Bild: THQ Nordic

[ TEST ] Way Of The Hunter – Der Weg der Geduld

Am heutigen Tag bringt THQ Nordic und der Entwickler Nine Rocks Games die Jagd-Simulation Way Of The Hunter auf den Markt. Wir haben uns das Spiel im Vorfeld schon anschauen können, sind durch die Wälder gewandert und haben das eine oder andere Tier auch erledigen können. Ob es sich lohnt, die Flinte in die Hand zu nehmen, könnt ihr den weiteren Zeilen entnehmen.

Way Of The Hunter ist ab 16. August für Playstation 4 & 6, Xbox Series X und Xbox One sowie PC erhältlich. Wir griffen zur Next-Gen-Version der PlayStation 5. Die Installation ist schnell erfolgt, denn das Spiel benötigt auf der PS5 keine 9 GB. Sicherlich ist die Größe eines Spiels schon mal ein Indiz für dessen Umfang und Leistung, muss aber auch nicht direkt etwas aussagen.

Ersteindruck

Vom Opa in die Wildnis geschickt

Das Spiel Way Of The Hunter präsentierte sich im Vorfeld als Jagd-Simulation und es muss auch dem Gamer bewusst sein, dass dies hier kein Halo oder Battlefield ist, wo im Dauerfeuer Zeug abgeschossen werden kann. Jagen im Sinne des Sports ist eine Herausforderung von Geduld gegen die Langeweile und in gewisser Weise auch die zeitraubende Betrachtung der Landschaft.

Die Entwickler von Nine Rocks Games wirken dem reinen Konzept der Jagd mit einer Story entgegen. Alles dreht sich um unseren Großvater, der uns einst als Kind mit auf die Hütte genommen hat und von dem wir das Jagen gelernt haben. Nun hockt der Opa im entfernten Altersheim, umgeben von Krankenschwestern, während wir nach Jahren uns auf den Weg zur Hütte machen. Hütte ist dabei wohl ein wenig untertrieben, da hier eine regelrechte Blockhausfestung vorgefunden wird. Letztendlich übernehmen wir in diesem Spiel das Jagdgebiet und müssen uns den Aufgaben widmen, da unser Großvater hier auch ein Familienbetrieb aufgebaut hat, der umliegende Restaurants und mehr beliefert.

Manche nennen es Hütte, für uns ist das fast ein Schloss.

So ziehen wir Opas gute Flinte aus dem Safe, schnallen noch ein Visier darauf, nehmen etwas Munition mit und ziehen los. Die ersten Aufgaben sind sehr einfach gestaltet worden und orientieren sich in Form eines Tutorials, um so die Handhabung im Spiel kennenzulernen.

Gameplay

Etwas altbacken, aber handelbar

Ein Spiel wie dieses, zudem noch von einem kleinen Entwickler, kann im Gameplay sicherlich nicht mit modernen Ego-Shootern mithalten. Das braucht es auch gar nicht, denn hier geht es um Anspannung, Ruhe, Entscheidungen, Durchatmen und Wandern. Reaktionsgeschwindigkeit sind da weniger gefragt und daher kann auf der PlayStation 5 auch bedenkenlos der Grafikmodus statt der Leistungsmodus ausgewählt werden. Wer mag, kann zudem unterschiedliche Schwierigkeitsmodi auswählen, um vom Einsteiger bis hin zur puren Jagd, die optimale Herausforderung finden zu können. Auch wenn wir früher schon einige Spiele aus dem Genre gezockt haben, wählten wir den Einstieg, da wir dann doch nur Gamer und keine ausgebildeten Jäger oder Revierleiter sind.

Wir können gehen und laufen, in die Hocke gehen oder uns gänzlich auf den Boden legen. Alles wird sehr einfach und in bekannter Manier auf den Controller interagiert. Groß umstellen müssen wir uns auch nicht. Sicherlich könnte das Anvisieren oder die Luft anhalten anders auf dem Controller gelegt werden, ist aber nicht so und so geben wir uns mit den ungewohnten Eingaben zufrieden. Störend könnte das Aussteigen aus einem Fahrzeug sein, da hier zwischen dem Ein- und Aussteigen zwei Tasten gewählt werden müssen und so zu schnell auf die Hupe gehauen wird – Da rennen sie wieder in den Wald, die Viecher. Wir mussten uns schon etwas hineindenken ins Gameplay, aber ein Hexenwerk ist das auch nicht und nach einigen Kilometern durch den Wald hat man die Aktionen dann auch verinnerlicht. Fraglich bleibt da nur unser Jeep, der hier so lahm über die Straßen schleicht und kaum den Berg erklimmen will. Dabei wirkt das äußere Erscheinungsbild doch eher anmutig, voller Power und Allrad-Geländetauglichkeit, fährt sich aber wie ein untermotorisierter VW-Polo mit Gegenwind.

