Bild: 3D Realms

Welcome back Commander: Tempest Rising im Test

Lange Jahre ist es her, als klassische Echtzeitstrategiespiele wie ein Command & Conquer auf den heimischen Computer rauf- und runtergerockt worden, bis Electronic Arts das Spiel sprichwörtlich zu den Akten legte. Obwohl es diverse andere RTS-Spiele gab, wie ein Dune 2000 von Westwood, ist bedauerliche Weise das Genre in der Versenkung verschwunden. Nun kommt von Saber Interactives Label 3D Realms, Slipgate Ironworks und Knights Peak Interactive ein neues RTS-Game auf den Markt, Tempest Rising, welches am 24. April erscheint. Wir konnten uns das komplette Spiel im Vorfeld schon zu Gemüte führen und berichten jetzt davon. Wer aufgepasst hat, wird sich in der Demo zum Steam Next Fest schon einen Einblick verschafft haben.

Wer sich im Vorfeld die Deluxe-Edition gesichert hat, erhält mit einem 7-tägigen Vorab-Freischaltungsfenster seinen Zugang heute.

Tempest Rising ist ein Echtzeitstrategiespiel, das sich an Klassikern der 90er und 2000er Jahre inspirierte. Hier erwarten einen, Basenbau-Mechaniken, Ressourcenmanagement und anspruchsvollen Taktikschlachten zwischen Fraktionen im Einzel- und Mehrspielermodus. Doch worum geht es?

Ersteindruck

Wie schon früher, basiert auch Tempest Rising auf einer fiktiven Story. An die Kubakrise im Jahr 1962 wird kaum einer noch erinnern können und kennt diesen Vorfall zwischen der USA und der Sowjetunion nur aus den Geschichtsbüchern und Hollywood-Verfilmungen. In Tempest Rising wurde der Konflikt nicht abgewendet und ein Atomkrieg entstand, der die Welt in einen Krieg stürzte. Infolgedessen breitete sich eine Art rankenartige Pflanze aus, die über elektrische Energie verfügt und im Spiel als Tempest in Erscheinung tritt. Zugleich verursacht diese Pflanze ein Erwachen einer uralten Spezies, den Veti.

Tempest Rising ist über Steam erhältlich und benötigt 93,13 GB in der uns zur Verfügung gestellten Version. Nach einem klassisch gehaltenen Intro, welches nun wirklich mit seiner schwachen Auflösung an die 90er Jahre erinnert, stehen wir vor der Qual der Wahl uns für eine Seite entscheiden zu müssen. Hier gibt es die GDF und die Tempest Dynasty. Die Farben der jeweiligen Fraktion verdeutlichen ihre Position, die wir einfach mal unkommentiert lassen wollen.

Wir entschieden uns vorab für die rote Seite, da die Tempest Dynasty mit hoher Feuerkraft auftritt und taktisches Agieren mit überlegener Kommunikation erstmal nicht so unser Ding ist.

Die erste Mission beschränkt sich rein auf die Kampfhandlungen mit dem Fußvolk und einigen Buggys, um die Karte der Mission entsprechend überqueren zu können. Hier bekommen wir nicht nur einen ersten Eindruck vom Gameplay und deren Handhabung, sondern können uns auch mit dem HUD vertraut machen, was noch sehr verschlossen wirkt. Erst in der zweiten Mission eröffnet sich die Option von Basebau-Mechaniken, die aber auch weiterhin noch nicht alles preisgibt.

Der erste Eindruck ist durchaus positiv. Man hat eine doch interessante Story geschaffen, während man mit dem Gameplay umgehend alten C&C Veteranen in die Hände spielt. Sollen wir uns doch auf die andere Seite schlagen?

Gameplay

Nach den ersten zwei Missionen, egal für welche Seite man sich entschieden hat, haben alte RTS-Veteranen den Klick raus, wobei auch Neulinge sich schnell auf dem Schlachtfeld zurechtfinden werden. Etwas Drag & Drop und Klick & Point und schon führen die Einheiten unsere Befehle aus.

Der Aufbau des Spiels ist zudem sehr übersichtlich gestaltet worden und orientiert sich an seinen Vätern der Genre-Reihen. Während links unten ein HUD für unsere Einheiten ersichtlich ist, finden wir am rechten Rand alle notwendigen HUD-Bildschirme, die uns eine Mini-Karte und das Bau-Menü offenbaren. So erhalten wir immer den kompletten Überblick, ohne auch nur vom eigentlichen Kampfgeschehen die Augen verdrehen zu müssen.

Wie schon zu Zeiten eines Command & Conquer – Der Entwickler macht auch keinen Hehl daraus, sich an Command & Conquer orientiert zu haben – können wir beide Seiten oder auch Fraktionen genannt spielen. Das peppt das Gameplay nicht nur auf, da wir mit unterschiedlichen Strategien agieren können, sondern auch Abwechslung und Unterhaltung geboten wird. Die Handhabung und das Prinzip des Spiels bleiben dabei unverändert und nach dem ersten Durchgang einer Seite, kennen wir zudem die Stärken und Schwächen einer Seite.

Interessant bleibt das Aufdecken einer Karte, die anfänglich mit einem schwarzen Nebel zugefüllt ist. Je weiter wir fortschreiten, umso mehr deckt sich die Karte auf. Hier öffnen neue Wege für unsere Strategie oder wir landen im Vormarsch auch mal schnell in einer Sackgasse. Alles in allem lässt uns das Spiel viel Freiraum, den es auch zu verteidigen gilt, da der Gegner auf der höchsten Schwierigkeitsstufe einem schon tierisch auf den Senkel gehen kann. Natürlich kann auch das Spiel auf leicht absolviert werden, für alle, die vorab die Story erleben wollen.

