[ TEST ] MITTELERDE: SCHATTEN DES KRIEGES

Vier Jahre ist es her, dass Entwickler Monolith mit Mittelerde: Mordors Schatten einen echten Hit landete. Mit Mittelerde: Schatten des Krieges wird die Jagd nach der verführerischen Macht des Ringes nun fortgesetzt.

Ersteindruck


 Wer kennt sie nicht? die Fantasy-Saga um einem unscheinbaren Hobbit, dem ein mächtiges Artefakt in die Hände fällt – einem sagenumwobenen Ring, dessen Macht jeden in seinen Bann zieht, der ihn einmal besessen hat. Der Ring spielt auch in der Story von Mittelerde: Schatten des Krieges eine ganz zentrale Rolle. Die beiden Protagonisten unseres Abenteuers erhoffen sich von ihm die Erlösung ihrer tragischen Schicksale. Talion und Celebrimbor teilen ähnliche Leidenswege und sind einen Packt miteinander eingegangen, der ihre Fähigkeiten zu einem mächtigen Krieger verschmelzen lässt.

Um dem dunklen Fürsten Sauron besiegen zu können, schmieden Talion und Celebrimbor einen neuen Ring. Doch das begehrte Schmuckstück ruft schon bald weitere Widersacher auf den Plan. So auch Kankra, ihres Zeichens die Königin der Spinnen, die ebenso schön wie gefährlich zu sein scheint. Sie ist es auch, die uns zu Beginn überlistet und den Ring an sich bindet. Nicht auszudenken, was Kankra mit ihrem neu gewonnenen Schatz alles anrichten könnte! Und dann sind da auch noch die Ork-Schergen Saurons, die sich von den heißen Feuern Mordors aus aufgemacht haben, um Gondor zu überfallen.

5 STERNE
5 von 5 Sterne

Gameplay


Schatten des Krieges ist ein Action-Adventure mit hohen Anteilen eines Rollenspiels und spielt in einer frei begehbaren Welt, die in fünf unterschiedliche Abschnitte unterteilt ist, die wir mit dem fortschreitenden Verlauf der Story alle besuchen werden und in denen wir uns jederzeit frei hin und her bewegen können.

Das Herzstück des Gameplays ist wohl das bereits aus dem ersten Ableger bekannte Nemesis-System, das in Schatten des Krieges noch einmal deutlich ausgebaut und verfeinert wurde. Aber was ist überhaupt dieses Nemesis-System?

Die Streitkräfte der Orks haben Gondor fest in ihrem Griff, weshalb die aggressiven Unholde überall in Scharen in der Spielwelt anzutreffen sind. Immerzu werden wir dann vor die Wahl gestellt: stürzen wir uns direkt in die Schlacht und metzeln unsere Feinde nieder oder dünnen wir die Reihen der grunzenden Orks langsam aus, in dem wir uns an einem nach dem anderen anschleichen und sie mit Pfeil und Bogen gezielt ausschalten. Wie jede schlagkräftige Gruppe, brauchen auch die Truppen der Orks Anführer. Diese Anführer sind die gefürchteten Hauptmänner, die deutlich stärker auftreten als ihre Untertanen.

Hier greift das Nemesis-System! Im übersichtlichen Pausen-Menu finden wir den Punkt „Armee“, der uns alle aktuellen Hauptmänner in einem Gebiet anzeigt, die es zu bezwingen gilt. Das was die Hauptmänner so besonders und einzigartig macht, ist, dass sie eine unverwechselbare Persönlichkeit besitzen. „Muzu der Aufgeschwemmte“ ist zum Beispiel so ein Hauptmann. Er zeichnet sich selbst durch eine unbändige Wut aus, die in rasereihaften Tobsuchtsanfällen münden und ihn so nur noch stärker machen. Doch Muzu hat auch seine wunden Punkte. So ist er beispielsweise besonders anfällig für Feuer und fürchtet sich vor Ghulen. Diese detaillierte Charakterzeichnung verleiht den Gegnern ungemein an Tiefe.

Dabei greift das Nemesis-System noch viel weiter. Ein Hauptmann kann sich ebenfalls an uns heranschleichen und uns urplötzlich mit einem Kampf konfrontieren. Oder aber er übt Rache für einen anderen Ork, den wir schon vor langer Zeit ins Jenseits befördert haben. Immer wieder beobachten wir zudem, dass auch die Hauptmänner untereinander erbitterte Kämpfe um Macht und Einfluss führen. Im späteren Spielverlauf erlangen wir zudem die Fähigkeit, unsere besiegten Gegner für unsere Truppen zu rekrutieren, damit sie von nun an unserer Seite kämpfen.

Ab dem Punkt, ab dem wir diese Fähigkeiten erlernen, beginnt sich das Gameplay von Schatten des Krieges vollends zu entfalten. Von nun an rekrutieren wir fleißig die fiesesten Orks und zermürben die gegnerischen Reihen, indem wir unsere verbündeten unter die feindlich gesinnten Orks mischen und ihre Abwehrstrategien ausspionieren. Mit stetigen Spielfortschritt wächst auch unsere eigene Armee immer mehr heran. Es ist an der Zeit, die belagerte Festung zurückzuerobern. Wir greifen mit allem an, was wir haben und hunderte Truppen der unseren, stürmen die orkverseuchte Feste. Wir agieren dabei mittendrin und fordern zum Schluss den Oberherrn heraus – ein besonders mächtiger Ork. Gelingt es uns ihn in die Knie zu zwingen, gehört die Festung uns.

