Stellt euch vor, man könnte in die Erinnerungen eines anderen Menschen eintauchen und die Welt so sehen, wie er sie sieht. Eine solche Macht würde wohl kaum Gutes hervorbringen, ähnlich wie in POLLARD STUDIO LLCs psychologischem Horrorspiel Karma: The Dark World.
Wir schlüpfen in die Rolle von Daniel McGovern, einem ROAM-Agenten, der für die allgegenwärtige Leviathan Corporation arbeitet. Daniels Aufgabe ist es, Verdächtige und Zeugen zu verhören, indem er mithilfe spezieller Technologie in ihre Erinnerungen eintaucht, um die Informationen zu gewinnen, die das Unternehmen benötigt.
Ersteindruck
Willkommen in der Dunkelheit
Schon auf den ersten Blick beeindruckt Karma: The Dark World mit seiner Optik. Wir fühlen uns sofort in die unheimliche und bizarre Umgebung hineingezogen, die im Ostdeutschland des Jahres 1984 angesiedelt ist. Die Welt wirkt bedrückend, und obwohl Daniel ein loyaler Mitarbeiter der Leviathan Corporation ist, scheint er von ihr eingeengt zu sein. Die grauen und beigen Farbtöne, die brutalistische Architektur und die allgemeine politische Hoffnungslosigkeit tragen zu dieser düsteren Atmosphäre bei. Als wir Karma: The Dark World zum ersten Mal sahen, wussten wir, dass es eines dieser Horrorspiele sein würde, in die man eintauchen könnte.
Daniel ist ein Agent des Gedankenbüros und kann mithilfe einer Technologie der 1980er-Jahre in die Gedanken von Verdächtigen eindringen. Dieses Konzept des Eintauchens in fremde Erinnerungen verspricht von Anfang an ein einzigartiges Spielerlebnis.
Gameplay
die Mechaniken des Gedankentauchens
Das Kernelement des Gameplays ist zweifellos das sogenannte Gedankentauchen. Daniel nutzt eine spezielle Technologie, um in die Erinnerungen von Verdächtigen einzutauchen. Diese Maschine ermöglicht es ihm, Beweise aus ihren Köpfen zu extrahieren und so eine Kette von Ereignissen zusammenzusetzen. Dabei ist das Erlebte oft verzerrt und erinnert an einen schlechten Trip. Die Art und Weise, wie sich die Spielwelt durch die Nutzung der Erinnerungen der Verdächtigen subtil verändert, hat uns sehr gut gefallen. Daniels Welt sieht anders aus als die von Sean und wieder anders als die der anderen Verdächtigen. Dinge verdrehen und bewegen sich, während Erinnerungen im Tauchgang durcheinandergeraten, und der dadurch erzeugte Horror ist faszinierend.
Mit jedem Tauchgang werden die Ereignisse klarer. In diesen mentalen Tauchgängen biegen sich die physikalischen Gesetze, unheimlich schöne Kulissen treten in den Vordergrund, und die Dimensionen verschieben sich. Es ist, als würde man in die surreale Welt eines David Lynch Films eintauchen. Manchmal nehmen die Dinge eine unerwartete Wendung, wenn sich der Verdächtige während des Verhörs widersetzt. Die Notwendigkeit, fragmentierte Erinnerungen zu interpretieren und kryptische Hinweise zusammenzusetzen, um die Wahrheit hinter dem veränderten Leben aufzudecken, bildet einen zentralen Aspekt des Spiels.
Die Geschichte von Karma: The Dark World ist in drei Kapitel unterteilt. Die Erzählung springt dabei zwischen den Jahren 1966 und 1984 hin und her. Wir erleben eine Geschichte von dystopischer Verschwörung.
Der anfängliche Fall dreht sich um Sean Mehndez, einen einfachen Angestellten der Leviathan Corporation, dessen Vergehen zu weitreichenden Folgen führt, die möglicherweise Verbindungen zu Daniels eigener Familie hat. Die ersten Stunden des Spiels können etwas verwirrend sein, aber nach und nach fügen sich die Puzzleteile zusammen. Im Laufe des Spiels gilt es, mit Daniel aus alptraumhaften Szenarien und vor Monstern zu fliehen, während sich die Umgebung ständig verändert. Das Gameplay selbst ist eher einfach gehalten. Wir bewegen uns hauptsächlich durch verschiedene Szenen, lösen Rätsel und interagieren mit Objekten. Es gibt auch einige Bereiche, in denen wir rennen müssen, obwohl die Geschwindigkeit hier etwas zu langsam geraten ist. Der Fokus liegt klar auf der filmischen Erfahrung und der Erzählung.
Die Steuerung ist recht intuitiv, beschränkt sich aber größtenteils auf das Öffnen von Türen, das Lesen von Dokumenten und langsame Bewegungen. Manchmal fühlte sich die Steuerung etwas eingeschränkt an, beispielsweise die Unfähigkeit, vollständig nach unten zu schauen, um Gegenstände aufzuheben.
Im Spiel begegnen uns verschiedene Arten von Rätseln. Vorallem um das Knacken von Schlössern. Später im Spiel müssen wir uns beispielsweise Wortsequenzen merken, um die richtige Tür auszuwählen. Ein anderes Mal gilt es, bestimmte Objekte zu finden und mit ihnen zu interagieren, um den Weg freizumachen. Während einige Rätsel recht intuitiv sind, empfanden wir andere als etwas frustrierend. Besonders das Lösen eines Rätsels um eine Uhr hat uns unnötig lange aufgehalten. Es gibt auch optionale Sammelobjekte, die sogenannten „Rule Followers“, die anspruchsvoller sind und unsere kognitiven Fähigkeiten fordern. Insgesamt ist der Anteil an Rätseln aber nicht überwältigend, und sie dienen primär dazu, die Geschichte voranzutreiben.
