Lost in Random ist nach dem Indie-Hit „Fe“ das zweite ambitionierte Projekt von der Entwicklerschmiede Zoink. Das Rollenspiel im Tim Burton Film Style erscheint unter dem Label der EA Originals. Wir haben das verrückte Abenteuer für euch getestet.
Ersteindruck
Even und Odd
In Lost In Random spielen wir ein kleines Mädchen namens Even, dessen Schwester Odd von der bösen Königin des Königreichs Random, in dem wir leben, entführt wurde. Zusammen mit unserem zum Leben erweckten Würfelbegleiter Dicey müssen wir aus den ärmlichen Slums von Onecroft bis zum Schloss der Königin in Sixtopia emporkämpfen, um Odd zu retten. Diese Prämisse fesselt uns sofort und wir wollten unbedingt herausfinden, was aus unserem armen Geschwisterchen geworden ist.
Aber lassen wir uns nicht täuschen, denn Lost In Random ist kein Jump’n’Run wie etwa das kürzlich erschienene Psychonauts 2. Es ist eher ein Abenteuer mit einem Hauch von RPG. Wir erkunden die Welt, die eher Tim Burtonville als Random heißen sollte. Hier können wir herumlaufen, mit dessen verrückten Bewohner sprechen, die eine Art Fischmenschen darstellen. Oftmals erledigen wir kleine Bringe-Dienste für sie und sammeln so die nötige Erfahrung, um in der Geschichte voranzukommen.
Hier und da erwarten uns Überraschungen und unvorhergesehene Dinge, aber das Ganze ist weniger zufällig, als der Name Lost in Random vermuten lässt. Wenn wir die Sprossen dieser Welt erklimmen, merken wir schon bald, dass jeder Bereich die Herangehensweisen der vorherigen Level nur kopiert. Finde zwei von diesem, finde drei von jenem. Wir hoffen, ihr mögt Bringe-Quests, denn sie sind die wahren Torwächter dieses verlassenen Landes.
Gameplay
Würfeln, Karte ziehen, Zauber wirken
Die hierarchische Welt von Lost In Random umfasst sechs Welten. Jede repräsentiert ein Augenpaar jeder Seite eines Würfels. Die Reise von Onecroft nach Sixtopia ist hübsch gestaltet Wir wandeln über schöne Kopfsteinpflasterstraßen, die in stimmungsvolles lila Licht getaucht sind. Gelegentlich wartet die Landschaft auch mit atmosphärischen Kulissen auf, zum Beispiel wenn man Threedom erreicht und riesige Mechs sieht, die sich in den Wolken prügeln.
Zu Beginn des Spiels ist der Rhythmus der Kämpfe im Spiel ein echter Knaller. Es ist aufregend, Kombos zu kombinieren. Wenn wir auf unserem großen Hammer Vergiftungszauber wirken und ihn benutzen, um eine fiese Maschine zu verschrotten, fühlt sich das sehr motivierend an.
Besondere Zauber können nur in Verbindung mit unseren Sammelkarten und unserem Freund Dicey gewirkt werden. Die Sammelkarten besitzen einen bestimmten Zahlenwert und repräsentieren besondere Attacken, mit denen wir etwa Vergiftungszauber wirken, massive Bomben werfen, Heiltränke nutzen oder brennende Pfeile verschießen dürfen. Zum Einsatz kommen die Karten allerdings nur, wenn unser Würfelfreund Dicey im Kampf das entsprechende Augenpaar anzeigt.
Händler Mannie Dex hat zudem immer wieder neue Karten im Repertoire, mit dem wir unsere Sammlung um weitere Karten erweitern dürfen. Er hat alles Mannie Dex hat alles Mögliche: Karten, die säurespeiende Frösche spawnen, Karten, die uns in ein Blasenschild einhüllen und viele Weitere. Die Auswahl an Karten und deren Fähigkeiten ist riesig und einfallsreich.
Mit der Zeit stellen wir jedoch fest, dass viele dieser Karten ziemlich uninteressant sind. Beispielsweise haben wir uns eine Karte angeschafft, die eine tödliche Leine zwischen Dicey und Even bildete, sodass jeder Gegner, der sich in diesem Faden verfing, Schaden nahm. Das hört sich ziemlich cool an, aber in der Praxis hat die Leine so gut wie nichts gebracht.
