Mit dem Project Zero-Franchise erschuf Koei Tecmo vor über 20 Jahren eine Survival-Horror-Spielereihe, die Genre untypisch ganz ohne Waffen auskommt. Zum 20-jährigen Jubiläum der Reihe wird mit Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers eine komplett überarbeitete Version der 2014 erschienen Wii-U Version am 28. Oktober 2021 veröffentlicht. Wir haben uns auf die ungewöhnliche Geisterjagd gemacht!
Der erste Teil mit dem Namen „Project Zero“ erschien 2001 auf der PlayStation 2 und zwei Jahre später für die Xbox. Seit dem 4. Teil der Serie besaß nun auch Nintendo ein Stück des Franchise-Kuchens und konnte besagten 4. Teil auf der (leider gescheiterten) Wii U veröffentlichen. Das Besondere an der Project Zero-Reihe ist die waffenlose Jagd auf die Geister, man nutzt hier die sogenannte Camera Obscura, eine Spezialkamera. Diese Kamera können wir im Lauf des Spiels aufrüsten, um die über individuelle Eigenschaften und Stärke versehenen Geister zu bekämpfen.
Wir haben Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers auf der PlayStation 5 getestet, erscheinen wird das Spiel digital aber auch auf PS4, Xbox One, Xbox Series X|S, Nintendo Switch und PC. Nach einem Download von 13 Gigabyte und einem daraus gleich großem Festplattenverbrauch starteten wir das Spiel mit der Versionsnummer 1.0 . Das Spiel kostet 39,99€, die Deluxe Version mit extra Kostümset und digitalem Kunstband zum 20-jährigen Jubiläum kostet 54,99€. Freigegeben ist das Spiel ab 18 Jahren. Das Spiel bietet uns zwei verschiedene Schwierigkeitsgrade sowie englische und japanische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln.
Ersteindruck
Geisterjagd mit Kamera, das schreit nach Erklärung
Aus Spoilergründen werden wir die Story nur kurz anreißen. Der/Die Spieler(in) schlüpft in die Rolle von Yuri Kozukata, Ren Hojo und Miu Hinasaki, die sich auf den unheimlichen Berg Hikami wagen, in der Hoffnung, diejenigen zu finden, die zuvor verschwunden sind. Um die bösartigen Geister zu besiegen, nutzen sie die schon angesprochene Camera Obscura. Ein kurzer Blick in die Optionen des Spiels kann die Wurzeln der Nintendo Wii U Version nicht verheimlichen, denn wir können auch hier, dank Bewegungssensor des Controllers unsere Kamera Obscura steuern, aber dies kann auch ausgeschaltet werden.
Auch noch sehr wichtig zu wissen, es gibt nur EINEN Speicherstand, wollt Ihr also, aus welchem Grund auch immer, nochmal von vorne anfangen, verliert Ihr Euren bisherigen Fortschritt.
In einem knapp 10 minütigen Prolog spielen wir dann auch schon unsere erste Protagonistin, Miu Hinasaki, die in einer unterirdischen Tempelanlage aufwacht und von Geistern gejagt wird, mit diesem kurzen Prolog wird uns auch die recht simple Steuerung der Personen angezeigt.
Etwas länger und ausführlicher spielen wir danach mit Yuri Kozukata, sie hat die Gabe der Schattenwahrnehmung, kann somit die Schatten oder Spuren von Personen verfolgen, die verschwunden sind. Aber sie ist nicht alleine unterwegs, denn ihre Mentorin Hisoka Kurosawa möchte Yuri in ihrer Gabe weiter ausbilden und nimmt sie auf einen ihrer Aufträge zu einem verlassenen Gasthof mit. Wir bekommen hier die am Anfang etwas fummelige Steuerung der Kamera Obscura erklärt, und diese hat es in sich. Wir können damit nicht nur Geister bekämpfen, sondern durch sogenannte Seelenfotos auch unsichtbare Dinge sichtbar machen, da die Kamera auf diese reagiert, außerdem kann man mit der Kamera „Phantome“ enthüllen, indem man am Ort des Verschwindens ein Foto schießt und diese damit wieder sichtbar und benutzbar macht. Die Benutzbarkeit der Camera Obscura ist ein Zusammenspiel von nutzen der Schultertasten und Standardtasten und Einsatz des Bewegungssensors des Controllers und dies braucht eine Weile bis man sich diese eingeprägt hat. Auch das Fotografieren von zufällig auftauchenden Geistern muss gelernt werden, denn mit dem Fotografieren bekommen wir Punkte zum Aufrüsten der Kamera.
Gameplay
Auf jeden Fall interessant, aber auch wiederholend
So führen wir unsere drei Protagonisten in relativ linearen Gebiete. Dort folgen wir Schatten, finden Gegenstände für unser Inventar (Heiltränke, Filme für unsere Kamera und vieles mehr) sowie Bücher und Notizen, Rätsel bekommen wir eher selten zu sehen, da dominieren eher Suchaufgaben das Spiel. Wer die Story zu 100 % verfolgen möchte, und das sollte man tun da es sich auf jeden Fall lohnt, sollte sich die ganzen Dokumente etc. aufmerksam durchlesen, um die Story des Waldes am Fuße des Berg Hikamu und den vielen Selbstmorden, einem Sektenkult und mehr aufzudecken.
