[ TEST ] Werewolf: The Apocalypse – Earthblood

Seit Januar 2017 ist schon viel Zeit vergangen. Zu dieser Zeit wurde Werewolf: The Apocalypse angekündigt. Das beauftragte französische Entwicklerstudio von Cyanide hat sich die Aufgabe zur Brust genommen, ein Spiel zur World of Darkness Horrorwelt von White Wolf zu entwickeln. Ob sich dieser zeitliche Aufwand gelohnt hat oder ob dem Wolf schnell die Haare ausgehen, erfahrt Ihr durch unseren Test, basierend auf der neusten Hardware aus dem Hause Sony.

Ersteindruck
Brutale Umweltschützer

Wie für einen Formenwandler üblich ist die unbändige Wut unseres Protagonisten Cahal der Antrieb durch die nächsten gut sieben Spielstunden. Sein wutgeplagtes Leid verführt ihn gleich zu Beginn ins selbst gewählte Exil, um seiner Heimat Caern vorerst den Rücken zu kehren. Dadurch verbessert sich sein Verhältnis zu seiner einzigen Tochter nicht zwingend und der einsame Wolf hat es nach Jahren des Exils wieder unheimlich schwer den Anschluss in seiner alten Heimat zu finden. Auch in Werwolf Familien gibt es jede menge Gründe einen Streit vom Zaun zu brechen, davon abgesehen führt der Großkonzern Endron nichts Gutes im Schilde. Die Grundlage dieses blutgetränkten Streifzuges bezieht sich aus einer Pen&Paper-Vorlage und wird zu großen Teilen gut umgesetzt. Die Werwölfe werden hier nicht als brave Schoßhunde dargestellt, sondern nutzen Ihre übermenschlichen Kräfte schonungslos an Schwächere aus. So mag es für Außenstehende vorerst aussehen, doch im Wahren möchten Sie die Erde vor rücksichtsloser Ausbeutung schützen und den Kontakt zur spirituellen Welt erhalten. Um seinen wutgetriebenen Wünschen nachzugehen, kann sich Cahal in drei unterschiedliche Formen verwandeln. Zum einen in die langweiligste Form, der Mensch selbst, diese Gestalt ist Spieltechnischer eher ein Klotz am Bein. Die zweite Form wäre ein einfacher Wolf, der sich bestens zum Schleichen und Auskundschaften verwenden lässt. Die mächtigste der Drei ist natürlich dann der eigentliche Werwolf, hier geht es in die heiße Phase, die in erster Linie durch Massen an Blut zu ihrer Hochform kommt. Um sein Ziel zu erreichen, lässt sich unser zorngeblendeter Held auch auf die Machenschaften vom Großkonzern Endron ein, dies kann unter anderem zu schweren Nebenwirkungen führen.

Zusammengefasst war uns schon zu Beginn bewusst, dass uns hier keine mitreißende Story erwartet, oder wir in irgendeiner Form mit dem Erlebten Empathie aufbauen. Durchaus lernen wir verschiedene Charaktere kennen oder können Gespräche in gewisse wutgetriebene Richtungen lenken, doch ein großer emotionaler Moment bleibt uns das ganzen Abenteuer über verborgen und schleich an uns vorbei. Nicht gerade zur Stimmung beitragend, ist die hölzerne Mimik und Gestik die in den ausdrucksschwachen Dialogen kein gutes Gefühl aufkommen lassen.

Gameplay
Wut ist unser Antrieb

In einem guten Action-Rollenspiel ist es wichtig, sich stets mal mehr mal weniger schnell zu entwickeln, um im späteren Spielverlauf immer mehr Möglichkeiten zu erhalten. Cahal möchte aber am liebsten gleich alle Fähigkeiten freischalten, weil er vermutlich weiß das Ihm nur eine sehr kurze Reise bevorsteht. Hierfür ist die spirituelle Sicht besonders Entscheidend, dadurch lassen sich alle benötigten Gegenstände in der näheren Umgebung anzeigen, die für die Auswertungen erforderlich sind. Zum einen können wir Geister finden und á la Ghostbusters diese, ganz ohne Staubsauger, einfach einatmen. Das Gleiche passiert mit wichtigem Grünzeug, das an jeder Ecke wächst. Dies ist jetzt nicht der spannendste Weg neue Kräfte zu gewinnen, aber wie schon erwähnt, ein sehr schneller. Zufolge erhalten unsere Angriffe deutlich mehr Wucht oder Verletzungen können wir noch effizienter heilen lassen. So manche dadurch erhaltenen Errungenschaften sind nicht unbedingt vonnöten, schaden tuen diese aber auch nicht.

