Bild: Kalypso Media

[ TEST ] TROPICO 6 – Herrsche über deine eigene Bananenrepublik

Wer wollte nicht schon immer mal selbst in den Anzug eines Dikt…ähm Politikers schlüpfen und einen Staat nach dem eigenen Gutdünken formen. Willkommen in Tropico 6. Wir haben den Konsolen-Bananenrepublik-Simulator für euch getestet. Unseren Test der PC-Version findet ihr hier.

Ersteindruck
Sommer, Sonne und eine korrupte Staatsmacht

Als Diktator brauchen wir natürlich auch eine passende Bleibe.

Gerade einmal 9,2 GB groß und doch ist es der bisher umfangreichste Ableger der beliebten Tropico-Reihe. Fünf Jahre nach dem wir uns in Tropico 5 an die Macht geputscht haben, machen wir im sechsten Ableger einen weiteren Abstecher in die sonnige Karibik. Tropico 6 entstand dabei erstmals in der deutschen Spieleschmiede Limbic Entertainment. Große Änderungen zum Vorgänger gibt es nicht, doch das muss nichts Schlechtes bedeuten. Die Entwickler vertrauen dabei ganz auf die bewährten Erfolgsrezepte der Serie und verfeinern das rundum gelungene Spielprinzip mit vielen kleinen Neuerungen.

Aber wartet doch mal! Ist Tropico 6 nicht schon vor einer ganzen Weile für den PC erhältlich? Warum machen wir gerade jetzt einen Test zum Aufbauspiel? Nun ja, es stimmt. Tropico 6 ist bereits seit dem Frühjahr 2019 für den PC erhältlich, Konsolenspieler kommen erst jetzt in den Genuss. Seit dem 27.09. ist Tropico 6 auch für PS4 und XBOX ONE erhältlich. Wir haben´s auf der PS4 Pro für euch getestet.


Gameplay
Spielspaß vor Spieltiefe 

Die Spielweise von Tropico lässt sich dabei mit PC-bekannten Konkurrenten wie Anno 1800 oder die Siedler vergleichen. Wir übernehmen die Macht über ein verwildertes Inselgebiet und verwandeln es nach und nach in unseren eigenen kleinen Inselstaat mitten in der sonnigen Karibik. Wir sorgen dafür, dass unsere Bevölkerung steigt und steigt, dass die Bedürfnisse unserer Einwohner befriedigt werden und errichten immer stärker verzweigte Produktionsketten. Wenn wir alles richtig machen, sprudeln die Steuergelder nur so in unsere Kassen – jedenfalls klingt das auf dem Papier so einfach. Im Spiel selbst erwarten uns immer wieder jede Menge Fallstricke und Widersacher.

Jederzeit die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung zu befriedigen, das macht einen guten Politiker aus.

Der besondere Kniff der Tropico-Reihe ist, dass wir als Diktator autoritär über unser Land herrschen. Dabei nimmt sich das Spiel nie besonders ernst und wartet mit jeder Menge absurden Humor auf. Als Diktator liegt es in unserer Hand, wie wir über unseren Staat regieren. Ein freier Staat mit einer unabhängigen Presse freut nicht nur unsere Einwohner, sondern sorgt auch für einen guten Ruf bei den Ländern der westlichen Welt. Blöd nur, dass sich so ein demokratisch orientierter Staat mit Menschenrechten und dem ganzen Quatsch auch verdammt kompliziert regieren lässt und überhaupt muss man auf alles und jeden achten. Wer sich ein paar extra-Dollar dazuverdienen will, kann dies schnell und einfach durch krumme Geschäfte, Unterdrückung und Korruption erledigen. Das ist aber bei der breiten Öffentlichkeit nicht so gern gesehen. Damit wir unser Gesicht waren und vor allem unsere Macht als Staatsoberhaupt, können wir ja die Pressefreiheit einschränken. Wenn wir bestimmen dürfen, was in den Tagesblättern geschrieben steht, können wir auch eher unser Ansehen in der Bevölkerung lenken.

