[TEST] THE WITNESS – So kunstvoll kann Rätseln sein

Mit The Witness stand uns nicht nur der erste, große Spiele-Release im noch frischen Jahr ins Haus,  sondern auch das lange Warten auf Jonathan Blows neuestes Werk hat damit ein Ende. Blow ist seineszeichens ein viel gefeierter Entwickler und sorgte 2009 mit dem Titel Braid für Furore.

In den sieben langen Jahren entstand nun das nächste Rätsel-Abenteuer: The Witness. 

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Die Spielwelt weiss optisch immer wieder zu begeistern

Gameplay

Das Spielprinzip von The Witness könnte einfacher kaum sein -in einer, von Beginn an, frei begehbaren Welt sind insgesamt über 650 Rätsel verteilt, die auf die immer gleiche Weise gelöst werden wollen. Auf einer Schalttafel ist ein wirr anmutendes Muster aus Linien dargestellt. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass diese Linien ein Startpunkt haben und ein Ziel. Eure Aufgabe ist es nun, vom Startpunkt an den korrekten Weg zum Zielpunkt zu zeichnen.

„Mmmh,  klingt das nicht ein bischen abwechslungsarm und langweilig? “ Wird sich jetzt der ein oder andere Fragen. Die Antwort ist „Nein! “ Die Entwickler schaffen mit ihrem Spiel das Kunststück, sich in den über 600 Rätseln zwar immer dem selben Prinzip zu bedienen aber mit abgeänderten Regeln und Kniffen für ständige Abwechslung und neuen Herausforderungen zu sorgen.

The Witness mag einfach beginnen, indem ihr auf den Schalttafeln lediglich den direktesten Weg vom Start- zum Zielpunkt einzeichnet,  aber ist die erste halbe Stunde Spielzeit erst einmal verstrichen, stoßt ihr schnell auf Rätsel die immer komplexer werden und eure grauen Zellen mächtig auf die Probe stellen. Dabei ist die Insel,  die jedezeit frei erkundbar ist, in verschiedene Bereiche unterteilt, die sich nicht nur optisch sehr angenehm voneinander unterscheiden, sondern auch das Lösungsprinzip der Rätsel von Gebiet zu Gebiet abändert. Mal müsst ihr die Farbeinteilung zur Lösung der Rätsel beachten, ein andermal müsst ihr geschickt mit Licht und Schatten arbeiten und später ist auch euer räumliches Denken gefragt.

Die Rätsel gestalten sich dabei nicht nur sehr abwechslungsreich, sondern auch mit sehr knackigem Schwierigkeitsgrad, der dennoch nie frustrierend wirkt, weil ihr einfach in einer anderen Ecke, der offenen Welt,  weiter rätseln könnt, wenn ihr an der einen Stelle festhängt. Das ist sogar ratsam! Denn ehe man sich stundenlang und frustriert an einem Rätsel festbeißt, erledigt man besser anderswo neue Rätsel,  die euch oft auch einen neuen Lösungsansatz für unerledigte Rätsel zeigen. Und so passiert es immer wieder, dass man später an eine Schalttafel zurückkehrt, deren Lösung sich Stunden zuvor, noch nicht erschließen ließ und knackt sie letzlich, weil sich die eigene Herangehensweise in der Zwischenzeit weiterentwickelt hat –  ein tolles Erfolgserlebnis,  wie es kaum ein anderes Spiel auslösen kann.

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Aus den anfänglich noch einfachen Rätseln,  werden später richtige Kopfnüsse

 

Umfang

Vor dem Release von The Witness sorgte der Verkaufspreis von 36,99 Euro,  im PlayStation Store und auf Steam,  für hitzige Diskussionen.   Ob ein so hoher Preis für ein Rätselspiel gerechtfertigt wäre? Unserer Meinung nach: Ja. Denn, The Witness ist nicht nur ein einfaches Rätselspiel,  sondern auch ein grafisch opulentes Abenteuer auf einer mystischen Insel,  die mit ihrer Optik und ihren Geheimnissen eine unheimliche Anziehungskraft ausübt.

Auch spricht die enorme Spielzeit von etwa 70 Stunden für einen Preis von knapp 40 Euro. Und seien wir einmal ehrlich, welcher Vollpreistitel bietet so viel Umfang, Innovationen, Liebe zum Detail und Abwechslung für sein Geld, wie es The Witness tut? Vielleicht eine Handvoll im ganzen Jahr!

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Jeder Screenshot ein potentielles Wallpaper! Die Spielwelt von The Witness ist ein echter Hingucker

Grafik

Die offene Spielwelt ist äußerst ansehnlich und abwechslungsreich gestaltet und in Bereiche unterteilt,  die alle ihren eigenen, uniken Charme versprühen. Mit samften Farben werden dort die Bäume, Gräßer und Monumente ins Spiel getupft. Die Grafik zeichnet sich durch einen weichen Look aus, der schön und beruhigend zugleich wirkt. Die Entwickler verstehen es sehr gut, mit verschiedensten Farbpaletten zu spielen. Da wäre die Wüste mit ihren Steilen Klippen und dem glänzenden Sand, der Wald mit seinen herbstlich-orange gefärbten Laub, die Sümpfe, die aufgrund der Kirschblüten in den buntesten Farben erstrahlen und noch viel mehr.  Auch nach Stunden hat man sich an The Witness‘ Spielwelt nicht satt gesehen – toll.

 

Was uns gefallen hat

  • Enormer Umfang von 70 Stunden Spielzeit und über 600 Rätseln
  • Rätsel sind sehr abwechslungsreich
  • Offene Spielwelt sehr schön gestaltet
  • Rätsel können in freier Reihenfolge gelöst werden
  • Lösungsweg der Rätsel gut nachvollziehbar und nicht an den Haaren herbeigezogen
  • Cleverer Einsatz von Farben, Perspektive,  Licht & Schatten

Was uns nicht gefallen hat

  • Story wirkt gekünstelt philosophisch
  • Kein Anlegen mehrerer Speicherstände möglich
  • Keine Hintergrundmusik oder Soundtrack im Spiel
  • Keine alternative Farbeinsellung. Menschen mit Farbschwäche könnten bei einigen Rätseln große Schwierigkeiten haben.

 

Fazit

The Witness ist wohl das erste Highlight im noch sehr jungen Spielejahr 2016. Wer gerne Logikrätsel löst, einiges an Geduld mitbringt oder gerne etwas abseits der herkömmlichen Spielegenres erleben will, der wird von The Witness begeistert sein. Dabei ist der Titel mehr als nur ein plumpes Rätselgelöse,  sondern auch ein meditatives Abenteuer, an dem man sich wohl auch noch Jahre später gern erinnern wird.

WERTUNG

5 STERNE