Bandai Namco und das italienische Entwicklerstudio Milestone bringen mit Gravel euch ein Off-Road Racer auf die Playstation 4. Wir haben uns hinter das Steuer der Gravel-Boliden geklemmt.
Der italienische Entwickler Milestone ist kein Unbekannter auf der PlayStation 4. So konnte sich das Studio mit Spielen wie MotoGP, Ride 2, Sébastien Loeb Rally oder zuletzt mit Monster Energy Supercross einen Namen machen. Mit dem neuen Spiel Gravel spricht man nun wieder die Rally-Fans an.
Gravel bedeutet in der deutschen Übersetzung Kies, somit erhält das Spiel auch einen passenden Namen um die Off-Road Gamer anzusprechen. Dabei zielt Milestone mit dem Spiel eher die Arcade-Gamer an und lässt mehr Fun durch Staub und Dreck walten. Simualtion oder gar ein authentischen Rennspiel solltet ihr nicht erwarten.
Gravel wird derzeit mit dem Update 1.03 ausgeliefert, welcher bei der Installation nochmals 4, 208 GB im Download zu Buche schlägt. Insgesamt nimmt das Spiel dann 17, 21 GB auf der Festplatte ein. Wir haben das Spiel auf der PlayStation 4 Pro getestet.
Ersteindruck/Menü
Mal abgesehen von diesem zusätzlichen „Day-One-Patch“ ist Gravel schnell installiert und führt euch nach kurzen Wegen auch gleich in das Hauptmenü. Doch bevor es losgeht, müsst ihr noch euren Namen und die Nationalität eures Fahrers eingeben. Danach offenbart sich der Off-Road-Racer. Gravel ist ein Spiel wohl ohne bekannte Lizenz diverser Rally-Serien und setzt mehr auf den typisch amerikanisch in Szene gesetzten Sport. Rockmusik und viel Feuerwerk wird uns entgegengebracht. Es wirkt alles ein wenig wie Wrestling, doch diesmal stehen Fahrer und ihre Boliden im Mittelpunkt.
Die Aufmachung erinnert uns ein wenig an die Need for Speed Serie, genauer gesagt an NfS Pro Street. Gut in Szene gesetzte Events mit vielen Zuschauern stehen hier im Rahmenprogramm. Dabei darf einfach durch die Landschaft geheizt werden, im Stadion seine Runden gedreht werden oder wie in der Rally mit weiteren Fahrzeugen im Speed Cross Gas gegeben werden.
Das Menü ist dabei sehr übersichtlich gestaltet worden und auch die ganze Aufmachung von Gravel füllt auf der PlayStation 4 gerade die Lücke aller simulationslastigen Rennspiele. Hier steht die pure Action und der Fahrspass im Vordergrund. Dennoch wirkt es alles sehr überladen und fast schon erschlagend, da hier mit dem „Gravel Live Channel“ versucht wird, es wie eine amerikanische Fernsehsendung wirken zu lassen. Böse Autos, böse Gesichter, böse Action, dann kann die Show ja losgehen…
Gameplay
Die Rallyaction zieht uns gleich auch in den sogenannten Singleplayer. Dabei wird uns als Gamer vorab nicht offenbart was das Spiel Gravel noch so alles zu bieten hat.
In einer Linie wie ein Lineal werden uns die unterschiedlichen Events und unsere Gegner gezeigt. So reiht sich ein Event nach dem anderen, welches wir durch unsere erspielten Punkte und Sterne nach und nach freischalten. Jedes Event ist zudem in eine Unterkategorie geteilt und weitere Rennen stehen somit bereit.
So finden wir uns anfänglich auch gleich in eines der bekanntesten und legendärsten Rallykutsche wieder. Gewohnt wie in allen Rennspielen steuern wir unseren Toyota Celica mit dem L2 und R2 Tasten samt Handbremse auf Kreis über den weißen Strand einer dieser vielen fantasievollen Strecken. Es geht auch sehr flott und einfach von der Hand. Eine kleine Umstellung war dann doch notwendig, die Ansichten lassen sich ändern und wer mag kann auch aus dem Cockpit fahren. Leider haben wir keine Unterstützung für Lenkräder ausfindig machen können und somit muss der gute Controller weiterhin herhalten.
Schon nach den ersten Metern merken wir, es ist ein Vollgas-Racer und die Bremse kommt nur selten zum Einsatz, hier bringt die Handbremse eher den Spass und natürlich auch uns Punkte. Jeder Drift, jeder Sprung, jede Aktion lässt unser Punktekonto ansteigen und somit errechnet sich dann auch unser Level und Rang. Durch verschieden Vorgaben, wie unter die Plätze eins bis drei zu kommen, erhalten wir Sterne mit denen wir weitere Events und Rennen freischalten können.
Auffallend in allen Rennen ist der für uns unausgewogene Schwierigkeitsgrad. Alleine die mittlere Stufe lässt uns mit etwas Übung in einigen Rennen gnadenlos vorneweg fahren und in anderen Rennen kommen wir kaum hinterher. Zudem sind unsere Gegner und Mitfahrer auch nicht die hellsten im Kopf. Hier geht es rein nur um die Pure Action im Rennen ohne jetzt Besonderheiten hervorbringen zu können. Es ist mal wieder die Handschrift des Milestone Studios deutlich spürbar. Es fehlt uns ein wenig die Liebe und Motivation fesselnd vor der Konsole zu sitzen.
