Über 5 Jahre lang arbeitete das kleine Entwicklerstudio Tequila Works an Rime. Das Abenteuer-Spiel wurde in dieser Zeit immer wieder verschoben, sodass zeitweise die Befürchtung aufkam, Rime würde nie in die Hände der Gamer gelangen. Nun ist das ambitionierte Spiel erschienen. Aber hat sich das lange Warten auch gelohnt?
Ersteindruck
Ohne eine einleitende Erklärung, ohne ein Hall des Wortes oder der Silbe eines Dialoges stranden wir auf eine geheimnisvolle Insel, die verloren im Meer, den Wellen trotzt. Als kleiner Junge erwachen wir im weißen Sand an den Ufern des Eilands. Wer dieser Junge wohl ist? Wohin er unterwegs war? Wie er letztlich auf diese Insel gelangt ist? Wir wissen es nicht.
Bald nachdem wir uns in Bewegung setzen und den Strand hinter uns gelassen haben, wird uns klar, dass dies keine gewöhnliche Insel ist. Denn das Eiland scheint zwar ,bis auf die umherwuselnden Tiere, verlassen zu sein, doch wurden auf ihr prächtige Tempel, Gebäude und Statuen errichtet. In der Mitte der Insel befindet sich zudem ein alles überragender Turm, der in seinem strahlenden Weiß, anmutig wie ein Elfenbeinturm über die Insel zu wachen scheint. Ist der Turm etwa das Ziel unserer Reise?
Gameplay
In der Third-Person Perspektive steuern wir den Jungen durch die sehr weitläufige Welt von Rime. Die Spielweise lässt sich dabei in zwei grundlegende Mechaniken zusammenfassen, dem Entdecken und Klettern und dem Lösen von Rätseln. Zu Beginn am Strand erklimmen wir noch die Steilhänge um ins Innere der Insel zu gelangen, klettern auf Türme, springen von Felsvorsprung zu Felsvorsprung.
Die Klettermechaniken und die Kameraführung funktionieren dabei fast immer fehlerfrei und ohne nennenswerte Frustmomente. Die Rätsel aber, die sind das Highlight in Rime. Die Aufgaben sind dabei sehr nachvollziehbar und intuitiv gestaltet. Wer jetzt befürchtet, man werde in Rime von Rätseleinlagen geplagt die so schwer sind, dass weniger geübte Spieler gefrustet den Controller zur seiten legen, der kann beruhigt aufatmen. Die Kopfnüsse in Rime sind zugänglich und spaßig gestaltet.
Auch die Bandbreite der Rätselaufgaben ist dabei erfreulich abwechslungsreich und spektakulär ausgefallen. So müssen wir nicht nur verschiedene Schalterrätsel lösen und Kisten verschoben werden, auh geraten wir in eine versunkene Stadt in der wir geschickt mit dem Wasserspiegel umgehen müssen. In Rime spielt der Wechsel zwischen Licht und Schatten und der Blick aus unterschiedlichen Perspektiven eine große Rolle. Immer wieder wird das stimmig im Gameplay aufgegriffen. So sind wir beispielsweise im grellen Sonnenlicht, einem riesigen Raubvogel schutzlos ausgeliefert. Halten wir uns zu lange unter freiem Himmel auf, bekommt uns der schnäbelige Widersacher in seine Klauen. Nur der Schatten bietet uns Sicherheit.
Grafik / Sound
Die Optik von Rime besticht durch eine fabelhafte Atmosphäre. Von der ersten Minute an verlieren wir uns in der Welt, die mit ihren grünen Wäldern, heißen Wüsten, belebten Gewässern und anmutenden Tempeln zum Entdecken einlädt. In sanften Farben wird uns die verspielte und sauber gestaltete Grafik präsentiert, die in ihrem Stil sehr einfach, aber auch einen unverwechselbaren Charme versprüht. Einen Wermutstropfen gibt es dann aber doch: Die Bildrate, die längst nicht immer flüssig läuft und des öfteren merklich stockend in die Knie geht – auch auf der PS4 Pro. Hier muss Tequila Works noch nachbessern.
Der Sound kleidet das stimmungsvolle Abenteuer in eine ruhige und mystische Musik, die sich fast das gesamte Spiel über dezent im Hintergrund hält und sehr passend gewählt ist. Eine Sprachausgabe gibt es in Rime nicht.
Umfang
Rime ist ein Einzelspieler-Erlebnis, mit dem ihr etwa 6 bis 8 Stunden sehr gut unterhalten werdet. Abseits vom Spiel wird uns lediglich ein paar Boni wie freischaltbare Artdesign geboten. In Anbetracht dessen, dass Rime für günstige 30 Euro zu haben ist und wir durchweg viel Spaß am Durchspielen haben, ist der recht geringe Umfang aber zu verschmerzen.
Fazit
Hat sich das jahrelange Warten auf Rime gelohnt? Oh ja, das hat es! das Rätsel-Abenteuer von Tequila Works ist eines der größten Highlights des bisherigen Spielejahres 2017.
Die mystische Insel ist toll gestaltet, die Atmosphäre transportiert uns in meditative Ruhe wie es zuletzt ein Journey oder Abzu geschafft hat und das Gameplay glänzt durch Zugänglichkeit und Abwechslung. Jede Spielminute mit Rime macht einfach Spaß.