Auch ein fiktiver Sandsturm kann an die Knochen gehen. Im zweiten Teil der Hardcore-Shooter Reihe Insurgency geht es im staubigen Mittleren Osten heftig zu Sache. Wir haben uns den Shooter von Focus Home Interactive angeschaut.
Ersteindruck
Anspruchsvollere Online-Erfahrung
Die Entwickler, die unter dem Namen New World Interactive bekannt sind, haben zusammen mit dem Team rund um Focus Home Interactive einen relativ glaubwürdigen Shooter auf die Welt losgelassen. Stolze 80 Euro werden für die PS4 Version verlangt, ob hier dafür auch wirklich abgeliefert wird, haben wir ausgiebig auf dem Schlachtfeld ermittelt. Jeder kennt Battlefield und auch Call of Duty, die in den nächsten Wochen einen neuen Teil unter das Gamervolk jubeln. Dort wird noch auf ein unbeschwertes Spielgefühl gesetzt, hier bei Insurgency weht ein anderer Wind, der besonders sandig ausfällt. Haben wir uns einmal vom Hauptmenü losgelöst und uns für einen Modus entschieden, finden wir uns innerhalb von knapp 30 Sekunden schon im Gefecht. Hier haben wir aber die Vorbereitungszeit, die vor jeden Match noch einmal gute 30 Sekunden hergibt, abgezogen. Bevor es allerdings wirklich zur Sache geht, können wir uns noch die Grundlagen im Tutorial aneignen.
Wir können übrigens entscheiden, ob wir Schlachten im Squad gegen KI-Soldaten, oder doch den Kampf gegen andere fleischige Widersacher bevorzugen. Kommen wir gleich zum Eingemachten und zu dem wichtigsten Aspekt, der Waffenführung.
Gameplay
Skill und Teamplay im Fokus
Im Grunde gibt es acht verschiedene Klassen, mit unterschiedlichen Waffen und Equipment. Gleich zu Beginn stehen uns für unseren verfügbaren Einheiten, alle Waffen mit allen Aufsätzen zur Auswahl, was schon einen erschlagen kann. Dies ist jedoch sehr positiv, da wir so auf keine Kriegsgeräte hinarbeiten müssen und keinerlei Nachteile gegen erfahrene Spieler haben, bis auf die Erfahrung auf dem Schlachtfeld selbst. Relativ schnell werden die anderen Soldatenränge freigelegt, um alle Optionen im eigentlichen Gefecht auszunutzen. Der einzige Nachteil, in jedem Spiel können nur eine bestimmte Anzahl der gleichen Ränge teilnehmen. Der Frontsoldat ist davon allerdings befreit und kann auch das ganze Team bevölkern. Die größten Vorteile haben hier eindeutig der Kommandant, da hier effektive Luftunterstützung angefordert werden kann. Allerdings auch, nur wenn die Beobachterklasse mit von der Partie ist, denn ohne Aufklärung geht kein Helikopter in die Luft. Die anderen Klassen sind die üblichen Verdächtigen, wie Präzisionsschützen oder MG-Schütze oder der Sprengtechniker, da erklärt sich ihre Bedeutung schon im von selbst.
Jede Soldatenklasse hat ein Punktesystem, was darüber bestimmt wie viel Ausrüstung mitgeführt wird. Da jedes Schießeisen und genauso jeder Aufsatz, oder auch eine zusätzliche Granate ihren eigenen Punktewert hat, sollte sorgfältig, nach eigenen Spielstil gewählt werden. In den Kampf gegen Bots stehen 20 Ausrüstungspunkte zum Ausgeben bereit, in den Gefechten mit dem schreienden Volk wird eine Kürzung von fünf Punkten vorgenommen.
Hatten wir uns dann auf einem der sandigen Spielwiesen eingefunden, stellten wir schnell fest, dass hier das virtuelle Leben am seidigen Faden hängt. Jede Kugel kann die letzte sein. Während wir in anderen bekannten Ego-Shooter einen regelrechten Appetit auf Kugel haben, sind wir bei Insurgency oftmals schon nach der ersten Kugel gesättigt und müssen auf den Respawn warten. Blindlings Vorstürmen bringt selten den erwünschten Erfolg und ohne die nötige Geduld kann einem schnell der Frust packen. Die eigentliche Waffenhandhabung geht problemlos von der Hand und lässt keine präzisen Schüsse vermissen. Allerdings kann dies auch seine Zeit benötigen, den auf eine automatische Zielhilfe wird in Insurgency – Sandstorm gänzlich verzichtet.
In den einzelnen fiktiven Gefechten werden die Spieler in einzelnen Wellen wiederbelebt, die je nachdem wie gut ein Team die Ziele ein nimmt, auch angehoben werden können. Es gibt aktuell nur einen Modus wo wir so oft sterben können wie unsere fehlenden Skills zulassen. Im Großen und Ganzen kommen einem die einzelnen Stellungskämpfe schon realistisch vor als bei der Konkurrenz, ob hier einem das Herz aufgeht, ist natürlich den eigenen Vorzügen geschuldet. Ob nun gegen die KI in einem Wellenmodus oder beim Push durch die feindlichen Linien, ohne die richtige Herangehensweise, kann wie in jedem anderen Ego-Shooter der Spielspaß im Sande untergehen.