Den Spielablauf kann man wie in vielen Videospielen auf zwei Möglichkeiten herunterbrechen. Zum einen der lautlose Weg. Hier schleichen wir uns durch die feindlichen Linien und machen einen gekonnten Bogen um jede Gefahr. Dies funktioniert meistens nicht ganz so wie gewollt, da die Stealth-Mechaniken auf das Nötigste reduziert wurden. Sollten wir entdeckt werden, gehen wir zur zweiten Vorgehensweise über. Diese Variante bevorzugt das Blut, welches sich zu Beginn noch in den alarmierten Wachen befindet und in der ganzen Landschaft verteilt werden möchte. Im Eigentlichen führt der Weg Eins immer zu Weg Zwei und lässt uns auch gerne mal Schritt eins überspringen. Bei dieser Vorgehensweise kommt auch der meiste Spaß auf. So stupide der ganze Spierlablauf auch sein mag, wir hatten auf diese Weise am meisten Spaß.

Die Kämpfe selbst sich nicht allzu herausfordernd, da die schier grenzenlose Macht von Cahal jeden Gegner mit mal mehr mal weniger Hieben in die eigene rote Suppe presst. Als Werwolf selbst können wir uns auch noch in zwei verschiedenen Styles verwandeln. Der erste Bezeichnet sich als kauernd und agil, um mit Schnelligkeit das Kampffeld zu überwachen. Die zweite Variante geht als aufrecht und defensiv durch und lässt die kraftvollsten Angriffe los, um beispielsweise starke Abwehr zu durchbrechen. Sollte uns dann doch mehr nach Schleichen sein, kann man sich gerne daran versuchen die zahlreichen Kameras und Wachen zu umgehen. Hier gibt es verschieden Stufen der Aufmerksamkeit und es lässt sich schon abschätzen, wann wir auffliegen oder nicht, unter anderem können wir auch die Eingänge sabotieren, um Verstärkung einzuschränken. Sollten wir dann doch entdeckt werden, können wir unbesorgt sein, denn das Großunternehmen Endron handhabt jeden Raum separat und tut so als wäre nichts gewesen, wenn aus dem einen keine Rückmeldung mehr kommt.

Grafik & Sound
Einige gute Ideen und viele Schwächen

Auch hier wird auf die beliebte Unreal-Engine 4 zurückgegriffen und könnte doch eine schöne Präsentation vermuten lassen. Doch die präsentierten Levelabschnitte fallen alle sehr grobkörnig aus und lassen die Liebe fürs Detail vermissen. Die Gebäude wirken im Gesamten sehr leblos und steril, was leider auch auf alle Charaktere übertragen werden kann. Es kommt kein Gefühl der Lebendigkeit auf, was vermutlich auch auf die Taten von Cahal zurückzuführen ist. Dieser jedoch macht von allem aber den besten Eindruck und selbst aus nächster Nähe kann sich seine Gestaltung sehen lassen. Aber auch ihm fehlt das gewisse Extra – jegliches Charisma ist ihm abhandengekommen. Wenn es um die Qualität der Inszenierung geht, ist es spätestens beim ersten Auftreten einer relevanten Kontrahentin geschehen. Dort werden die Schwächen der technischen und dramaturgischen Umsetzung deutlich, lassen leider auch im folgenden Spielverlauf keine Verbesserung vernehmen. Bei der Bildrate und der technischen Umsetzung sind wir heutzutage auch schon besseres gewohnt, auch wenn die relativ kurzen Ladezeiten ganz nett sind.

Fazit
Ordentlicher Spaß, der sich eher an Fans richtet

Wie viel Fell hat der Wolf nun nach ca. sieben Stunden wutentbrannten Stresses noch übrig? Wir würden sagen, etwas weniger als die Hälfte. Denn in Werewolf: The Apocalypse – Earthblood geht es heftig zur Sache und die Freude kommt meisten nur in den immer wiederkehrenden Kämpfen auf. Die stark reduzierten Stealth-Mechaniken tun dem Ganzen keinen Gefallen und wären besser aus dem Spiel gestrichen worden. Ein Werwolf sollte sich nicht verstecken müssen und die dadurch gewonnen Ressourcen hätten in die Präsentation und Gefechte fließen sollen. Denn nun haben wir ein Spiel mit zwei Herangehensweisen, bei der nur eine kurze Zeit unterhalten kann. Ein gebündeltes Konzept, das sich nur auf einem ausgefeilten Kampfsystem fokussiert hätte, wäre unserer Meinung der richtige Schritt gewesen. So bleibt ein fader Geschmack nach den letzten Stunden zurück und evtl. trauert man den gut 49,99 Euro, die wir investieren mussten schnell hinterher. In der aktuellen Form ist dieser Werwolf leider nur absoluten Wolf-Fanatikern zu empfehlen.

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