Bild: BluePot Media

Gamescom 2022 – Vom fadem Beigeschmack bis hin zum Dank an die Community

Nach zwei Jahren Pause ist die Videospiele-Messe gamescom in Köln endlich wieder zurück und Gamer strömen aus allen Richtungen, um die Hallen mit ihren Ständen zu umringen. Doch der schöne Schein in diesem Jahr offenbart auch, dass das Rekordjahr von 2019 wohl der Gipfel der Machbarkeit war und wir uns nun wieder auf Talfahrt begeben. Doch fangen wir mal ganz von vorne an:

Schon im Vorfeld war bekannt, dass weder Nintendo, Sony, noch ein Wargaming, Activision oder gar Electronic Arts auf der Messe vertreten sein werden. Dies zeigte sich auch vor Ort, da die komplette Halle 6 nicht als Ausstellerhalle zur Verfügung stand und dem Besucher verwehrt bliebt. Sieht man mal von der doppelgeschossigen Halle 10 ab, bietet die Halle 6 die größte Fläche. Hier improvisierten die Veranstalter und funktionierten die Halle kurzerhand in eine Eventarena um, in der die ONL mit rund 2000 Zuschauern stattfand oder gar weitere Events wie das Metal: Hellsinger Konzert oder eine AMD-Show-Bühne. Das Konzept dabei ist lobenswert, wäre aber ohne die Abwesenheit der großen Namen kaum möglich gewesen. Wie man das im kommenden Jahr lösen will, lässt sich jetzt noch nicht beantworten.

Beton, Asphalt und viele Pflaster – Klimaschutz und Nachhaltigkeit?

Doch ziehen wir mal weiter und müssen anmerken, dass die Messe mit ihren Gebäuden, der Struktur und der Gliederung doch schon sehr in die Jahre gekommen ist. Aktuelle Themen wie Klimaschutz oder Nachhaltig sind vor Ort nicht zu erkennen, auch wenn die koelnmesse selber das Projekt gamescom forest startetet und Bäume bei Bayreuth pflanzt – Vor Ort und auf dem Gelände selber scheint man kein großer Anhänger von grünem Zeug zu sein.

Die Situation zeigt sich schon bei den Zubringern der öffentlichen Verkehrsmittel sowie der Lage zum Parken des eigenen Autos. Das lässt sich daran erkennen, dass auch in diesem Jahr unmögliche Wege und Richtungen gerade am Anstieg von Halle 6 zur Merchandise-Halle 5 in Erscheinung treten, die letztendlich die bekannte Treppe zur Einbahnstraße macht. So fragt man sich schnell, wer sich diese Verkehrsführung ausdenkt und braucht dabei nur einmal vor die Tür der Messe zu schauen. Da kommt kaum das eigene Navigationssystem im Auto hinterher, während man Runde um Runde in eines der Schleifen, Überführungen und Kreisel verbringt.

Bild: BPM – Nur am Morgen gibt es etwas Luft

Obwohl die ganz großen Namen der Messe fernblieben, scheint das die Besucher nicht abzuschrecken und strömten in die Hallen. Mit einem Streifzug zwischen den Ständen offenbaren sich aber die Löcher, ungenutzte Flächen, die gerade zu Verweilen einluden. Das kann gesehen werden, wie jeder mag, denn zum einen fühlten sich die Gänge nicht so voll an und man kam gut durch. Aber gerade hier wurde offensichtlich, dass nicht nur die großen Namen von Sony bis Electronic Arts fehlten, sondern auch die vielen kleinen, gerade jene aus dem Hardwarebereich. So fallen uns spontan Trust Gaming, Gigabyte Aorus, LG UltraGear, Asus, Acer, MSI oder andere Marken ein, die man vergeblich suchte. Da fragt man sich schnell, wo die angegeben 1100 Aussteller zu finden sind. Der Besucher an sich wird nicht mehr als 100 Aussteller aufzählen können.

