Am 1. November hat Infuse Studio mit Spirit of the North sein Erstlingswerk für die PlayStation 4 veröffentlicht. Wie außergewöhnlich und wunderschön dieses Adventure mit dem ungewöhnlichen Helden ist, erfahrt ihr in unserem Test.
Ersteindruck
Ein Traum in Weiß.
Schon das Hauptmenü lässt erahnen, was uns in den ersten Minuten erwartet. Eine herrliche Winterlandschaft mit nordischem Flair und einem eher ungewöhnlichen Helden. Ein Fuchs. Wir werden sofort ohne große Einleitung und/oder Tutorial ins Spiel geworfen. Und wie erwartet, landen wir in einer schneebedeckten Winterlandschaft, die hübscher kaum sein könnte. Und sobald dann die wunderschöne Hintergrundmusik einsetzt, steht der erste Eindruck fest: Traumhaft schön!
Gameplay
Nicht perfekt, aber passend.
Die grundlegende Steuerung ist einfach gehalten und beschränkt sich Anfangs auf herumlaufen und gelegentliches Knöpfchen drücken um zu hüpfen. Aber keine Sorge, im weiteren Spielverlauf kommen durch neue Fähigkeiten weitere Möglichkeiten hinzu. Aber auchsspäter bleibt die Steuerung relativ einfach. Ein paar Geschicklichkeitspassagen in denen das richtige Timing gefragt ist, hier und da mal ein wenig Hüpfen und Fähigkeiten wie den Dash im richtigen Moment einsetzen, um voran zu kommen. Unspektakulär, aber dadurch auch komplett Frust- und Stressfrei.
Ein Hauptbestandteil des Gameplays sind die überall zu findenden Runensteine. Diese sind immer ein Anzeichen dafür, dass hier entweder ein Geheimnis wartet, oder der Weg ins nächste Gebiet. Um die Steine zu aktivieren müsst ihr vorher aber erst Energie sammeln. Diese findet ihr bei speziellen Blumen in der Spielwelt. Stellt ihr euch auf die Blumen und bellt mit eurem tierischen Begleiter einmal, absorbiert ihr die Energie und könnt sie an den Runensteinen verwenden. Auch einige der später im Spiel zu erlangenden Fähigkeiten sind nur mit dieser Runenenergie verwendbar. Das Geisterbellen wird etwa benötigt, um Bereiche von der Krankheit zu befreien, die die Welt befallen hat. Aber auch solche Fähigkeiten wie der Dash, der wichtig wird wenn ihr sehr weite Sprünge ausführen wollt, sind nur mit aufgeladener Energie verfügbar.
Die ein oder andere Stellschraube könnte bei der Steuerung noch festgezogen werden, denn hier und da ist es etwas hakelig und ungenau. Da die Passagen, in denen man etwas genauer steuern muss, sich aber an einer Hand abzählen lassen und das Gameplay auch relativ großzügig ist und Fehler nicht hart bestraft, kann man dieses kleine Manko allerdings auch fast als unwichtig einstufen und vernachlässigen.
Umfang/Inhalt
Weniger ist mehr.
Mit ca. 7 – 8 Stunden Spielzeit ist Spirit of the North sicher kein all zu langes Abenteuer. Aber dafür hat man während dieser Spielzeit durchgehend ein gleichbleibend tolles Spielerlebnis.
Auch wenn es im Kern ein Adventure mit ein paar Geschicklichkeitseinlagen ist, verbringt man einen großen Teil der Spielzeit damit, die wunderschönen Areale zu durchstreifen. Entweder um den Weg in den nächsten Bereich zu finden, oder die in der Spielwelt verstreuten Schamanengeister zu befreien. Um das zu tun, müsst ihr die Stäbe der Schamanen finden und zu ihren Gebeinen tragen. Um es euch etwas einfacher zu machen, fängt ein gefundener Stab an zu glühen und knistert wie ein Lagerfeuer, wenn die sterblichen Überreste seines Besitzers in der Nähe sind. Insgesamt gibt es 28 davon. Um alle zu finden, ist allerdings ein wenig Suche nötig, denn mitunter sind sie gut versteckt und manchmal auch etwas schwer zu erreichen. Da ist oft etwas Überlegung angesagt, um herauszufinden, wie man die entsprechende Stelle erreicht.
