Es möge die erbarmungslose Jagd beginnen! Denn nun nach knapp zwei Jahre sind die Konsolen- Besitzer auch an der Reihe. Die Rede ist von der kompetitiven Kopfgeldjagd Hunt: Showdown, die aus dem Hause Cryteck stammt. Diese entstand in Zusammenarbeit mit dem Publisher Koch Media und verschleppt uns nach Louisiana ins Jahr 1895. Geboten wird eine adrenalingetränkte Multiplayererfahrung, die miteinander greifende PVE- und PVP-Elementen aufwartet. Denn die bestienverseuchte Landschaft möchte uns nicht nur mit ihren verfallenen Bewohnern ans Leder. Auch andere Jäger, die Ihrer Berufung nachgehen, nehmen uns liebend gerne ins Visier. Ob sich der teilweise nervenaufreibende Kampf um den Kopfgeldpool lohnt, könnt ihr aus unserer Jagderfahrung entnehmen. Diese fand auf Sonys noch aktuellem Schlachtschiff, der PS4 Pro, statt.
Das Spiel wurde von uns auf der 2016er PlayStation Pro und einem Full-HD Fernseher von Samsung getestet. Für den Sound nutzten wir ein Razer-Headset und die Boxen des Fernsehers.
Ersteindruck
Wir wollen das Kopfgeld!
Jeder Jäger fängt klein an und erlernt die Grundprinzipien zuerst. Ein ausführliches Tutorial wird geboten. Dieses kann auf drei Schwierigkeitsgradstufen absolviert werden, führt uns somit langsam ins Geschehen ein und lässt keine Frage offen.
Das Kernelement von Hunt: Showdown stellt die Kopfgeldjagd da. In dieser ist es das Hauptziel, mindestens einen von aktuell drei Bestien zu erlegen. Um eine davon überhaupt zu Gesicht zu bekommen, müssen wir drei Hinweise für deren Aufenthalt finden. Damit wir einen der Hinweise in unserer Nähe wahrnehmen können, machen wir von unserer angeborenen Schattensicht gebrauch. Im aktivierten Zustand, leuchten die begehrten Hinweise, je nach Entfernung, unterschiedlich stark in einem blauen Schein auf und das Spielfeld wird für den möglichen Aufenthaltsort eingegrenzt. Leuchtet der Hinweis übrigens Rot auf, sind feindliche Jäger in unserer Nähe. Das Tolle ist: Mit etwas Glück, kann schon im ersten großen Gebäude das Vertragsziel lauern. Ohne überhaupt nach einer Informationsquelle gesucht zu haben. Es sind maximal zwei Ziele gleichzeitig in einem Match anzutreffen. Der Vertrag dafür läuft immer genau eine Stunde. Die Jagd kann entweder alleine oder mit bis zu zwei Freunden bestritten werden. Je geringer die Truppenstärke ausfällt, desto höher fällt der Vertragsbonus aus. Insgesamt nehmen aber immer zwölf Jäger an einer Runde teil. Diese haben alle das selbige Ziel. Können aber auch abwarten und die anderen die Drecksarbeit machen lassen.
Gameplay
Alle gegen Einen und Einer gegen Alle
Denn wurde einer der Bosse erlegt, werden alle anderen Spieler auf diesen Erfolg hingewiesen. Nach dem erlegen der Bestie muss diese noch aus der Spielwelt verbannt werden. Startet die Verbannung, wird auch noch zusätzlich auf der Karte eine unübersehbare Markierung gesetzt. Nun ist Vorsicht geboten. Denn die Verbannung nimmt mehrere Minuten in Anspruch. Gute Jäger verteidigen Ihre zu erwartende Beute. Hier können Bärenfallen und Stacheldrahtsprengfallen hervorragende Dienste leisten, um ungebetene Gäste zu empfangen. Ist das Vertragsziel erfolgreich aus der Welt verbannt worden, gibt es zwei Trophäen preis. Jeder Jäger kann nur eine pro Boss tragen und wird nach dem Aufheben von einem Unwetter verfolgt. Dieses ist nur für andere Spieler in der Schattensicht sichtbar und verrät die ungefähre Position des erfolgreichen Jägers. Das Ziel ist nun, die Karte über einen der Extraktionspunkten zu verlassen. Oder sich dem anderen Boss zu widmen, um den maximalen Gewinn einzufahren. Manche Verträge sind aber auch auf nur einem Vertragsziel beschränkt. Was die Chance erhöht von anderen Jägern überfallen zu werden. Diejenigen die im Besitz der Beute sind, sind den anderen aber nicht schutzlos ausgeliefert. Insgesamt eine sehr aufregende Erfahrung.