Der Jeep muss dringend zu JP – Hat einfach zu wenig Power

Gegend auswählen, hinwandern, Platz suchen und das Warten beginnt. Mit kleinen Gadgets wie dem Fernglas oder Geräuschköder wird einem auch eine Beschäftigung geboten, denn lange braucht auch nicht gewartet werden, bis sich die ersten Tiere im Wald einer Mission zeigen. Hier gibt es auch die zweite Art der Jagd, die sich im indianischen Lesen von Spuren zeigt. Doch gerade hier scheitert das Spiel an seinem Konkurrenten, da Spuren zwar im Jagd-Modus mit Dreieck anwählbar ist, sich aber nicht offensichtlich zeigen will. Wer schon mal ein Tomb Raider oder ein anderes Jagd-Spiel gezockt hat, wird den Sucher- oder Forscher-Modus kennen. Hier werden mittels Tastendruck entscheidende Objekte optisch hervorgehoben. Das klappt auch ganz gut, doch wir sehen einfach nichts! Hin und wieder leuchtet mal etwas auf, lässt sich aber im ersten Augenblick kaum von den Lichteffekten unterscheiden. Da müssen wir schon die Beine in die Hand nehmen und hinlaufen. Hier hapert es auch dann mit dem optischen Hinweis zur Interaktion. Enttäuschend ist das gerade, wenn wir einen großen Hirsch nur angeschossen haben und er in den Wald rennt. Wir müssen nun seiner Blutspur folgen, finden auch erste Flecken, erkennen aber nicht in welche Richtung der Hirsch gerannt ist. So stehen wir wie ein Männlein ganz verloren im Wald und wissen nicht, wohin.

Die Spurensuche gestaltet sich etwas problematisch

Dies war gerade in eines der ersten Mission fast schon frustrierend, wenn der große Hirsch „Hollywood“ einfach nicht zu erledigen ist. Am nächsten Morgen stand dieser wie gewohnt wieder da und der Spaß begann von Vorne. An dieser Stelle haben wir dann fast abgebrochen, denn selbst aus 70 Metern Entfernung und einem gezielten Treffer, ob Brust oder gar Kopf, rennt der Hirsch immer weg. Es gibt vielleicht ein oder zwei Blutflecken und dann löst er sich wohl in Luft auf und kann nicht mehr gefunden werden. Erkennbare Spuren, Richtung oder ein Verenden durch Verbluten scheint es nicht zu geben. Alles über 100 Meter ist kaum totzukriegen. Doch Aufgeben ist keine Option und so mussten auch wir lernen, dass wir den Weg der Geduld erst finden müssen. Letztendlich hat es dann doch geklappt, indem wir uns wie ein Indianer an unsere Beute herangeschlichen haben und ihn mit einem gezielten Schuss erledigen konnten. Ja, auch wir haben den einen oder anderen Schaden aus Ego-Shooter-Games gezogen.

Grafik, Sound & Technik

Da bedarf es noch einiger Updates

Wir müssen ehrlich bleiben: Wir zocken das Spiel auf der PlayStation 5 und noch vor Release. Welche Day-One-Patches da noch folgen werden, ist nicht bekannt. Aktuell liegt das Spiel uns in der Version 1.03 vor. Eines ist aber grafisch ersichtlich, denn die Trailer sind alle viel schicker und schöner, als wir es auf der PlayStation vernehmen können.

Die Landschaft kann sich wirklich sehen lassen und Abwechslung ist gegeben. Nicht ein Baum gleicht dem anderen, während die Steine mit dem Gras sich harmonisch ins Bild fügen. Leider wirkt alles auf der PlayStation 5 sehr unscharf und teilweise fehlt es der Bewegung durch den Wind an Frames. Kurzzeitiges Aufploppen ganzer Wege kann sicherlich noch hingenommen werden, aber bei einem 65 Zoll Fernseher sollte dringend genügend Abstand gewählt werden. Ob es dann aber noch mit dem Anvisieren reicht, eine andere Frage, wenn das Kreuz im Visier den ganzen Hirsch abdeckt.

Kann sich eigentlich sehen lassen, wenn keine Bewegungen erfolgen

Unterstützt wird alles durch den Sound, der und das Gefühl mitten in der Natur zu stehen vermittelt. Ungünstigerweise schwirren uns die Plums-Klo-Flieger eher um die Ohren, als wir Hirsche, Füchse oder andere Tiere hören können. In anderen Ecken auf den Wiesen begegnen wir einer anderen Plage an Mücken oder Wespen und Libellen. Das Naturgefühl wird sehr getrübt, gerade dann, wenn die Fliegen ein Gefühl aufkommen lassen, als hätte sich der letzte Wanderer hier mächtig seines Darms entleert. Nun aber mal Spaß beiseite, wir können wohlwollendes Zirpen oder gar das Zwitschern der Vögel hören oder gar das Klopfen eines Spechtes. Das macht gleichermaßen über Headset als auch über die Heimkino-Anlage Spaß.

