Wenn eine Person ganze 6,5 Jahre an einem Spiel arbeitet, dann ist das doch mal mehr als einen Blick wert. Wir testen Mundaun von dem Entwicklerstudio Hidden Fields das aus dem Schweizer Künstler und Spieleentwickler Michel Ziegler besteht.
Mit Mundaun wurde am 16. März dieses Jahres ein Spiel veröffentlicht das schon etwas Besonderes ist. Das Ein-Mann-Studio Hidden Fields hat jede Szene/Textur Handgezeichnet und dann in das Spiel übertragen, was natürlich dann auch die Entwicklungszeit von 6,5 Jahren erklärt. Auch die Sprachausgabe darf als „besonders erwähnenswert“ genannt werden, denn nur die wenigsten werden Sie verstehen. Es wird das sogenannte Bündnerromanisch, eine Untergruppe der romanischen Sprachen gesprochen, die noch von ca.60.000 Menschen im Schweizer Kanton Graubünden gesprochen wird. Aber natürlich gibt es für den Rest der interessierten Spieler die Möglichkeit Untertitel einblenden zu lassen.
Wir testeten die digitale Playstation 4 Version von Mundaun in der Version 1.03 . Das Spiel wird digital für PlayStation, Xbox , PC und Mac angeboten. Nach einem Download von schmalen 4 Gigabyte und dem gleichen Festplattenverbrauch unserer Konsole konnte es losgehen.
Ersteindruck
Erstmal eigenartig, aber es macht uns neugierig
Die Story des Spieles ist schnell erzählt, der Großvater unseres Protagonisten Curdin ist auf merkwürdige Weise bei einem Brand gestorben. Dieser traurige Vorfall bringt Curdin wieder an den Ort Mundaun in den Schweizer Alpen wo sein Großvater lebte und Curdin aufgewachsen ist.
Auch wenn die Geschichte auf den ersten Blick nicht viel hergibt, so eröffnet sich nach und nach eine Horror-Story die man so nicht oft zu Gesicht bekommt. Die Spielwelt ist frei begehbar, erscheint uns manchmal mehr als surreal, was auch am (Bleistift)Zeichenstil und dem daraus resultierenden Aussehen von Objekten und vor allem der Bewohner von Mundaun resultiert. Nichts ist wie es scheint, die monochrome Grafik hat ihren besonderen unheimlichen Charme, die ganze Atmosphäre wirkt manchmal bedrohlich in ihrer alpinen Sagenwelt
Gameplay
Langsam und unheimlich
Wir spielen das Spiel in der Ego-Perspektive, und wenn es einem doch am Anfang eher als Walking-Simulator dargestellt wird, so wird man relativ schnell eines Besseren belehrt, denn schließlich wollen wir herausfinden, warum unser Großvater auf diese Weise verstorben ist. So erkunden wir die Spielwelt, lösen Rätsel und müssen sogar Monster bekämpfen, Kaffee kochen oder Schlitten fahren.
Gefundene Informationen werden in einem Tagebuch gespeichert, es gibt auch eine Liste mit Aufgaben die erfüllt werden können oder müssen. Des Weiteren finden wir sogar Attribute, um den Geisteszustand unsere Spielfigur zu stärken oder besser gegen Verletzungen geschützt zu sein. All diese Aufgaben oder das Umherlaufen in der offenen Spielewelt laufen in einem entspannten Gameplay ab, nichts wirkt gehetzt, der unterschwellige Gruseleffekt setzt langsam ein und arbeitet sich immer weiter hervor, selbst gelegentliche Schleich-Einlagen haben es in das Spiel geschafft
Das wenigen Male, das es ein wenig hektischer werden könnte, gipfelt in diversen Kampf- oder Fluchtsequenzen. Diese gibt es in Mundaun aber eher weniger und so kann man sich doch zum großen Teil der (Horror)Story widmen die sich im Spielverlauf immer weiter steigert und man immer weiter hinter ein Geheimnis kommt und die doch recht große Spielwelt mit ihren diversen Aufgaben die es zu Erfüllen gibt, entdeckt.
Grafik / Sound
Passend zur Stimmung des Spiels
Dass man bei einem 1-Mann Indie Studio keine High-End Grafik erwarten kann, sollte klar sein und wäre hier auch unangebracht. Es ist dieser, man darf schon fast sagen, surreal-unheimliche Bleistiftzeichnungen-Grafikstil gepaart mit Story und Sound der dieses Spiel so interessant macht.
Die soundtechnische Seite überrascht erstmal durch die in Bündnerromanisch gehaltene Sprachausgabe, die Soundkulisse ist eher selten zu spüren, hat aber so einen unterschwellig, angespannten Touch der einiges zur Atmosphäre beiträgt
Umfang
Nicht zu viel und nicht zu wenig
Da man durch das Spiel Mundaun nicht durch hetzen kann und sollte, erstreckt sich die Spielzeit auf ca 10 Stunden, die wir für angemessen halten. Da es mehrere mögliche Enden gibt, kann man diese Spielzeit natürlich noch etwas verlängern und sollte dies auch tun, um die interessante Story mit Elementen aus alpinen Sagen und surrealem Spuk bis ins Letzte zu erleben.
Fazit
Respekt für dieses Stück Software
Mundaun des Entwicklerstudios Hidden Fields ist diese Art Spiel, bei dem man sich vor dem Kauf auf jeden Fall informieren lassen sollte, worauf man sich einlässt. Hat man dies getan und gibt der Atmosphäre, dem Grafikstil und dem unverbrauchten, ungewohnten und manchmal surreal wirkende Setting eine Chance, der wird nicht enttäuscht. Was der Schweizer Michel Ziegler hier in knapp 7 Jahren geschaffen hat, da kann man nur den Hut ziehen. Der unterschwellige Horror ist allgegenwärtig, das Erforschen und die Aufgabenstellungen abwechslungsreich. Hier wird für kleines Geld viel Unterhaltung geboten, wenn man dem Spiel eine Chance gibt, und das sollte man auf alle Fälle tun.