Vor allem, weil nicht nur andere Spieler eine Gefahr für uns darstellen, denn die Karten sind mit zahlreichen Zombies und anderen Gewürm bevölkert. Einzeln sind sie keine große Bedrohung. Doch wenn alles zusammenkommt und die Munition dem Ende zu geht, kann in der Hitze eines Gefechtes auch schon ein sonst harmloser Ghul uns den Todesstoß versetzen. Haben wir alle unsere Lebensbalken aufgebraucht, was oft schon nach einem gezielten Kopftreffer der Fall ist, besteht noch die Chance von unserem Teamkameraden wiederbelebt zu werden. Dies kann insgesamt dreimal passieren, aber auch nur solange unsere Leiche nicht von anderen vollständig verbrannt wird. Sonst besteht alle Zeit der Welt und wir sollten uns immer zuerst um den Verursacher des Ablebens kümmern. Außer in einem Bosskampf, denn dort zählt jede einzelne Kugel. Ein getöteter Jäger kann auch, wenn er nicht gerade verbrannt wurde, bis zu zweimal ausgebeutet werden. Haben wir die Strapazen des Vertrages gemeistert, werden wir nach der Mission mit einer sehr zufriedenstellenden Statistik belohnt. In dieser wird uns alles aufgezeigt, was wir in der vergangenen Jagd geleistet haben.
Die gesammelten EXP-Punkte verteilen sind dann auf zwei Bereiche. Zum einen hat jeder ausgewählte Jäger ein eigenes Level, dass bei Stufe 50 sein Cup erreicht. Diese steigen im Rang bei erfolgreichen Verträgen besonders schnell. Doch der Clou ist, stirbt der Jäger, ist dieser für immer verloren. Je höher unserer Recken im Level ist, desto mehr Eigenschaften können wir Ihm nach der Mission zuordnen. Diese umfassen unter anderem einen schnelleren Gang durch hüfthohes Gewässer, oder verleihen Flinke Finger, die uns einen Revolver blitzschnell aus der Hüfte abfeuern lassen. Die anderen Verdienten EXP landen in der sogenannten Blutlinie. Hier reicht es bis Level 100 und bietet allerhand Freischaltungen von Waffen und anderem Equipment. Was wir durch erbeutete Münzen kaufen und auf neue Jäger verteilen können. Zurücksetzen können wir diesen Fortschritt in einem Prestigemodus, um erneut das Bekannte freizuschalten. In Hunt: Showdown gibt es zwei Währungen. Zum einen die normale Goldmünze, um jeden freigeschalteten Gegenstand zu erlangen. Zum anderen die Blutmarken um legendäre Waffenskins und Jägerplätze freizukaufen. Letztgenanntes können wir entweder mit Echtgeld kaufen oder durch Herausforderungen erbeuten. Einen spielentscheidenden Vorteil gibt es durch mehr Blutmarken jedoch nicht.
In den Gefechten wird die Steuerung auch gern mal zu einer hakeligen Angelegenheit. Auf Nahdistanz präzise Schüsse abzugeben, stellt wohl nicht nur uns vor eine kleine Hürde. Wir erlebten des Öfteren PVP-Kämpfe, bei denen die Kugeln überall gelandet sind, außer im Fleische des widerspenstigen Jägers. Auch beim Abfeuern nehmen wir eine gewisse Verzögerung wahr, die Kugel macht sich ca. eine Sekunde später die Mühe den Lauf zu verlassen. Vermutlich ist dies gewollt, um die Schusswechsel spannender zu gestalten, weil ein Bleigeschoss oft schon ausreicht, um den Kampf zu entscheiden.