Grafik/ Sound/ Technik
In puncto Grafik setzt Milestone bei Gravel auf die bekannte Unreal Engine. Diese zeigt zwar ein 2160p Bild auf unserem 4K Fernseher aber ganz ohne das hochgelobte HDR. Die Grafik ist alles andere als ein Leckerbissen und kann sich auch nicht besonders hervorheben. Zu schlicht und unscharf, eher alles sehr verwaschen, wirkt diese auf uns.
Diese einfache Grafik zeigt ihr Dasein schon in den Menüs. Pixel sind deutlich erkennbar und glatte Kanten eher eine Seltenheit. So versuchte man zwar die Autos so authentisch wie nur möglich ins Bild zu rücken, von einen Gran Turismo oder gar Dirt ist man aber weit entfernt. Milestone katapultiert uns mit Gravel eher in die Anfänge der PlayStation 4 zurück und lässt das Spiel sehr altbacken wirken.
Was die Grafik nicht herbringt, macht der Sound ihr gleich. So wurde die ganze Szenerie kraftvoll hervorgebracht, die Musik mit ihren Rocktiteln ist sehr stimmungsvoll, die Auto lassen es ordentlich krachen, aber die Effekte kommen wohl nicht ganz synchron hinterher. Kurz und zu abgehakt knallt der Kiesel an unsere Autos, Pfützen sind nur lasch zu hören und auch die Zuschauer eher kleinlaut.
Sieht man mal über die Grafik und den Sound hinweg, ist alles soweit okay, wären da nicht diese Ruckler und zum Teil spürbaren Frameeinbrüche. Hinzukommen die doch eher störenden Ladezeiten und das lasche Gesamtbild. Wir haben das Gefühl, Milestone verwendete eine alte Version der Unreal Engine und ist nicht in der Lage das Potenzial einer Playstation 4 Pro auszunutzen. Sowas war ehrlich gesagt auf der Last-Gen Konsole sicherlich noch vertretbar aber in einer heutigen Zeit von 4K und HDR sowie einer leistungsstarken Konsolengeneration ist dies sicherlich nicht mal Mittelmaß. Schade.
Umfang/ Langzeitmotivation
Das Angebot an Rallyes, Rennen und Events beschränkt sich nicht nur auf den Singleplayer und deren Linie. Hier aber wird einem schon viel geboten und Abwechslung mit verschiedenen Boliden ist gegeben. Strecken, Events, Autos und Lackierungen müssen durch die Erfolge freigeschaltet werden. Dabei kann sich die Anzahl und Abwechslung der Rennstrecken durchaus sehen lassen. Einige sind zwar kurz und knapp gehalten, bieten dafür aber so einige Sprünge und mehr um ordentlich Punkte machen zu können. Auch bei den Fahrzeugen hat sich Milestone keinen Falls lumpen lassen. Alles sind authentische Boliden, zeigen ihre Logos stolz daher, und können zudem mit unterschiedlichen Lackierungen verziert werden ohne diese nach einem persönlichen Geschmack gestalten zu können.
Der Singelplayer ist auf der leichtesten Stufe relativ schnell durchgespielt und selbst auf der mittleren Stufe hält sich die Gesamtspielzeit dezent in Grenzen. Dafür kann dann auf der schwersten Stufe die Herausforderung gesucht werden, welche aber an dem Stand der KI meistens kläglich und frustend endet.
Wer mag kann sich in den Freien Rennen austoben oder sich im Multiplayer mit anderen messen. Zudem bietet Gravel noch die wöchentlichen Herausforderungen, welche leider zum Zeitpunkt des Tests noch nicht zur Verfügung stand.
Gravel bietet durch seine unterschiedlichen Events, Fahrzeuge und Strecken viel Abwechslung welche sich auf den Off-Road Bereich beschränken. Damit bietet das Spiel alles was wir auch erwarten von einem Spiel in der heutigen Zeit. Leider hält sich die Motivation uns bei der Stange zu halten sehr in Grenzen. Es wirkt alles wie schon mal erlebt und dagewesen, da hier gewisse Herausforderungen und Besonderheiten einfach fehlen. Somit ist Gravel dann auch schnell durchgespielt um im Regal der vielen weiteren Games sein Dasein tristen zu können.
FAZIT
Mit Gravel liefert Milestone endlich mal wieder einen reinen Off-Road-Fun-Racer in diesem breiten Angebot an Simulation. Über Stock und über Stein auf unterschiedlichen Fantasie-Kursen zu donnern macht anfänglich viel Spass und das wird auch sehr unterhaltsam mit den Events in Szene gesetzt. Leider stirbt der Motor schon nach wenigen Metern ab, da die Technik einen Strich durch die Rechnung macht. Zu altbacken zu lieblos kommt Gravel herüber und wird den heutigen Erwartungen leider nicht gerecht. Bandai Namco als Publisher hat mit Project Cars 2 sich die Messlatte selber sehr hochgelegt aber Milestone reicht da selbst mit diesem einfachen Arcade-Racer bei Meilen nicht ran. Schade, gute Idee einfach in den Sand gesetzt, aus dem es wohl nur mit vielen Update sich wieder befreien kann.
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