Am 23. Juni veröffentlichte der Publisher 505 Games und der Entwickler Kunos Simulazioni die Hochleistungs-Rennsimulation Assetto Corsa Competizione für PlayStation 4 und Xbox One, die schon im letzten Frühjahr für PC-Gamer gestartet ist. Wir haben uns das Spiel auf der PlayStation 4 Pro angeschaut und uns hinter das Steuer von Controller und Lenkrad geklemmt. Wer das Spiel bis zum 7. Juli im PlayStation Store erwirbt, erhält sofortigen Zugang zum Intercontinental GT Pack, welches das Spielerlebnis um die Intercontinental GT Challenge powered by Pirelli erweitert und ein PS4-Theme gibt es noch obendrauf.
Die Spieleserie Assetto Corsa ist dafür bekannt, eines der realen und auch schwierigsten Rennsimulationen zu sein, die virtuell erlebt werden kann. Obwohl das Spiel auch mit den Dualshock 4 Controller gefahren werden kann, empfiehlt der Entwickler doch eher zum Lenkrad zu greifen. So griffen wir neben dem Controller auch in das Logitech G29 Lenkrad, um alles ausprobiert zu haben. Neben der PlayStation 4 Pro standen uns noch ein Samsung QLED-TV, eine verbaute SSD-Festplatte und das Sennheiser GSP 670 sowie eine Heimkinoanlage zur Verfügung. Getestet wurde das Spiel in der Version 1.01, die rund 17,81 GB auf der Festplatte beansprucht. Schon hier sind wir etwas stutzig, da diese Größenordnung für ein Spiel doch sehr gering ist.
Ersteindruck
pures Racing-Feeling
Mit imposanten Bildern, die in einem Intro weitergeführt werden, schafft Kunos Simulazioni eine Atmosphäre, die uns mitten in die Welt der GT3-Rennwagen zieht und lässt uns die Intercontinental GT Challenge spüren. Untermalt wird alles durch fette Renngeräusche und eine harmonisierende Hintergrund-Musik. Das Hauptmenü wurde in den bekannten Windowskacheln aufgebaut, ist damit sehr übersichtlich und lässt soweit keine Fragen aufkommen. Hier darf noch etwas an den Einstellungen gepfeilt und das eine oder andere für den persönlichen Geschmack angepasst werden. Doch bevor wir uns hinter das Steuer klemmen und uns mit anderen ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, wählen wir die gediegene Testfahrt aus. Hier scheint auch unsere PlayStation 4 Pro das Heulen anzufangen, obwohl wir noch nicht einmal den Startknopf für den Motor gedrückt haben.
Gameplay
nichts für den Controller
Da viele nicht über ein Lenkrad für die PlayStation 4 verfügen und Rennspiele wie F1 2019 oder Gran Turismo mit dem Controller zocken, wagen wir uns anfänglich mit diesem auf die Strecke. Die Eingaben sind größtenteils bekannt und bedürfen für Racer keine Erklärung. In den Optionen kann zwar einiges verändert werden, aber über genügend Tasten scheint der Controller dafür nicht zu verfügen. Anfänger mit dem Ansporn ein Meister werden zu wollen, empfehlen wir in den Optionen vorerst die Fahrhilfen zu nutzen. Diese können später ja reduziert oder komplett deaktiviert werden.
Unter den zahlreichen Strecken befindet sich auch der deutsche Nürburgring, den wir vom Layout im Schlaft abfahren können. Jetzt noch schnell den Lambo ausgewählt und schon geht es ab auf die Piste. Vorab können wir sagen: Das Spiel lässt sich mit dem Controller steuern, auch wenn wir zugleich ein Feedback über das Verhalten des Boliden vermissen. Wir können nur schwer abschätzen, wie hart wir uns an der Grenze bewegen, ob der Bremspunkt der richtige ist und wie weit wir diese Grenze überschreiten können. Da sind wir von den Spielen aus dem Hause Codemasters einfach besser verwöhnt worden. Zudem macht sich hier ein spieltechnisches Problem bemerkbar, dazu kommen wir aber im nächsten Abschnitt Grafik, Sound und Technik.
Nach der Fahrt mit dem Controller, der sich etwas unbeholfen anfühlte, griffen wir schließlich zum Logitech G 29 Lenkrad. Der Anschluss und die Erkennung gestaltete sich als etwas zeitraubend, da alle Tasten und Einstellung auch getätigt werden können. So starten wir nach einer geraumen Zeit, auf der gleichen Strecke, mit unserm italienischen Sportwagen und verspüren etwas mehr Gefühl, nun Herr der Lage über den Boliden zu sein. Das liegt aber in erster Linie daran, dass das Force-Feedback hier zum Einsatz kommt. Dennoch fühlen wir uns immer noch eher wie ein Passagier, der Gas geben und Bremsen darf. Ein richtiges Rennfahrer-Gefühl will sich aber nicht zeigen, weder beim Ausreizen in den Kurven, noch beim Anbremsen oder Beschleunigen. Wir erhalten irgendwie kein Gefühl für den Wagen, da können wir auch zwischen den einzelnen Modellen der Hersteller wechseln wie wir wollen. Das Force-Feedback zeigt sich eindeutig viel zu schwach!