Natürlich werden wir auf unserem Weg durch den Wald und die diversen Gebäude, die wir im Laufe der Geschichte auch öfter besuchen müssen, von Geistern angegriffen. Aber nicht alle Geister, die wir „treffen“ sind uns feindlich gesinnt. Einige erscheinen nur für einen kurzen Augenblick, dann heißt es schnell auf den Auslöser unserer Spezialkamera drücken und einen schönen Schnappschuss machen der uns Punkte bringt.
Die bösen Geister sind da schon eine andere Stufe, diese müssen wir mit der Kamera bekämpfen, das heißt anpeilen und im richtigen Moment auslösen. Dass Geister in der Nähe sind, wird durch ein rhythmisches Vibrieren des Controllers angezeigt. Was hier so einfach klingt, ist in der Praxis dann doch etwas mehr Arbeit und man muss sich auch auf die verschiedenen Stärken der Geister einstellen und auch das genaue Zielen mit der Kamera und das Angriffsverhalten der Geister ist wichtig und muss beobachtet werden. Damit wir gegen die unterschiedlich starken Geister eine Chance haben, können wir unsere Kamera mit diversen Items aufwerten, zum Beispiel diverse Filme für Angriffskraft oder Ladezeit, oder Objektive, die zum Beispiel betäuben können.
Diese Filme und andere Items (Lebenselixier etc.) könnt Ihr vor jedem Kapitel des Spiels kaufen, das „Geld“ dazu verdient Ihr Euch mit den Schnappschüssen der Geister und natürlich dem Besiegen.
Leider wiederholt sich das Gameplay zu oft, Personen oder Gebäude finden, zwischendrin Fotos von Geistern machen bzw. diese bekämpfen. Es gibt zwar auch ein paar Kapitel, die eine etwas andere Aufgabenstellung haben, aber diese sind leider in der Unterzahl. Auch dass man sehr oft Gebiete besuchen muss, die man eigentlich schon erkundet, hat kratzt ein wenig an der Motivation. Dafür spricht dann wieder die Story, die uns motiviert weiter zu machen und hinter die ganzen mysteriösen Geschehnisse zu blicken.
Neue Elemente gibt es in der Remaster-Version aber auch, da wäre zum einen ein Fotomodus der wohl heutzutage in jedes Spiel gehört, viel interessanter wäre aber zu erwähnen, dass es als zweite Neuerung eine Spezialmission mit Ayane, einem Charakter aus der Ninja Gaiden Reihe in das Spiel geschafft hat. Diese Mission wird freigeschaltet, nachdem man die Hauptmission komplett abgeschlossen hat. Im Gegensatz zu Yuri und Miu kann Ayane die Camera Obscura nicht benutzen. Allerdings kann sie sich ihre Ninjafähigkeiten zu Nutze machen und sie ist darin geübt, im Schutze der Dunkelheit zu arbeiten. Sie kann sich verstecken und den Geistern ausweichen, um ihre Mission zu erfüllen. In diesem Kapitel kann man eine andere Art des Spielens erleben.
Grafik / Sound
Es gibt eigentlich nichts zu meckern
Grafisch sieht man dem Titel trotz Remaster-Version den Ursprung der sieben Jahre alten Wii U-Version natürlich an. Das ist aber beileibe nicht negativ gemeint, denn trotz keiner „High-End“-Grafik ist die Atmosphäre im Spiel immer etwas bedrückend und unheilvoll, und dazu passt dieser Grafikstil ziemlich gut.
Was nicht so passt ist die Steuerung der Personen, die man als hölzern bezeichnen kann, es ist eben keine weiche Steuerung der Figuren, sondern eher etwas abgehakt, das gilt auch für die Animation der Personen. Bei den Geistern hingegen passt dieser Stil. Die Kämpfe sind zwar immer zu meistern, fühlen sich in der Steuerung aber auch „unrund“ an, die manchmal etwas unglückliche Kamera trägt zu einem weiteren Negativpunkt bei, dies aber zum Glück eher selten.
Die soundtechnische Seite kann man als gut bezeichnen, die Synchronsprecher verstehen ihr Handwerk und der Soundtrack ist mit diversen Ambient-Klängen gut gelungen, die Ingame-Sounds passen zur unheimlichen Atmosphäre.
Umfang
Durchaus ordentlich, wenn man durchhält
Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers hat eine durchschnittliche Spielzeit von 14 Stunden. Daran werden auch die zwei verschiedenen Schwierigkeitsgrade nichts ändern, denn auch dann ist das Spiel nicht allzu schwer. Auch das nicht wirklich fordernde Gameplay sowie das „Recyclen“ von Schauplätzen könnte den ein oder anderen davon abhalten, das Spiel zu beenden, wenn da nicht die gut gemachte Story wäre. Eine Motivation zum nochmaligen Durchspielen findet man in dem neuen Charakter, den man nach Abschließen der Hauptmission freischaltet. Da dieser die Camera Obscura nicht bedienen kann, und man nur durch Verstecken vorankommt, öffnet sich daraus ein neues Spielerlebnis.
Fazit
Ein Thema und Spiel für das man bereit sein muss
Auf Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers von Koei Tecmo sollte man sich einlassen, vorausgesetzt man kann mit dem Thema um den Berg Hikami, mysteriösem Sektenkult und Selbstmorden umgehen. Nicht umsonst ist der Titel ab 18 Jahren freigegeben, auch wenn hier keine explizite Gewaltdarstellung oder Horror an der Tagesordnung steht. Es geht eher um das Gesamtpaket und den Gruselfaktor, den der Titel in unseren Köpfen mit uns macht. Wer damit umgehen kann, sollte sich das Spiel auf jeden Fall anschauen.