Die Art und Weise, wie sich die Spielwelt durch die Erinnerungen verändert, ist ein faszinierendes Element, das zur einzigartigen Atmosphäre beiträgt. Auch das Gefühl, ein Rätsel gelöst und so mehr über die Geschichte erfahren zu haben, war befriedigend. Für Spieler, die gerne erkunden und deduktiv vorgehen, kann das Gameplay durchaus fesselnd sein.
Allerdings gab es auch Aspekte, die uns enttäuscht haben. Das Wiederholen bekannter Horror-Klischees, wie ein sich wiederholender Raum oder ein unsichtbares Wassermonster, wirkte etwas einfallslos. Einige Entscheidungen in der Geschichte erschienen uns rätselhaft und passten nicht zum Rest des Spiels. Das Gameplay fühlte sich oft minimal und sehr langsam an. Die immer wiederkehrenden, bedeutungslosen Aufgaben, die wohl die Eintönigkeit der Arbeiter in dieser dystopischen Welt verdeutlichen sollten, waren eher langweilig als atmosphärisch. Das unerbittliche Tempo und die Fülle an Informationen konnten mitunter überfordernd wirken, und auch die erwähnten Bewegungseinschränkungen trübten das Spielerlebnis. Insgesamt lässt sich sagen, dass Karma: The Dark World eher ein interaktives Erlebnis als ein forderndes Videospiel ist.
Grafik & Sound
Eine audiovisuelle Reise in die Psyche
Die Grafik von Karma: The Dark World ist an vielen Punkten beeindruckend und die Umgebungen interessant gestaltet. Von den erdrückenden, verwinkelten Korridoren bis hin zu den desorientierenden, sich bewegenden Böden und den dunklen Ecken – die visuelle Gestaltung ist fantastisch. Das Spiel wurde mit der Unreal Engine 5 entwickelt, was sich in der Detailtiefe und der atmosphärischen Dichte deutlich zeigt. Die Umgebungen sind akribisch gestaltet und sehen wunderschön und zugleich beunruhigend aus. Besonders die Szenen, in denen wir in die Gedanken anderer eintauchen, sind visuell atmosphärisch und oft von einem tiefgründigen Symbolismus geprägt.
Die Verwendung von Farben und Licht ist sehr passend gewählt, wobei jede Szene sorgfältig darauf ausgelegt ist, unsere Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu lenken, ohne aufdringliche Hinweise zu benötigen. Ein besonderes Merkmal sind die Charaktere mit Fernsehbildschirmen als Köpfe, die dem dystopischen Setting eine zusätzliche surreale Note verleihen.
Auch die Soundkulisse des Spiels ist eine Erwähnung wert. Der Soundtrack ist eindringlich und das Sounddesign beunruhigend, was maßgeblich zur dichten Atmosphäre beiträgt. Die Musik, die oft aus Ambient- und Industrial-Klängen besteht, ist meist subtil, schwillt aber in Schlüsselmomenten emotional an. Es gibt auch einige Gesangsstücke, die dem Spiel eine zusätzliche Tiefe verleihen. Ein weiteres Highlight ist die exzellente Sprachausgabe. Alle Charaktere wirken authentisch und sind hervorragend besetzt. Die Sprecher vermitteln die Verzweiflung und die Tragik der Figuren auf eindringliche Weise. Die Verwendung von Dolby Atmos trägt zusätzlich dazu bei, eine Klanglandschaft voller subtiler Tiefe zu schaffen, die uns besser in die Geschichte eintauchen lässt.
Fazit
Die Abgründe der menschlichen Erinnerung
Karma: The Dark World ist ein einzigartiges und ambitioniertes Spiel, das gekonnt psychologischen Horror mit einer fesselnden Geschichte in einem dystopischen Setting verbindet. Die beeindruckende Grafik, der eindringliche Soundtrack und die exzellente Sprachausgabe schaffen eine dichte und beunruhigende Atmosphäre, die uns tief in die Welt des Spiels hineinzieht. Das Kernelement des Gedankentauchens bietet eine interessante narrative Perspektive und ermöglicht es uns, die komplexen Charaktere und ihre tragischen Geschichten auf eine sehr persönliche Weise zu erleben.
Allerdings offenbart das Gameplay auch einige Schwächen. Das langsame Tempo und die eher simplen Interaktionen könnten Spieler abschrecken, die auf der Suche nach actionreicher Unterhaltung sind. Auch die manchmal verwirrende Geschichte und die frustrierenden, repetitiven Aufgaben trüben das Gesamtbild etwas.
Wer jedoch narrative Erlebnisse, atmosphärischen Horror und Spiele, die von Werken wie Twin Peaks oder 1984 inspiriert sind, schätzt, sollte Karma: The Dark World definitiv eine Chance geben. Das Spiel ist für PC und PlayStation 5 erhältlich, eine Version für Xbox Series X/S soll folgen.
Trotz kleiner Schwächen bietet Karma: The Dark World eine unvergessliche Reise in die Dunkelheit der menschlichen Psyche und beweist das kreative Potenzial der Entwickler von Pollard Studio.
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