Leider wird der Spielspaß durch das fehlende Gefühl enorm gemindert, selbst dann, wenn wir versuchen die Runden sauber und ganz ohne Kampf abzuspulen. Eine Runde nach der anderen und es ist keine Verbesserungen zu spüren. Wir merken uns die Bremspunkte, wir geben gefühlvoll Gas, haben nach und nach die Fahrhilfen deaktiviert, doch das Kiesbett scheint uns magisch anzuziehen. Sicherlich sind wir in der Redaktion keine E-Sportler oder gar Hobbyrennfahrer aber Rennspiele liegen uns im Blut und brachten uns in den letzten Jahren so manchen virtuellen Meistertitel ein. Da kommen Fragen auf: Wie macht das Polyphony Digital mit Gran Turismo oder Codemasters mit Dirt und Formel 1? Da kommt Kampf, Ehrgeiz und Spielspaß in uns hervor!
Grafik, Sound & Technik
PlayStation 4 unwürdig
Obwohl wir uns von der tollen Grafik im Intro haben blenden lassen und im Spiel selber vorab auch alles einen ordentlichen Eindruck machte, hat Assetto Corsa Competizione ein massives Problem mit der Framerate, die sich anfangs auch bei uns zeigte. So ruckelt das Spiel in Kurveneinfahrten und kommt gar in riesigen Schritten Stück für Stück zum Vorschein. Der Hintergrund macht große Sprünge und das zeigt sich dann auch im Gameplay.
Letztendlich haben wir herausgefunden, dass es auf der PlayStation 4 Pro im 4K-Modus keine verbesserte Sichtweite, kein Anti-Aliasing und kein Post-Prozess- und Partikel-Effekte gibt. Von HDR können wir hier nur träumen. So schalten wir unsere PS4-Pro in den 1080p-Ausgabe-Modus, können aber auch hier keine gravierenden Verbesserungen feststellen. Jetzt wirkt alles sogar sehr unscharf und verwaschen und erinnert uns eher an die ersten Tage der PlayStation 4. Das Problem mit den FPS wollte sich trotz 1080p/ 60 fps nicht einstellen und daran ändert auch nichts das Häkchen im Boost-Modus. Ein Grafikaufbau zeigt sich in Form von unscharfen Texturen an den Fahrzeugen, was weiterhin für Trübsal sorgt. Hier zeigt sich wohl die geringe Datenmenge des Spiels, da einige Dateien mehr nicht geschadet hätten. Die Konkurrenz schafft es doch auch! Ein flüssiges und zufriedenes Erlebnis will sich nicht zeigen.
Was bei der Grafik für Unzufriedenheit sorgt, scheint beim Sound um so besser seine Wirkung zu erzielen. Der darf gerne als „Mega fett“ bezeichnet werden. Die Motoren dröhnen über alle 5 Lautsprecher der Heimkinoanlagen und lassen uns ein Teil des Boliden werden. In diesem Punkt scheint Kunos Simulazioni alles richtig gemacht zu haben. Ebenso wie in dem Bereich der Ladezeiten, die dank unserer SSD-Festplatte, sehr kurz ausfallen.
Umfang und Langzeitmotivation
Reichlich und ganz normal
Assetto Corsa Competizione bietet uns neben der angesprochenen Trainingsfahrt natürlich auch einen Karriere-Modus, eine Meisterschaft, Einzelrennen, einen Hotlap-Modus und noch vieles mehr. Zum Teil können wir auf den Strecken sogar 24-Stunden-Rennen absolvieren und das als ultimative Herausforderung sehen. Zu den glorreichen Rennstrecken gehören der Nürburgring, Ungarn, Barcelona, Zolder, Laguna Seca, Suzuka, Monza und zahlreiche andere große Namen – selbst Südafrika ist mit dabei. Langweilig in dieser Beziehung sollte also niemanden werden, wäre da nicht die mangelnde Beherrschung der Boliden für den Gamer, die hier wohl nur selten den Meistertitel für sich einfahren werden. Das ist bei diesem Spiel wohl der größte Punkt, der die Langzeitmotivation schnell in den Keller sinken lässt. Die Fahrbarkeit und die Einsteigerfreundlichkeit für nur einen kleinen Teil der Gamer-Community ziehen den gesamten Spaß herunter, da hilft dann auch kein Multiplayer drüber weg.
Fazit
lieber zur PC-Version greifen
Mit Assetto Corsa Competizione bringt uns Kunos Simulazioni eine Rennsimulation, um in die breite Welt der GT3-Sportwagen eintauchen zu können. Leider ist die PS4-Version technisch nicht ausgereift und würde wohl eher einen Release für die PlayStation 5 bevorzugen. Zudem ist das Spiel nur für eine kleine Community bestimmt, die hiermit die ultimative Herausforderung mit dem Lenkrad samt Rennsitz sucht. Wer gerne eine Hochleistungs-Simulation sucht, sollte bei Assetto Corsa Competizione lieber zur PC-Version greifen, denn auf der PlayStation 4 könnte die Motivation schnell versiegen. Assetto Corsa Competizione hat Potenzial, das leider erst mit weiteren Updates und Patches wohl seine Vollendung finden wird. Wir können dem Spiel daher keine Empfehlung aussprechen und drehen unsere Runden weiterhin lieber in Gran Turismo.
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