Jeder kennt Management-Spiele, ob nun die eigene Tankstelle, das Festivalklo oder gar die Pornoproduktion – In all diesen Spielen geht es darum, die Geschicke einer Unternehmung zu lenken und deren Ressourcen klug einzusetzen. Etwas Besonderes ist allerdings Through the Darkest of Times, denn hier schickt uns Entwickler Paintbucket Games in die Zeit des Dritten Reiches, das wir mit unserer Widerstandsgruppe bekämpfen. Wir haben das Spiel für euch getestet.
Paintbucket Games wurde im April 2018 von Joerg Friedrich und Sebastian Schulz in Berlin gegründet. Die beiden ehemaligen AAA-Entwickler, die sich bei YAGER trafen und Spec Ops The Line machten, beschlossen ein eigenes Indie Game Studio zu gründen und fortan an eigenen Ideen zu arbeiten. Das Studio wird vom Medienboard Berlin Brandenburg unterstützt.
Ersteindruck
Gemalte Geschichte
Auf den ersten Blick erscheint Through the Darkest of Times, welches wir im Text öfter TtDoT abkürzen, ziemlich düster. Dieser Eindruck wird durch die Farbgebung im Spiel bewirkt und soll optisch, wie in einem Sepiafarbton, an alte Filme oder Fotos erinnern. Sämtliche Grafiken sind allerdings liebevoll gezeichnet und wirken manchmal sogar etwas kindlich. Fast so, als würde uns ein altes Ausmalbuch die dunkle Geschichte des Spiels erzählen. Die Geschichte des Spiels handelt von der Machtergreifung der Nazis in der, zu Recht benannten, dunkelsten Zeit der Menschheit. In dieser geschahen derartig grausame Dinge, wie sie kaum ein anderes Spiel dazustellen vermag. In Through the Darkest of Times erleben wir die Geschichte Deutschlands, zwischen 1933 bis 1945, als Mitglied und Gründer eine Widerstandsgruppe, die es mit dem mörderischen Regime um Adolf Hitler aufnehmen will und muss. TtDoT thematisiert im Spielverlauf dabei sehr viele Fakten wie die Verfolgung der Juden und den Umgang der damaligen Gesellschaft aber auch generelle Themen, die auch heute noch eine Rolle spielen. Hass und Ausgrenzung, von Minderheiten, Menschen die anders denken oder fühlen. Selbst Hass auf Homosexuelle ist ein Thema des Spiels und damit ist es auch an der heutigen Zeit immer noch sehr nahe. Man erkennt beim Spielen, dass wir bestimmte Dinge in unserer Gesellschaft offenbar noch immer nicht überwunden haben.
Gameplay und Story
Harte Fakten die man miterlebt
Through the Darkest of Times erzählt uns also die Geschichte rund um die Machtergreifung Adolf Hitlers, der in dieser dunklen Zeit ein grausames Regime und damit seine Diktatur errichtete. Wir erleben in TtDoT wie die Schergen der SA auf Menschenjagd gehen und können uns entscheiden, ob wir einschreiten oder uns aus dem Staub machen. Dabei werden wir vor einfache Auswahlen gestellt und so stehen uns jederzeit verschiedene Entscheidungen zur Verfügung, die maßgeblich das Spielgeschehen beeinflussen. Die gesamte Geschichte wird allerdings in Bildern und per Text erzählt. Wer Through the Darkest of Times spielt hat viel zu lesen. Anfangs wählen wir ob wir den einfachen Erzählmodus spielen wollen, in dem das Spiel Fehler verzeiht und unser Handeln stets gespeichert werden kann. Der Widerstand-Modus bietet nur einen Speicherstand, Gestapo und SA sind alarmierter und wir müssen jeden Schritt gut planen. Wir können uns einen Charakter erstellen und starten in den Widerstand. So erleben wir alltäglich Dinge im Dritten Reich, die anfangs sogar fast noch harmlos erscheinen, wenn sie nicht von Organisationen der Regierung Hitlers forciert sein würden. Denkt man darüber nach macht einen das zu erlebende oft sogar fassungslos. Unsere Widerstandsgruppe besteht anfangs aus nur drei Personen, deren charakterliche Eigenschaften auch unser Handeln beeinflussen können. Unser Ziel ist es nun weitere Unterstützer, Mitglieder und Spenden zu akquirieren um zu wachsen und damit schlagkräftig gegen Hitlers Regime zu kämpfen. Dabei spielt dich Through the Darkest of Times wie ein Management-Spiel in dem wir strategisch denken müssen. Wir planen auf einer Karte Berlins unsere möglichen Aktionen. Setzen unsere Kameraden ein und teilen ihnen Aufgaben zu. All das wird durch Radiokommentare und Zeitungsberichte unterbrochen, die das zeitliche Geschehen der damaligen Zeit korrekt wiedergeben. Selbst wenn wir unser Spiel neu starten, wird sich das Geschehen in der Zeitlinie korrekt abspielen. So erleben wir also fast hautnah mit wie die Situation in der Gesellschaft wirklich war. In Gesprächen mit anderen Bürgern erleben wir Angst aber auch Hass und Gewaltbereitschaft gegenüber Juden und anderen Feinden der Nazis.