Grafik & Sound
Tolle Atmopshäre mit Schwächen
Der unserer Meinung größter Kritikpunkt an Hunt: Showdown ist die durchwachsene grafische Leistung. Selbst auf der PlayStation 4 Pro, gibt es haufenweise aufpoppende Texturen, die auch manchmal nach längerer Zeit nicht richtig laden. Vor allem beim Sprinten, fühlt es sich gewissermaßen wie in einem Daumenkino an, wo ganze Bäume ins Bild springen. Stehen wir direkt vor einen der abwechslungsreichen Zombies, kam uns öfters der Gedanke, dass eine Art Matsch-Textur die Mutation hervorgerufen hat. Haben wir den verschwommenen Widersacher das Licht ausgeknipst, löst er sich nach knapp fünf Sekunden in Luft auf. Nicht Spielentscheident, aber der sonst guten Atmosphäre, wird ein kleiner Dämpfer verpassen. Hier wäre es einfacher gewesen sich an den Bossen zu orientieren, die sich bei der Verbannung in weiß-schwarzen Nebel auflösen.
Doch egal wo wir uns auf den ca. einen Quadratkilometer großen Karten befinden. Wir sind immer in Begleitung von der wahnsinnigen Soundkulisse. Denn überall stöhnt ein infizierter Bewohner oder der Insektenschwarm einer Schwarmmutter kriecht uns ins Ohr. Wenn ein Spiel von der Benutzung eines guten Headsets profitiert, dann Hunt; Showdown. Alle vorhandenen Geräusche, die von den bemitleidenswerten Kreaturen abgesondert werden, dienen nicht nur für die Atmosphäre. Diese können nämlich auch Taktisch zum Einsatz kommen. Entweder machen Sie sich bemerkbar, wenn andere Jäger unvorsichtig agieren. Auch verteilte Objekte, wie hängende Ketten oder Glasscherben machen uns für jeden im Umkreis hörbar und verraten anderen unsere Anwesenheit. Die Schritte generell sind akustisch sehr gut wahrzunehmen und können über ein schnelles ableben entscheiden. Dazu müssen wir erwähnen, dass die Vielzahl an Waffen mit klangvollen Sounds bestückt wurden und spätestens hier jedem klar sein muss, dass andere Jäger in Reichweite sind. Für Hunter, die gerne den In-Game-Chat nutzen, um mit Ihren zufällig gewählten Teampartner zu kommunizieren, sollten auch hier mit bedacht sprechen. Das was wir sagen, wird genauso von anderen feindlich gesinnten Mitspielern in der Nähe gehört. Hier fehlte uns allerdings die letzte Konsequenz, denn die Monster reagieren darauf nicht.
Leider kommt Hunt auch nicht ganz ohne Bugs aus. Wir hatten es öfters mit fehlenden Sounds, wie die Explosion von Dynamit oder verteilten Explosivfässern zu tun. Dieser Bug kam dann immer in Kombination mit fehlendem Treffer-Feedback und stockender Interaktion mit der Umgebung. Als wir jedoch gestorben sind und von unserem Teammitglied wiederbelebt wurden, folgten alle vorangegangen Treffer und fehlenden Sounds, danach lief das Spielgeschehen problemlos weiter.