Als „ganz besonders“ kann und muss man das Storytelling bezeichnen. Keine Dialoge, keine Monologe … im Grunde nichts, was man normalerweise zum erzählen von Geschichten nutzt, ist vorhanden. Aus gutem Grund. Die Geschichte wird hier vom der Spielwelt selbst erzählt und getragen. Hier und da sind in der Welt auch große Steinplatten zu finden, die ihr mithilfe eurer Geister- oder Runenenergie „aufladen“ könnt. Die Bilder auf diesen Tafeln erzählen immer einen Teil der Geschichte der Spielwelt. Aber selbst wenn ihr diese Tafeln nicht findet und aktiviert, ist es erstaunlich wie toll die Reise des ungewöhnlichen Helden selbst die Geschichte erzählt. Eine solche Art des Storytellings haben wir bisher nur sehr selten erlebt.
Grafik/Sound/Technik
Eine Sinfonie aus Bildern und Musik.
Grafisch haben wir hier zwar keinen Meilenstein, aber das was Spirit of the North hier bietet, ist trotzdem wunderschön. Die Landschaften sehen toll aus und laden zum sinnlos durch die Gegend rennen förmlich ein. Hier und da flackert mal eine Kante und Objekte ploppen auch mal aus dem Nichts auf aber im Spiel ist man meist sowieso damit beschäftigt, die fantastische Atmosphäre zu genießen. Da gehen solche kleinen Schnitzer schnell unter. Auch Der Sound lädt zum Träumen ein. Besonders die Musikalische Untermalung ist nahezu perfekt. Orchestrale Musik, die je nach Situation mal dramatischer, ruhig und dann wieder etwas schneller und spannender wird. Einziger KLEINER Kritikpunkt: Die Übergänge von einem Musikstück zum nächsten wirken manchmal etwas zu abrupt.
Bei den Soundeffekten gibt es nur wenig zu bewerten, denn so viele davon gibt es nicht. Das markanteste ist das „Bellen“ des Fuchses. Alle weiteren Effekte erfüllen ihren Zweck und sorgen lediglich dafür, dass es neben der tollen Musik auch noch ein paar andere Geräusche gibt. Ob es nun das Knartschen des Schnees ist, oder die „Explosion“, wenn ihr euer Geisterbellen nutzt, um eine von Krankheit befallene Stelle zu säubern. Alles passt und fügt sich wie Instrumente in eine Sinfonie ein. Das alles sorgt für eine fantastische Atmosphäre, von der sich einige AAA-Spiele ne ganz dicke Scheibe abschneiden können.
Rein technisch gibt es nichts zu meckern. Keine Abstürze, Glitches oder sonstige Fehler, die als solche zu erkennen gewesen wären.
FAZIT
Fast ein Meisterwerk.
Man merkt Spirit of the North in den ersten Sekunden an, dass die Entwickler hier mit Herzblut und einer besonderen Vision herangegangen sind. Dank der Optik, der fantastischen Musik und der einfachen, aber toll erzählten Geschichte, ist das Spiel ein Erlebnis der besonderen Art. Im Kern ist Spirit of the North zwar ein „einfaches“ Adventure mit ein paar Geschicklichkeitseinlagen, aber EIGENTLICH geht es viel mehr um die Reise und das Abenteuer an sich. Und was das angeht, haben die Entwickler hier eine Indie-Perle erschaffen, die man fast als Meisterwerk bezeichnen kann.
Spirit of the North ist nur als Downloadtitel für die PlayStation 4 erhältlich.