Umfang
Großes Arsenal, viele Anpassungen
Am Waffenarsenal gibt es nichts auszusetzen, hier gibt es vermutlich mehr Waffen zur Auswahl als jeder Waffennarr sich erträumen könnte. Allerdings fällt die Schrottflinten-Fraktion mit nur zwei Varianten zum Rest des Arsenals stark ab und könnte zukünftige Unterstützung gebrauchen.
Diese Schießpulverschleudern kommen auf aktuell 14 Karten zum Einsatz. Das je zu Tag und Nachtzeit, was sich merklich im Spielablauf bemerkbar macht. Die Abwechslung findet hier in fiktiv gestalteten Gebieten im Mittleren Osten statt. Jedes Spielfeld hat genug verwinkelte Ecken, sodass wir nie mit Gewissheit sagen können, aus welcher wie erlegt wurden. Bei den Spielmodi kam dann doch die Zurückhaltung, hier gibt es für jede Zielgruppe vier Stück, was zusammengefasst auf magere acht addiert werden kann. Im Endeffekt reicht es für mehrere Matches am Abend aus, jedoch geht es meistens nur darum Ziele einzunehmen und den Feind zurückzuschlagen. Zweimal während unserer Testphase wurde eine neue Spielvariante hinzugefügt, die für eine begrenzte Zeit für etwas Abwechslung mit speziellen Regeln sorgt. Die meiste Auswahl wurde aber bei den kosmetischen Items gegen, die zur Anpassung unseres Charakters von Insurgents oder der Security-Fraktion beiträgt. Hier können allerdings nur die modischsten Entscheidungen mit der nötigen extra Ausgabe, Gestalt annehmen. Der Großteil der Kleidungsstücke und Charakteranpassungen sind durch eine er spielbaren Ingamewährung erwerblich.
Grafik, Sound und Technik
Angestaubter Look
Im Vorgänger wurde noch die veraltete Source Engine verwendet. Um jetzt das Spielfeld der Hardcore Kriegssimulation ins neue Licht zu rücken, kam die sehr bekannte Unreal Engine 4 zum Einsatz. Diesen Einsatz haben wir aber schon in anderen Projekten polierter gesehen und gehen davon aus, dass die Handhabung den Entwicklern noch nicht ins Fleisch und Blut übergegangen ist. Gleich auf den ersten Blick wirkt das Geschehen etwas altbacken, mit der Zeit jedoch verschwimmt die stellenweise matschige Grafikpracht mit dem Spielfluss und fällt nicht weiter störend auf.
In einem Krieg, wo der nächste Schritt der letzte sein kann, ist unser Gehör von ausschlaggebender Bedeutung. Vor allem die feindlichen Laufgeräusche können den feinen Unterschied bei jedem Gefecht ausmachen. Da diese aber perfekt mit den eigenen Truppen harmonieren, können oftmals Freund und Feind nicht unterschieden werden. Die todbringenden Metallkonstruktionen in unsere Armen, geben den einschüchternden Klang von sich, den wir von solchem Machwerk erwarten. Ist die Mündung mit einem Schalldämpfer bestückt, klingen die Schüsse allerdings etwas zu harmlos.
Befinden wir uns übrigens in der Nähe feindlicher Soldaten, können wir bei eingeschaltetem Headset auch unsere eventuellen nächsten Ziele ausmachen. Da hier, solange der Spieler sich nicht in einer Partie befindet, jedes Wort zu Feind und Freund übertragen wird.
Der ein oder andere kleine Bug bleibt in keinem Spiel aus. Wenn wir unsere Fehlschüsse dazu rechnen würden, wären hier größere Sorge angebracht. In unseren Matches war der einzige Haken immer das einzelne Auswählen des Equipments, wo die eigene Granate schon zu Herausforderung werden kann. Da haben wir den ungenauen Wurf noch nicht miteinbezogen. Sonst ist uns immer wieder mal aufgefallen, dass wir mehrere Anläufe gebraucht haben um über verschiedene Objekte zu springen, was in manchen Situationen auch zum Ärger führt.
Fazit
Taktischer, anspruchsvoller Online-Shooter Spaß
Anders ist halt anders. In Insurgency – Sandstorm werden auf Dauer vermutlich geduldige Spieler die besten Erfahrungen machen. In diesem Taktik-Shooter steigt der Spielspaß signifikant an, je mehr Kugeln das gewünschte Ziel niederstrecken. Auch, wenn mit dem eigenen Trupp zur richtigen Zeit die richtigen Befehle zu erteilen, kann zu Höhenflügen führen.
Da die Wiedereinstiegszeiten zwischen 20 und 50 Sekunden abweichen können, ist jeder eigene Tod ein ungern gesehener Gast. Oftmals wird der Spieler mit dem meisten Sand im Schuh erfolgreicher aus einem Gefecht gehen können, als der flinke Soldat, der stetig den Befehlen Folge leistet. Davon mal abgesehen, hatten wir unseren Spaß mit dem fiktiven Konflikt-Szenario im Mittleren Osten, was auch nicht über ein spielerisches Erlebnis hinausgehen sollte. Der aktuelle Preis kann einem noch ins Schwanken bringen, ob wirklich eine gute Wahl getroffen wurde, aber wie wir festgestellt haben, gibt es auch Angebote, die nur die Hälfte des Anfangs genannten Preises verlangen. Spätestens da kann von einem guten Geschäft gesprochen werden. Für Neueinsteiger ist Insurgency, egal für welchen Preis, ein hartes Pflaster. Für Spieler, die sich nicht ihrer kognitiven Fähigkeiten bewusst sind, kann der Sand schnell ein tiefes Rot annehmen.