Umfang
Jede Menge Spielspaß, mit mangelnder Abwechslung
Das Menü zwischen den Aufträgen hat uns formlich erschlagen und bietet alles was das Jägerherz begehrt. Hier können wir vor jedem neuen Auftrag, bis zu Fünf zufällig zusammengesetzte Jäger generieren. Jeder davon mit neuen Waffen und Versorgungsgegenständen einkleiden. In der Hoffnung, dass wir den nächsten Vertrag überleben. Auch finden sich in den verzweigten Untermenüpunkten zahlreiche Statistiken wieder, die unsere Leistungen der vergangenen Aufträge widerspiegeln. Teilweise schon zu überladen, mit zu kleinen Icons, gibt es für alles einen
eigenen Bereich. Nach kurzer Eingewöhnung, fällt uns das Management zwischen den Missionen immer einfacher und lässt viel Spielraum für die optimale Vorbereitung. Ist uns mal nicht nach der ganz großen Jagd, können wir vom Menü aus auch in das Schnellspiel wechseln. In diesem geht es darum, innerhalb von 15 Minuten vier Risse zu schließen. Gelingt uns dies, müssen wir die restliche Zeit überleben und uns gegen die noch übrigen Jäger behaupten. Wir starten mit einem zufällig gewählten Charakter, der mit einer schwachen Waffe ausgestattet, erwacht. Auf den Karten liegen allerhand mächtige Waffen und anderes Equipment. Sammeln wir etwas ein und überleben die Hetzjagd, können wir den ganzen Loot behalten und für die Kopfgeldjagd benutzen. Wenn die vier Risse geschlossen wurden, sind wir auch hier wieder für jeden anderen Hunter in der Partie mit einem Gewitter markiert. Werden wir von einem anderen erlegt, erbt dieser unsere Macht und hat nun die Chance siegreich die Partie zu verlassen.
Egal für welchen nervenzermalmenden Modus wir uns entscheiden. Die Matches tragen wir immer auf eine der zwei sehr atmosphärisch in Szene gesetzten Karten: Stillwater Bayou und Lawson Delta aus. Von Wasserteufeln befallene Sümpfe bis hin zu Ghul verseuchten Ruinen und großen Bauten, wie einem alten Sägewerk, bietet das nebelige Louisiana genug Abwechslung. Auch wenn auf die Dauer neue Karten dem Spiel sicher gut stehen würden. Das selbige wäre auch bei den Bossen der Fall, dort noch mehr Abwechslung, als die drei Bekannten, könnte den Langzeitspaß voranbringen.
Fazit
Frische Multiplayer-Erfahrung, nervenaufreibende Schusswechsel
Nach mehreren erfolgreichen Jagten und spannenden Gefechten. Können wir für Hunt: Showdown nur unseren durchlöcherten Hut ziehen. Hier wird eine sehr exotische Multiplayererfahrung geboten, die auf lange Sicht zu Unterhalten vermag. Selten gab es ein so befriedigendes Gefühl, wenn wir alle anderen Jäger in den Ruhestand schickten und auch noch mit allen vier Trophäen die Karte verließen. Die verschiedenen Herangehensweisen, die geboten werden, bieten immer den ausreichenden Nervenkitzel.
Weitere Bosse und Karten, hätten der ganzen Jagd jedoch noch mehr Würze verliehen. Auch bei der technischen Umsetzung sollte nachgebessert werden, weil dadurch die sonst schöne Grafik nicht wirklich zur Geltung kommt. Eine gute Schippe Frustresistenz sollte zudem wirklich jeder angehende Jäger mitbringen. Weil viele Gefechte schnell entschieden seinen können und der hochgezüchtete Hunter nur noch in den Geschichtsbüchern Erwähnung findet. Es gibt zwar einen Welpenschutz, doch dieser ist nach Level elf in der Blutlinie aufgehoben. Im Ganzen gesehen und für den Preis von 39,99, kann Hunt: Showdown für viele Stunden begeistern und hebt sich von zahlreichen aktuellen Multiplayertiteln ab.
Jedem sollte nun klar sein, dass in Hunt keine tiefgründige Story steckt. Vielmehr dreht sich alles darum, dass wir mit der größtmöglichen Beute das verfallene Louisiana wieder verlassen.
Hunt: Showdown erschien am 18. Februar 2020 als physische, sowie digitale Version auf PlayStation 4. Zudem ist seit dem selben Tag auch die physische Version für die Xbox One verfügbar.