Auch dürfen wir bestimmen, wie offen unser Land auf der Weltbühne agiert. Auf diese Weise können wir unseren Inselstaat zu einem beliebten Reiseziel machen und so massig Geld an Touristen verdienen. Zusätzlich sorgen wir dafür, dass die zuvor errichteten Kasinos und die gelockerten Gesetze das Glücksspiel zu einer profitablen Einnahmequelle für unsere eigenen Taschen wird.

Zu den aufregendsten Neuerungen in Tropico 6 gehört es, dass wir unseren Staat nun auch über mehrere Inselgruppen erstrecken können, anstatt über nur eine große Insel. Mittels neu erforschter Technologien ermöglicht man uns sogar, Brücken über die einzelnen Inseln zu spannen und so eine zusammenhängende Welt mit viel Gewusel der Einwohner zu erzeugen. Apropos Einwohner: Deren Anzahl ist überschaubar und erstreckt sich dabei nicht in die Tausende oder gar Millionen wie bei anderen Aufbauspielen. Das hat aber auch seine Gründe, denn in Tropico 6 hat jeder Einwohner seine eigene Identität. Jeder der Menschlein dort geht einem Tagesablauf nach, den wir zurückverfolgen können. Jeder hat Bedürfnisse an uns, hat einen Job oder ist vielleicht auch arbeitslos. Das ist deshalb so spannend, weil dadurch unsere Welt an Identität gewinnt und unsere Einwohne individuell erscheinen. Aber eines ist sicher: Unsere Bevölkerung können wir nicht einfach ignorieren, denn das Volk kann uns durchaus auch abwählen. Nun gut, im Gegenzug lässt sich die Wahl auch einfach manipulieren, doch greifen die Menschen dann zu Demonstrationen und Aufständen.

Auch melden sich immer wieder große Gruppierungen und tragen uns auf, ihre Interessen zu erfüllen. Da wären zum Beispiel die Kommunisten, die Kapitalisten, die Revolutionäre oder die Kirchenvertreter. All jene melden sich bei uns und tragen uns kleine Missionen auf, die wir in ihrem Interesse erfüllen sollen. Das sind oft simple Erfüllungs-Missionen wie zum Beispiel: Baue eine Feuerwache, liefere 1000 Einheiten Rohrzucker ab oder investiere in die Bildung der Einwohner. Diese Missionen mögen nett sein und halten das Spiel ein Stück weit am laufen, das Problem ist nur, dass sie zum einen zu abwechslungsarm gestaltet sind und zum anderen, dass sie zu häufig gestelt werden.

Der Handel mit anderen Ländern ist eine lukrative Einnahmequelle.

Der Schwierigkeitsgrad und der Spielablauf sind dabei in Tropico 6 sehr einsteigerfreundlich gewählt worden. Anders als etwa in Cities Skylines, müssen wir uns keine großen Gedanken darüber machen, wie wir etwa unsere Straßen bauen und den Verkehr regeln. Und so streng mit unseren Ressourcen haushalten wie etwa in der Anno-Reihe, ist ebenso nicht nötig. Wenn wir etwa eine Mais-Plantage benötigen, dann bauen wir diese irgendwo hin, wo wir gerade Platz haben, besonders große Gedanken, an den richtigen Standort müssen wir dabei nicht verschwenden.


Steuerung
Geht ziemlich gut von der Hand 

Der Knackpunkt bei Aufbau-Spielen für die Konsole ist oft die Umsetzung der Steuerung. Wie einfach verständlich und gut von der Hand geht Tropico 6 für die Konsolen eigentlich? Unserer Meinung nach erstaunlich gut! Bereits der Vorgänger hat vorgemacht, dass sich ein Aufbauspiel auf einem Controller hervorragend steuern lassen kann, der neue Teil greift das Steuerungskonzept auf und verfeinert es noch. Dabei wird einem alles Wichtige in kurzen Tutorials erklärt, auch deshalb empfehlen wir euch, erst die Kampagne zu spielen, die euch in ihren 15 Missionen durch alle Epochen und Probleme hindurchführt, die man als angehender Diktator zu erwarten hat. Mit einem einfachen Druck auf die R2-Taste rufen wir das Baumenü auf, das kreisförmig in der Bildschirmmitte erscheint und eine Übersicht über alle Gebäude, Handelsoptionen, den Forschungsbaum, Tutorials usw. gibt. Mit dem linken Analogstick bewegen wir uns über die Karte und mit dem rechten Stick schwenken die Kamera um 360 Grad und Zoomen rein und raus. All das geht bereits nach wenigen Spielminuten flüssig von der Hand und macht Spaß.


