Am 27. August 2010 brachten der Entwickler 2K Czech und der Publisher 2K Games MAFIA II für die PlayStation 3, Xbox 360 und PC. Nun knapp 10 Jahre später landet das Spiel im Zuge der Mafia-Trilogy wieder bei uns. So überraschte uns 2K nur ganz kurz, da Remaster in der heutigen Zeit eigentlich nichts Neues sind. Verantwortlich für das Remaster ist das d3t-A Keywords Studio, die uns neben einer 4K-Auflösung auf der PlayStation 4 Pro auch zeitgemäßes HDR bieten. Mafia 2 ist Teil der Mafia-Trilogy für 59,99 €, kann aber auch einzeln digital für 29,99 € erworben werden. Letzteres bietet sich für PlayStation Plus Mitglieder an, da Mafia III Teil von PlayStation Plus im August 2018 war – Jetzt bekommen noch alle drei Erweiterungen kostenlos obendrauf. Auch bei Mafia 2 gibt es 2 Erweiterungen die mit Jimmy´s Vendetta und Joe´s Adventures das Spiel erweitern. Nicht zu vergessen, das Auto und die Army-Jacke von Lincoln aus Mafia 3 gibt es gratis dazu. Ob das allerdings gut kommt, mit einer 60er Jahre Muscle-Car in den Nachkriegszeiten umherzufahren, darf jeder selbst entscheiden.
Ersteindruck
Willkommen Vito, in Empire Bay
Das Remaster erschreckend viel Speicherplatz benötigen und mit einer gewissen Größe daherkommen, ist uns seit Modern Warfare 2 Campaign Remastered bekannt. So ist es dann auch bei Mafia II – Definitive Edition, die satte 51,38 GB (Version 1.01) auf unserer SSD-Festplatte einnimmt. Wir haben das Spiel auf der PlayStation 4 Pro an einem Samsung 4K/ HDR QLED getestet. Beim Sound griffen wir zum einen auf die TV-Lautsprecher, eine Heimkinoanlage und das Sennheiser GSP 670 Headset.
In einer filmreifen Einführungssequenz wird und das damalige Zeitgeschehen, als die Sizilianer nach Amerika auswanderten, nähergebracht. Noch als kleiner Junge wird Vito in den amerikanischen Traum geworfen, der letztendlich ein Drecksloch ist und harte, unterbezahlte körperliche Arbeit bedeutet. Vito passt das nicht und geistert als kleiner Ganove durch die riesige Stadt, was auch nicht gut geht. Er wird vor die Wahl gestellt: Entweder Gefängnis oder Soldat im 2. Weltkrieg um mit seinen italienischen Sprachkenntnissen an der Landung auf Sizilien für Erfolg zu sorgen. Hier machen sich nicht nur alte Erinnerungen breit, als wir uns damals das Spiel in einer Videothek über das Wochenende ausgeliehen haben, sondern auch etwas Medal Of Honor wird in uns wach gerüttelt.
Der erste Eindruck ist durchaus positiv, da man das Spiel nicht nur in Hochglanz präsentiert, sondern auch an der guten Inszenierung festgehalten hat. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten!
Gameplay
altbacken und hakelig
Das Studio d3t, das für das Remaster verantwortlich war, nahm sich die DNA des Spiels und behielt auch dessen Steuerung bei, die in der Eingabe heute nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Es bedarf somit etwas Zeit sich an diese altmodische Eingabe zu gewöhnen, um seine Interaktionen zu tätigen. Zwar haben wir uns nicht die Finger verknotet, dennoch bleibt unser „Vito“ zu gerne an Ecken und Kanten hängen, während ein Springen und Klettern nur vom Spiel und dessen Story abhängig funktioniert. Wer gerne etwas mehr auf Simulationen steht, kann das Fahren in den Optionen dementsprechend umstellen. Wir entschieden uns dann für den Arcade-Modus, da die Fahrzeuge schon so schwer über die schneebedeckten und vereiste Fahrbahn zu bewegen sind. Je länger wir der Story folgen, umso besser finden wir uns im Spiel zurecht. Da ist die altbackene Steuerung auch kein Problem mehr. Ganz ohne Beulen und Blechschäden kommen unsere Fahrzeuge zwar nicht davon, dafür aber unser Charakter, denn es stehen gleich 3 verschiedene Schwierigkeitsgrade zur Auswahl.
Mafia 2 punktet in erster Linie mit seinem Setting, das stark an Francis Ford Coppola´s Der Pate (The Godfather) aus dem Jahr 1972 angelehnt ist – Daher wohl auch der Name Vito für unseren Charakter. Wie im Film finden wir uns in der Zeit zum Ende des Zweiten Weltkriegs wieder, in der Stadt Empire Bay, die sich stark an dem Vorbild New York orientiert. Anfänglich übernehmen wir kleine Botengänge, erfüllen Aufträge die uns nach und nach an die großen Bosse der Mafia heranführen. Das erste Kleingeld ist verdient und so sehen wir in dem neuen schicken Anzug fast schon wie ein Mafioso aus, oder eher wie ein kleiner FBI-Agent. Das war damals die Mode! Die kleinen Aufträge sind sehr unterschiedlich gestaltet worden und können auch gerne als abwechslungsreich bezeichnet werden. Eine gewisse Eintönigkeit macht sich nicht breit.