Gewinner der Messe waren und sind auf jeden Fall jene, die sich präsentierten. Zu den ganz großen gehört THQ Nordic und Plaion, die ein breites Portfolio an Spielen boten, was wir eigentlich von Sony oder Microsoft erwartete hätten. Zu den weiteren Gewinnern gehören die vielen Indie-Entwickler, die wie Sardinen in einer Dose ihre Stände platziert bekamen, was ein Gedränge wie vor gut 4 Jahren auf dem Boulevard hervorbrachte. Da hatten es selbst angesehene Staatssekretäre des Wirtschaftsministeriums schwer, ihren Weg durch die Massen zu finden. Hier müssen die Veranstalter in den nächsten Jahren reagieren. Größere Flächen, mehr Bewegungsfreiheit und eventuell eine eigene Halle – So funktioniert dann auch eine Gamesförderung.

Verlierer gibt es natürlich auch und dazu zählen alle, die der Messer fernblieben. Scharfe Kritik muss sich Sony, Nintendo, Electronic Arts, Wargaming und alle weiteren gefallen lassen, da immerhin Microsoft vor Ort war, auch wenn es nichts Neues zu sehen gab. Hier gehört die Koelmesse sowohl der game – Verband der deutschen Games-Branche genauso dazu, die es einfach nicht geschafft haben, Sony & Co. zur Messe einzuladen. Manchmal zählt die Geste des Dankes, da die Gamer gerade in den letzten beiden Jahren jeden Publisher bei der Stange gehalten haben und sogar für Rekordumsätze bei jedem einzelnen gesorgt haben. Anwesenheit und Präsentation ist genauso wichtig, wie neue Produkte auf einer Messe zu zeigen.

Bild: BPM – Hallen sind schon gut besucht

Wie geht es nun weiter?

Noch hat die Messe bis morgen geöffnet und der heutige Tag gilt sogar als ausverkauft. Hier muss aber erwähnt werden, die Messe hält sich mit dem Kontingent, welches die täglichen Besucherzahlen umfasst, sehr zurück. Die Rekordzahlen von 2019 werden aber wohl kaum erreicht werden können.

Eines ist aber sicher: 2023 findet die Gamescom wieder in Köln statt, und zwar vom  23. Bis 27. August. Bis dahin müssen sich die Veranstalter zusammensetzen und überlegen, wie man alle wieder in das Boot holt. Ganz ohne Nintendo oder Sony funktioniert dann eine Spielemesse wohl auch nicht, da ein fader Beigeschmack bleibt. So gehört eigentlich jeder, der Gaming praktiziert, produziert und das notwendige Equipment dazu bietet, genauso dazu, wie alle, die Spiele anbieten und auch zocken.

Zudem muss die Gamescom preislich attraktiv bleiben und auch wieder werden. Von den Eintrittspreisen bis hin zur knochentrockenen bayrischen Brezel, die hier für 4 Euro angeboten wurde. Es muss auch laut gesagt werden: Die Preise am Imbiss oder Snack-Restaurant übersteigen jegliche Vernunft und kann daher locker als dreiste Abzocke bezeichnet werden. So zieht sich die Lage weiter und endet bestimmt noch nicht bei den Mietpreisen für eine Standfläche. Teilweise braucht man sich dann nicht wundern, dass der eine oder andere sich im Mülheimer Hafen eine Location suchte und alle per Shuttlebus einlud. Der Eindruck, dass die Veranstalter hier mit aller Gewalt die Gamescom in Köln halten wollen, ließ sich in diesem Jahr nicht verstecken. Ein mögliches Fiasko blieb in diesem Jahr aus, was wohl der treuen Gamer-Community und den vertretenen Ausstellern zu verdanken ist. Im kommenden Jahr müssen die Veranstalter der gamescom nicht nur eine Schippe obendrauf legen, sondern gleich drei bis vier. Ansonsten könnte die Messe wie die einst gefeierte E3 sang und klaglos untergehen. Dann machen wir einfach alles digital!

Seit Anbeginn der Datasette von Computergames begeistert. Spielt alles was sich bewegt und für Atmosphäre sorgt. Nimmt gerne Peripherie unter die Lupe und auch auseinander, es bleiben immer Schrauben übrig. Germany 48.406558, 9.791973

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