedengeben.
Umfang
Der Umfang von The Zodiac Age ist Final-Fantasy-typisch extrem hoch ausgefallen. Wer nur der Hauptstory folgt, sieht nach etwa 60 Stunden Spielzeit den Abspann. Doch das ausgefeilte Levelsystem, die Mobjagden, die 100 Prüfungen, die weitläufigen Level-Areale und die geheimen Bosse lassen die Spielzeit schnell auf deutlich über 100 Stunden anwachsen.
Fazit
Mit Final Fantasy 12 The Zodiac Age spendiert uns Square Enix ein rundum gelungenes Remaster. Das Kampf- und Levelsystem spielt sich dank des gut durchdachten Gambit- und Lizenzsytems auch heute noch hervorragend. Die fantastische Spielwelt glänzt zudem mit hochauflösender Grafik und überarbeitetem Sound. Jeder, an dem Final Fantasy 12 anno 2007 vorbeigegangen ist, sollte es spätestens jetzt nachholen.
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