Vitos sizilianische Familie wanderte nach Amerika aus als er sieben Jahre alt war, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch sein verstorbener Vater konnte die Familie nicht aus einem Leben in Armut retten, egal wie hart er arbeitete … Vito selbst hat den Amerikanischen Traum nie aufgegeben und verfolgt ihn jetzt ohne Rücksicht auf das Gesetz.
Grafik, Sound & Technik
„mafiusu“
Sind wir doch mal ganz ehrlich: Mafia 2 besticht mit seinem Charme und bietet uns eine sehr ansehnliche Grafik, die in den allen Bereichen gut auf HD-Qualität aufgewertet wurde – Dank der Nutzung von Nvidia PhysX. Selbst HDR bietet uns nun das Spiel, das sich etwas unausgewogen präsentiert. In dunklen Gassen gibt es wunderschöne Reflexionen, während so mancher Tunnel zu einem überblendeten Augenblick führt. Auch spiegelt das Eis und der Schnee auf der Straße zu sehr, dass sich ein gewisser Blendeffekt zeigt. Da können wir an der Helligkeit im HDR drehen wie wir wollen. Ein weiterer Punkt der hier zu einem unschönen Gameplay führt, sind die deutlichen Ruckler im Spiel, die mit aufnehmender Geschwindigkeit beim Fahren durch die Stadt zunehmen. Wechselt die Story in den späteren Kapiteln vom Winter in die Sommerzeit nehmen diese Ruckler sogar noch deutlich zu, dass einem gar der Spielspaß vergeht. So werden wir sprichwörtlich in die „PlayStation 3 Zeit“ katapultiert. Alles wäre noch hinnehmbar wäre da nicht noch die Unausgewogenheit in den Dialogen. Diese wirken auf einem TV-Gerät zum Teil sehr stark in den Hintergrund versetzt, da auch immer die musikalische Untermalung mehr in den Vordergrund rückt. Verwenden wir hier ein Headset, wird deutlich wo das Problem entsteht: Sämtliche Dialoge wurde nur auf den linken Kanal gelegt, während alle weiteren Sounds sich auf beiden Ohren zeigen. So was geht in unseren Augen und Ohren mal gar nicht!
Bei Mafia 2 wurde schlichtweg deutlich geschlampt. Ruckler, überdosierte Ausleuchtungen und ein starker Mangel bei den Dialogen trüben zu sehr das Gameplay, da helfen auch keine gute Inszenierung. Man kann sicherlich über diese Dinge im Einzelnen hinwegschauen, aber in der Summe wirkt das alles doch sehr halbherzig.
Umfang
fesselnd mit kleinen Extras
Mafia 2 ist im Grunde ein Open-World-Game, in dem wir uns frei bewegen können. Neben den interessanten Örtlichkeiten können wir auch so manchen Laden betreten und uns neu einkleiden, mit Waffen ausrüsten oder gar den Ranzen vollschlagen. Die Story verläuft zwar sehr geradlinig, was uns aber dennoch die Chancen eröffnet ein bisschen Geld nebenbei verdienen zu können. Für heutige Verhältnisse ist die Map sicherlich als klein anzusehen, was dem Spiel aber nicht schadet und uns dennoch beschäftigen kann. Wer mag, kann sich ja noch auf die Suche nach den Playmates des Monats vom Playboy machen und sich an den Bildern ergötzen. Neben der Hauptstory gibt es noch die zwei zusätzlichen Inhalte „Jimmy´s Vendetta“ und „Joe´s Adventures“.
Fesselnd bleibt die Story, die uns mit Vito Scaletta in der lebendigen Ostküstenmetropole „Empire Bay“ Bekanntschaft mit einer Reihe krimineller Organisationen, darunter drei mächtige Mafiafamilien, die Schmuggel, Schutzgelderpressung und Drogenhandel in der Stadt unter ihre Kontrolle bringen wollen, führt. Das Szenario ist damals perfekt gewesen und kann es heute auch noch so weitergeben.
Fazit
Macht die Familie nicht stolz!
Ob nun einzeln oder doch in der Mafia-Trilogie, das Spiel hatte einst Kult und auch noch heute. Eine solche tief greifende Story im Leben der Mafia gab es in den letzten 10 Jahren nicht, das schaffte nicht mal der Nachfolger mit Lincoln Clay. Dennoch ist die Familie in keinster Weise stolz auf das Spiel, da es einfach zu viele technische Mängel gibt, die einem schnell den Spielspaß trüben können. Dialogfehler, falsche Audioabmischungen oder gar eine Überblendung im HDR sind nur das kleinste Übel, da die Ruckler im Spiel einfach nicht hinnehmbar sind. Es reicht halt nicht einfach aus, das Spiel schick aufzupolieren und als Remaster an den Gamer weiterzureichen, da gehört auch das Herz der Familie dazu – Unser Don ist gar nicht entzückt und wird sich wohl aus Empire Bay zurückziehen. Wir können dem Spiel keine Empfehlung aussprechen, eher fast davon abraten. Schade eigentlich – Es hätte so schön sein können. Da hegen wir die Hoffnung, dass MAFIA im August besser wird und der eine oder andere Patch es noch ausbügeln kann.
Mafia 2 ist derzeit nur digital erhältlich und erscheint im August in der Mafia Trilogy auf Disk.