Teilweise sind die Eindrücke im Spiel sehr schockierend und wenn man in die heutige politische Landschaft schaut teilweise sogar sehr nahe. Das Spiel führt uns dabei stets vor neue Aufgaben. Wo wir anfangs noch Demos besuchen oder Papier und Farbe für Flugblätter besorgen, stehen bald schon Anschläge mit Sprengstoff und Befreiungen aus dem Gefängnis auf der Tageordnung. All das geht natürlich nicht ohne Unterstützer und raffinierte Tricks. So müssen wir uns mit Hilfe einer SA-Uniform Zugang zu Sprengstoff oder Waffen verschaffen, ohne verraten oder entdeckt zu werden. Es gilt also auch ein Gespür zu entwickeln, wer für unsere Widerstandgruppe ein geeigneter Kandidat ist oder gar das ganze Unternehmen zum Scheitern bringt. Das Spiel ist anfangs noch recht leicht, hebt die Schwierigkeit aber nach einer gewissen Zeit deutlich an. Man gerät oftmals ins Schwitzen, wenn man Aktionen plant und Ressourcen einsetzt. Es ist nicht leicht gegen einen derartig übermächtigen Gegner kämpft. Wer kniffliges Management mag wird hier vor interessante Herausforderungen gestellt. Leider gab es auch ein paar logische Fehler. So war die Frau eines Kameraden im Gefängnis, doch er lud uns zu seiner Hochzeit außerhalb Berlins ein. Dabei war die Befreiungsaktion noch gar nicht geplant. Wir waren etwas ratlos. Zumindest ging die Immersion des Spiels dabei etwas verloren.
Grafik und Sound
Braun, Grau und Rot
Wie schon angesprochen ist die Grafik in Through the Darkest of Times gezeichnet. Alle Menüs und Beschriftungen sind einfach gehalten und sehr übersichtlich. Dabei wirkt alles wie in einem gemalten Album. Wir erleben in einzelnen Bildern was auf den Straßen Berlins vor sich geht. In einfachen Texten wird uns näher gebracht, was sich abspielt. Leider ist die farbliche Abstimmung nicht so ganz unser Fall. Alles ist in dunklen Grau und Sepia-Farbtönen gehalten. Lediglich die Farbe Rot gibt hier starke Kontraste. Das muss man mögen. Uns deprimiert diese Farbgebung allerdings wüssten wir nicht welche Optik einem Spiel mit diesem Hintergrund besser liegen würde. Immerhin ist Through the Darkest of Times kein fröhliches Spiel. Es ist eher ein grafischer Exkurs in die Geschichte des Dritten Reiches in dem wir gewissermaßen eingreifen können. Die musikalische Untermalung ist allgemein sehr gut gelungen. Hier werden Jazznummern gespielt, oder auch vom Klavier begleitet. In vielen Szenen werden atmosphärische Sounds gespielt, die die Szenen klanglich sehr gut unterstreichen. So wird das Geschehen, trotz einfacher Bildsprache, erlebbarer und fast mitfühlbar. Ansonsten ist Through the Darkest of Times ein einfach gehaltenes klassisches, rundenbasiertes Management-Spiel mit Planungsbildschirm für Aufgaben rund um die Verteilung von Ressourcen und Mitliedern unseres Teams.
Fazit
Wir managen den Widerstand
Wer Management-Spiele mag und sich auch der krassen Geschichte des Dritten Reiches nicht sträubt, der findet in Through the Darkest of Times einen sehr herausfordernden Ableger dieses Genres. Wer eine erfolgreiche Widerstandbewegung im Deutschland der 30er und 40er Jahre schaffen und aufrechterhalten will, dem wird einiges an Geschick abgefordert. Through the Darkest of Times erzählt echte Geschichte, die umso unfassbarer wird, wenn man sie hier fast miterleben kann. Optisch recht einfach gehalten, wirkt es fast wie ein gemaltes Album und zeigt uns in vielen. Teils krassen Szenen, was damals geschah. Wir sind mit unserer Widerstandgruppe mittendrin und versuchen gegen die Nazis und das teils heftige Bild in der damaligen Gesellschaft anzukämpfen. Rundenbasiert, planen wir Aufgaben, Ressourcen und Kameraden – immer in der Angst entdeckt und verhaftet zu werden. Dabei macht Through the Darkest of Times uns schockierend bewusst, wie gefährlich und schwer der Kampf gegen einen übermächtigen Gegner sein muss. Die Optik ist mit viel Grau, Braun und Rot sicher gewöhnungsbedürftig, knüpft aber die Verbindung zur damaligen Zeit sicher am besten. Anders könnten wir uns ein Spiel mit diesem Kontext eigentlich auch nicht vorstellen.