Multiplayer
Instabiler Frust, statt Multiplayer-Lust

Auch ein Multiplayer ist wieder mit an Bord, bei dem sich online bis zu vier Mitspieler an einem Inselstaat versuchen dürfen. Denn vier Diktatoren sind besser als einer…oder etwa nicht? Bei unseren Spiele-Sessions hatten wir allerdings einige Probleme überhaupt einem Online-Spiel beizutreten. Oft wurden wir wegen Verbindungsfehler wieder ins Hauptmenü zurückgeworfen.

Einem Multiplayer-Spiel beizutreten funktioniert kaum ohne Frust und Verbindungsabbrüche.

Umfang
Alles dabei vom Altbewährten

Der Umfang von Tropico 6 ist so, wie man es von dieser Art von Spiel erwarten kann. Das heißt, dass es neben einem Tutorial auch eine Kampagne gibt, die uns in 15 Missionen vor allerlei Problemen stellt und uns alle Epochen und spielerische Facetten laufen lässt, die das Spiel zu bieten hat. Gerade Neueinsteiger der Tropico-Reihe legen wir ans Herz, die Kampagne zu spielen und so ein Gefühl für´s eigene Diktatoren-Dasein zu bekommen. Daneben gibt es es den bereits erwähnten Multiplayer und einen Sandbox-Modus, der uns ganz ohne Einschränkungen und Geldsorgen zur Tat schreiten lässt und in den wir uns nach Belieben austoben lassen dürfen.


Grafik & Sound
Ein Diktator tanzt Rumba

Viele Kleine Details wurden in die Welt eingearbeitet.

Grafisch wirkt Tropico 6 mit seinen bunten Farben und der comichaften Optik recht verspielt und lustig. Wenn wir in die Welt hineinzoomen erhaschen wir viele kleine liebevolle Details, mit denen die Spielwelt erschaffen wurde. Insgesamt kann sich Tropico 6 damit mehr als sehen lassen, auch wenn es dabei nie an die wirklich ganz großen Vertreter seines Genres heranreicht wie etwa Cities Skylines oder Anno 1800.

Soundtechnisch sorgt die lockere Rumba-Musik für jede Menge Karibik-flair und versprüht macht dabei viel des augenzwinkernden Charmes aus, den wir bereits von der Serie kennen. Die deutsche Vertonung ist gut gelungen, auch wenn der künstliche Akzent der Sprecher ein wenig zu übertrieben und manchmal nervig ist.


Fazit
Keine Experimente

Limbic Entertainment hätten mit der Übernahme der Entwicklung vieles falsch machen und Tropico 6 an die Wand fahren können. Doch das hat die deutsche Entwicklerschmiede nicht. Statt auf große Änderungen zu setzen, die vielleicht nicht in den Kram der eingesessenen Fans passen können, hat man sich lieber die altbewährten Rezepte herausgesucht und diese konsequent verfeinert. Der Aufbau der eigenen Produktionsketten und deren Handel ist wichtiger denn je. Ebenso das eigene politische Gespür, um so die unterschiedlichen Fraktionen auf seine Seite zu ziehen und unliebsame Feinde mundtot zu machen, ist gut gelungen und verleiht dem Diktatorsein an Tiefe und Taktik.

Dennoch stellt Tropico 6 insgesamt die einfache Zugänglichkeit und den Spielspaß klar vor einer komplexen Spieltiefe in den Vordergrund. Besonders jene, die ein gut durchdachtes und flüssiges Spielen für Zwischendurch suchen, werden im sechsten Ableger ihr Lieblingsspiel finden. All jene, die die knallharte Logistikstrategie eines Cities Skyline oder Civilization erwarten, werden wohl eher enttäuscht.


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