Kurzum: Das Nemesis-System und die anschließenden Eroberungen und Konfrontationen zwischen unseren und den feindlichen Truppen, gehört zum absoluten Highlight von Mittelerde: Schatten des Krieges.

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Und so krank auch der Nachfolger an Schwächen, wie wir sie schon aus dem ersten Teil kennen. Da wäre zum Beispiel die ungenaue Klettermechanik. Immer wieder ärgern wir uns darüber, dass Talion die Mauern und Parcours nicht korrekt erklimmt. Schuld daran ist ganz eindeutig die sehr dürftige Mechanik, die hinter dem Klettern steckt und ein punktgenaues Erklimmen und Ergreifen der Objekte schlicht unmöglich macht. Ein weiterer altbekannter Mangel ist die offene Spielwelt, die in ihrem Design zwar optisch abwechslungsreich gelungen ist, der es aber ganz eindeutig an besonderen und aufregenden Merkmalen fehlt, die eine offene Spielwelt normalerweise Leben einhauchen und Atmosphäre schaffen. In der Spielwelt wechseln sich leere Naturlandschaften mit Ork-Dörfchen ab. Ein belebtes Städtchen mit friedlichen Bewohnern, die ihrem Leben nachgehen, Märkte oder Sehenswürdigkeiten suchen wir vergebens. Das ist schade, denn das riesige Tolkien-Universum hat das Potenzial eine deutlich hübschere Welt abzubilden.

4 STERNE
4 von 5 Sterne

 Grafik/Sound


Die Optik von Mittelerde: Schatten des Krieges kann mit einem Open-World-Referenztitel wie Horizion Zero Dawn nicht mithalten. Dafür wirken die Lichteffekte viel zu altbacken. Die Texturen der meisten Oberflächen sind sehr matschig ausgefallen, wodurch der 4K-Modus der PS4 Pro nie wirklich überzeugen kann. Die Animationen der Spielfiguren wirken oft unnatürlich und hölzern. Wohingegen Monolith die meiste Arbeit wohl in die Erschaffung der Ork-Hauptmänner gesteckt haben dürfte. Deren Bewegungs- und Gesichtsanimationen sehen durchweg klasse aus.

Eine überaus positive Erfahrung ist hingegen die Bildrate. Die läuft durchweg stabil. Selbst wenn wir uns im Schlachtgetümmel mit mehreren dutzend Orks gleichzeitig befinden – das Bild bleibt die ganze Zeit über angenehm ruhig und lässt uns ein flüssiges Spielen erleben.

Der Soundtrack kann durch wuchtige und passende Effekte überzeugen. Auch die Lautsprecher des Controllers werden immer wieder geschickt dafür eingesetzt, um uns ins Spielgeschehen zu bugsieren. So hören wir plötzlich das Flüstern einer verwunschenen Hexe oder das helle Klirren unserer Klinge, wenn sie im finalen Hieb einen Hauptmann niederstreckt.

4 STERNE
4 von 5 Sterne

Umfang


Schatten des Krieges ist noch umfangreicher Gelungen als sein Vorgänger. Das ausgebaute Nemesis-System und das Erobern der feindlichen Gebiete bereichert das Spiel nicht nur ungemein, es sorgt auch dafür, dass wir Neben den Story-Missionen immer mehr als reichlich an Abwechslung geboten bekommen. Hinzu kommt, dass wir zahlreiche Herausforderungsmissionen und Sammelgegenstände absolvieren können. Als Lohn für diese Mühen, erhalten wir in regelmäßigen Abständen Silber-Münzen oder sogar Fähigkeitspunkte, mit denen wir im umfangreichen Fähigkeitenbaum neue Attacken erlernen. Zudem macht das Sammeln der seltenen Ausrüstungsgegenstände einfach Spaß und lässt uns immer wieder in riskante Kämpfe gegen die Ork-Hauptmänner stürzen. Wer in Schatten des Krieges hinabtaucht, kommt wohl erst nach 60 bis 70 Stunden zum Ende.

5 STERNE
5 von 5 Sterne

Fazit


Mit Mittelerde: Schatten des Krieges ist den Entwicklern von Monolith und Warner Bros. ein mehr als würdiger Nachfolger des Erstlings gelungen. Das viel erwähnte Nemesis-System, welches schon Mordors Schatten zu einem packenden Abenteuer machte, ist noch einmal deutlich aufgebohrt worden und wirkt nun tiefgreifender und geht wunderbar von der Hand. An der Klettermechanik und einer schöneren Spielwelt sollten die Entwickler für einen eventuellen dritten Teil der Reihe weiter feilen.  

Das bisher beste Spielerlebnis aus dem Herr der Ringe Universum.

4 STERNE
4 von 5 Sterne

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