Hier will so mancher Urlaub machen – Wunderschön.

Abgerundet wird alles mit den Ladenzeiten, die in keinster Weise der PlayStation 5 würdig ist. Teilweise starren wir einen schwarzen Bildschirm für Sekunden an, während wir genüsslich zum Kaffee holen gehen könnten. So kann hier schon herausgelesen werden, dass Way of The Hunter nicht perfekt für die PlayStation 5 portiert wurde. Wie es auf dem PC aussieht, können wir nicht sagen, da uns keine weitere Version vorlag. Über die Ladezeiten kann dann aber hinweggesehen werden, da sie nur zum Start des Spiels sich bemerkbar machen.

Umfang & Langzeitmotivation

Der Weg der Geduldsfindung

Geizig zeigt sich Way Of The Hunter nun wirklich nicht. Neben zahlreichen lizenzierten Jagdgewehren und Flinten, gibt es auch Gadgets wie Ferngläser, Zielfernrohren und alles was noch so zur Jagd sich als nützlich erweisen kann. Das erscheint im ersten Moment als ausreichend, hätte und kann ruhig üppiger ausfallen. Mal schauen, was die Zukunft so bringt, denn ein anderes Jagd-Spiel hat hier schon gezeigt, dass Zelte und Hochstände bauen auch Optionen sind. An Waffen und Ködern mangelt es nicht, was aber fehlt, ist ein eventuell ein freier Skillbaum, der hier unsere Fähigkeiten der Jagd ausbauen lässt. Geboten wird sowas, aber nur, wenn wir erfolgreich bestimmte Dinge meistern. Dann schaltet sich die eine oder andere Fähigkeit frei. Das kann gerne gesehen werden, wie man es will. Uns wäre mehr Entscheidungsfreiheit lieber gewesen.

Über die Größe der Karte kann absolut nicht gemeckert werden.

Mit zu den hoch lobenden Aspekten des Spiels zählt die Größe der Karte. Kaum überschaubar zeigt sich diese. Zudem stehen uns zwei Gebiete zur Auswahl, wobei Transsilvanien erst über das Hauptmenü ausgewählt werden kann. Obwohl uns über die Touchpad-Taste die Übersicht der Map mit zahlreichen erforschbaren Punkten und Hinweisen geboten wird, fällt uns erst im Laufe des Spiels auf, dass wir nicht über eine Mini-Map verfügen. So links unten, mit einem Zeiger nach Norden. Zu sehr müssen wir zurück ins Map-Menü, um Wege zu finden, da es auch keine Navigation zu eines der gewählten oder markierten Punkte gibt. Gleiches gilt für eine Zeitangabe im Spiel. Wir sehen nicht die Uhrzeit im Menü, die gerade für Dämmerung oder angehende Nacht sich als nützlich erweisen kann. Einzig und alleine im Schlafzimmer können wir Zeit etwas vorspulen, aber rein zur Planung fehlt sie uns.

Natürlich gibt es auch einen Multiplayer und gerade im Team könnte sich eine lange Wanderung durch die Wälder, über Wiesen und Berge als unterhaltsame Partie erweisen. Aufgrund des Tests vor Release, ist der Multiplayer ein Part, denn wir uns erspart haben. Da ist einfach noch nichts los gewesen.

Fazit

Gute Ansätze, mager umgesetzt

Mit Way Of The Hunter liefert uns Nine Rocks Games und der Publisher THQ Nordic eine Jagd-Simulation, die im ersten Moment mit der Story um den Großvater für einen unterhaltsamen Aspekt sorgt. Auch am Angebot der Jagdwaffen und Gadgets und schon gar nicht an der Größe und Gestaltung der Karten kann gemeckert werden. Hier sticht Way Of The Hunter eventuell etwas heraus. Aber es sind die kleinen Dinge, die in der Summe nicht für einen motivierenden Spielspaß sorgen. Dazu gehört in erster Linie die mangelhafte Portierung auf die PlayStation 5. Verwaschene Texturen, Unschärfe im Detail und die nicht zeitgemäßen Ladezeiten trüben den Unterhaltungswert. Zudem gesellt sich ein nicht ganz ausgefeilter Jagd-Modus, der uns zu oft einfach im Wald stehen lässt. Eine direkte Einführung in die eigentliche Jagd sowie deren wichtigen Aspekte von Duft, Lärm, Rascheln und Knistern fehlt uns dann auch noch. Aber hier und heute können wir dem Spiel keine Empfehlung aussprechen, auch wenn die Trailer sehr vielversprechend waren. Mal schauen, was die kommenden Patches und Updates bringen – Oder vielleicht doch zur PC-Version greifen?

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