Obwohl wir gerne mit einer Reihe von Beschwörungen und Bomben und Karten zur Kostenreduzierung experimentierten, dauerte es nicht lange, bis wir die meisten Karten aus unserem Deck herausgeschmissen hatten und wir uns fast ausschließlich für die banaleren Karten entschieden, die einfach nur ihren Zweck erfüllten: ein riesiger Hammer, explodierende Pfeile, eine große Lanze, ein paar Heiltränken, ein bisschen Gift. Als Spieler reduzieren wir diese riesige Vielfalt an Karten recht schnell auf eine kleine Auswahl und setzen auf die, die im Kampf auch wirklich etwas bringen. Besonders die Karten mit besonders verrückten Fähigkeiten, wirken einfach zu schlecht mit dem Gameplay ausbalanciert und nützen zu wenig.
Wir haben den Eindruck, dass dies mit dem Rhythmus der Kämpfe von Lost In Random zusammenhängt. Die ständige Notwendigkeit, Dicey zu füttern, bevor wir ihn würfeln können, zu hoffen, dass wir eine hohe Zahl erhalten, dann eine Karte zu wählen und schließlich auf seine Feinde loszugehen – zumindest mehrmals – dieser Ablauf geht praktisch immer nach dem gleichen Muster vonstatten und nervt irgendwann durch seine Einseitigkeit. Vor allem, weil das Spiel später die Angewohnheit entwickelt, den Story-Fortschritt mit eintönigen Arenakämpfen zu verzögern.
Das soll aber nicht heißen, dass es keine großartigen Kämpfe gibt, von denen die meisten mit lustigen Brettspiel-Elementen aufwarten. Uns hat eine Schlacht gefallen, die in einem Velodrom stattfand, das von riesigen Röhren umgeben war. Auf welcher Zahl Dicey auch immer landete, wenn wir ihn würfeln ließen, füllten sich diese Röhren mit der gleichen Anzahl gigantischer Stachelkugeln. Anschließend mussten wir die Röhren mit einem schnellen Schuss aus Evens Steinschleuder auslösen, damit die Stachelkugeln in die Arena flogen, während wir ausweichen und zusehen mussten, wie sie auf die Gegner prallten.
Grafik & Sound
Süß-schaurige Märchenkulisse nach Tim-Burton-Style
Wir können ehrlich behaupten, dass wir trotz der Wiederholungen im Gameplay-Ablauf das Universum von Lost In Random immer noch bewundern.
Ja, der Artstyle ertrinkt geradezu in Burton’schen Einflüssen, und dieser Art-Style muss einem gefallen, denn ansonsten ist es wahrscheinlich ein bisschen viel, wenn man nicht auf diese süße, aber finstere Stimmung steht. Doch unterm Strich bietet Lost in Random eine sehr liebevoll gestaltete Welt.
Jeder Bewohner wippt auf langen, spindeldürren Gliedmaßen umher und die Bewohner, die unseren Weg kreuzen, sind entweder Kobolde mit auf dem Kopf stehenden Gesichtern oder vertrocknete Bäume mit Zylinderhüten. Sie sind auch alle amüsant und einige von ihnen schicken uns auf originelle und lustige Nebenquests, die die lineare Reise aufzulockern vermögen.
Die Sprachausgabe wird dabei komplett in Englisch präsentiert.
Fazit
Verrückt, innovativ und etwas einseitig
Lost in Random ist ein Rollenspiel-Adventure mit einer Spielzeit von circa 10 bis 12 Stunden. Die Spielwelt und die Charaktere sind ideenreich und charmant gestaltet worden. Der schaurig wie lustige Stil des Spiels zieht sich stimmungsvoll wie ein roter Faden durch unser Abenteuer und lässt vermuten, dass die Entwickler große Fans von Filmklassikern wie Nightmare before Christmas, Corpse` Bride oder Coraline sind.
Das Gameplay ist anfänglich genauso verrückt und innovativ und motivierend. Wir erweitern unsere Kartensammlung, die uns die Fähigkeit neuer Zauber ermöglicht, vorausgesetzt, der lebende Würfel Dicey beschert uns glück und würfelt so, dass wir unsere Lieblingskarten ausspielen dürfen. Allerdings wird das Gameplay mit zunehmender zeit etwas überstrapaziert und wirkt einseitig und überraschungsarm. Auch die kleinen Quests laufen leider oft nur nach dem immer gleichen Bring-mir-das-Schema ab.
Unterm Strich ist Lost in Random ein solides kleines Abenteuer, dass uns einige Stunden mit Even mitfiebern lässt, wenn wir mit ihr auf die Suche nach ihrer Schwester Odd gehen und uns der bösen Königin stellen müssen.
- Erlebe ein verdrehtes Märchen – Aus der Feder von Eisner-Award-Preisträger und Autor von „Adventure Time“ sowie „The Unbeatable Squirrel Girl“ von Marvel Comics – Ryan North
- In diesem traumhaften, verwunschenen Wunderland reist du durch die sechs grotesken Reiche von Random, in denen ganz besondere Regeln gelten
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