Grafik & Sound

Aktuell ist das Spiel Tempest Rising nur auf dem PC erhältlich und ob es je für die Konsolen erscheinen wird, hängt wohl noch vom Erfolg auf dem PC ab. Optisch braucht sich Tempest Rising aber nicht verstecken und kann grafisch auf ganzer Linie überzeugen. Viel Liebe zum Detail ist erkennbar und so stumpf und steif präsentieren sich die Karten dann auch nicht. Wir können die Schlachtfelder in gewisser Weise umgestalten, was zwar nur das Überfahren vom Bäumen betrifft, sich aber so ein Wald roden lässt.

Die Effekte sind gut, Licht- und Schattenspiele sorgen für eine gute Atmosphäre, während die Sounds im Kampf ihr Übriges leisten. Bei der musikalischen Untermalung ist dann aber Saber Interactives Label 3D Realms und Knights Peak Interactive der ganz große Clou gelungen. Sie holten Frank Klepacki an Board, der schon einst die Musik für Command & Conquer schrieb und bis heute für ein unvergessliches Erlebnis sorgte. Seine Sounds, geprägt von rockiger Musik bis hin zu harmonischen digitalen Klängen, lassen uns in Tempest Rising nicht nur alte Erinnerungen erwecken, sondern zu gleich kampfeslustig und zäh über das Schlachtfeld ziehen.

Natürlich gibt es zwischen den einzelnen Missionen auch Zwischensequenzen, die die Story vorantreiben. Obwohl man hier auf Schauspieler, wie in Command & Conquer verzichtet, geht das soweit in Ordnung. Okay, Kane war und ist schon eine Hausnummer und auch Tanja hatte was an sich, dass die Computergenerierten Sequenzen in Tempest Rising nicht schaffen, nämlich einzigartige Charaktere zu erschaffen, die als Legenden noch heute im Kopf vorherrschen. Tempest Rising schafft es aber eigene Charaktere zu erschaffen, die es in sich haben, um geliebt oder gehasst zu werden. Wir finden das cool, da man letztendlich ja auch keinen billigen Abklatsch oder Kopie von Command & Conquer haben will.

Umfang & Langzeitmotivation

Wie schon angesprochen, können wir beide Fraktionen spielen – Das hochmobile, fortschrittliche Friedenskorps der Global Defense Forces oder die knallharte Tempest Dynasty. Zwei asymmetrische Fraktionen, die jeweils über einzigartige Erntemechaniken, Ressourcensysteme und Einheiten verfügen, wodurch sich eine Vielzahl möglicher Spielstile ergibt, um sich austoben zu können. Mit den angebotenen Schwierigkeitsgraden bestimmen wir das Gameplay, mit rasanten, flüssigen, knallharten Kämpfen und jeder Menge Anpassungsmöglichkeiten. Beide Seiten bieten zahlreiche Missionen, dessen Anzahl wir nicht vorne wegnehmen wollen, damit die Spannung aufrechterhalten bleibt. Sagen wir mal so: Das Spiel komplett am Stück durchzocken zu wollen, wird euch viel Zeit abverlangen, sodass die Nacht früh beginnen sollte und erst enden wird, wenn die Sonne wieder ganz oben am Himmel steht.

Je nach Schwierigkeitsgrad und dem taktischen Vorgehen zieht sich selbst die erste Mission auf über eine Stunde. Sind wir dann mal mitten im Basenbau, mussten wir sogar Pausen einlegen, weil der Kühlschrank rief. Eines ist aber sicher: Das Spiel fesselt und ist von spannenden Kämpfen in den Missionen geprägt, die uns taktisches Können abverlangen, um nicht sang- und klanglos unterzugehen. Da wir keine militärischen Experten sind und eher zu den Veteranen aus vergangene Zeiten gehören, haben wir vom Multiplayer abgesehen, der mit Skirmish, benutzerdefinierte Spiele und Ranglisten-Multiplayer-Matchmaking mit Glicko-2-Bewertung bereitsteht.

Fazit

Wer hätte das geglaubt, dass wir uns noch einmal einem RTS-Game hingeben (können). Lange haben wir warten müssen und Saber Interactives Label 3D Realms, Slipgate Ironworks und Knights Peak Interactive haben es tatsächlich geschafft uns einmal mehr in ihren Bann zu ziehen – Schlachten zu schlagen und dabei fesselnd mit der Maus in der Hand vor dem Bildschirm hocken zu können. Das Spiel Tempest Rising macht alles richtig, um C &C Veteranen aus ihren Seniorenheimen zu locken und zugleich neue Rekruten damit anwerben zu können. Tempest Rising ist nicht nur schick, sondern imposant auf ganzer Linie und in diesem Genre als herausragend zu bezeichnen, da man das Spiel auch ganz ohne High-End-Gaming-PC erleben kann. Tolle Unterhaltung, wunderbare taktische Herausforderung, ganz ohne Schleicher, einfach ab durch die Mitte. Command & Conquer Fans sollten zugreifen, auch wenn die Zwischensequenzen einen nicht ganz so tief in die Story ziehen können.

Seit Anbeginn der Datasette von Computergames begeistert. Spielt alles was sich bewegt und für Atmosphäre sorgt. Nimmt gerne Peripherie unter die Lupe und auch auseinander, es bleiben immer Schrauben übrig.