Bild: Bethesda

[ PRESS PLAY ] Wie Bethesda sich die Gunst der Gamer verspielt

Bethesda, kein Entwicklerstudio war in der letzten Zeit so im Munde, denn Microsoft kaufte schlichtweg das bisher unabhängige Entwicklerstudio der Muttergesellschaft von ZeniMax Media mit all den zugehörigen Studios wie Bethesda Softworks, Bethesda Game Studios, id Software, ZeniMax Online Studios, Arkane, MachineGames, Tango Gameworks, Alpha Dog und Roundhouse Studios. Doch so richtig Freude kam wohl nur im Hause Microsoft auf, während die Gamer daheim sehr zwiegespalten den Prozess verfolgten.

Zu Bethesdas von der Kritik gefeierten und meistverkauften Franchises gehören unter anderem The Elder Scrolls, Fallout, DOOM, Quake, Wolfenstein und Dishonored. Auf der diesjährigen E3 kündigte Bethesda nicht nur die Fortführung weiterer Titel an, sondern stellte zugleich auch neue Titel vor – Doch hier beginnt der Verlust der Gunst von Bethesda an die Gamer. Die ersten Makel der Gunst zeigten sich schon im Herbst letzten Jahres, als Bethesda auf den PlayStation-Showcase Deathloop präsentierte, das  bei Launch konsolenexklusiv für die PlayStation 5 und für den PC erscheinen wird. Mit der Neuvorstellung von Starfield und Redfall, punktete Bethesda nicht gerade, denn beide Spiele werden exklusiv für Xbox und PC erscheinen.

Bild: Bethesda & PE

Dass alles nicht ganz einfach für das Entwicklerstudio ist, lässt sich an dem Beispiel von Koop-Shooter Deathlopp aufzeigen, welches nur für die PlayStation & PC und nicht für die Xbox kommt und von Arkane Lyon Studio entwickelt wird, während nach der Übernahme durch Microsoft das passende Gegenstück präsentiert wurde. Redfall wird von Arkane Austin entwickelt und ist ebenfalls ein Koop-Shooter, der nur für die Xbox und PC erscheint. Hier lässt sich ein guter Kompromiss erkennen, der wohl für die Spieler akzeptiert werden kann. Bei Starfield muss sich Bethesda allerdings mit bösen Worten der Gamer konfrontiert sehen, denn es ist nicht nur die erste neue IP nach über 20 Jahren aus dem Hause Bethesda, sondern Microsoft sorgte zugleich dafür, dass die PlayStation Gamer es nicht bekommen werden.

…wenn ein Spiel auf deiner Plattform nicht verfügbar ist, verstehe ich total, wenn du unglücklich oder sauer oder was auch immer bist. Ich verstehe, das sind alles echte Gefühle und Frustrationen… Es tut uns leid. Alles, was ich wirklich sagen kann… aber ich kann nicht viel dagegen tun.

Hines gegüber GamesSpot

Die Exklusivität ist sicherlich nicht das Problem, welches der Gamer sieht. Das Problem ist eher, dass Bethesda durch die Macht von Microsoft nun den PlayStation-Gamern die Tür vor der Nase zuhaut, denn immerhin war Bethesda sehr offen und aufgeschlossen gegenüber allen Plattformen. Das Phänomen könnte sich in Zukunft wie ein roter Faden weiterentwickeln, denn noch ist offen was mit The Elder Scrolls passiert. Es steht auch alles ein wenig im Widerspruch mit den Aussagen von Microsoft:

Mit einzigartigen Investitionen in Inhalte, Community und die Cloud unterscheidet sich Microsofts Spielstrategie von anderen, indem sie die Menschen in die Lage versetzt, die Spiele zu spielen, die sie wollen, mit den Menschen, die sie wollen, überall, wo sie wollen.

Microsoft musste mit dem Anbeginn der Xbox One mächtig Federn lassen und verspielte nicht nur mit der Vorstellung der Xbox One im Jahr 2013 kräftig die Gunst der Spieler aus dem eigenen Lager, sondern sah sich auch deutlich im Nachteil, da man zu wenig in die eigenen Studios investiert hat, um exklusive und ansprechende Spiele dem Gamern an der Xbox liefern zu können. Mit der Übernahme von Bethesda durch Microsoft verdeutlichte nicht nur Microsoft, sondern auch Bethesda, dass der Weg, den Sony bisher gegangen ist und mehrfach dafür klistierst wurde, doch der richtige Weg ist.

Indem man sich auf diese Plattformen konzentriert, kann man sich wirklich darauf fokussieren, das Beste für diese Systeme zu machen… ermöglicht ein besseres Produkt.

 Executive Producer Todd Howard

Die Absicht und garantierte Zusicherung alle kommenden Bethesda-Titel zum Start in den Xbox Game Pass zu bringen, damit so viele Gamer wie nur möglich die Spiele erleben können, stößt ein wenig auf Widerspruch, denn diese Spiele sollen nicht nur auf der Xbox One, sondern auch auf der Series X & S sowie PC und Cloud-Gaming am Smartphone spielbar sein. Damit muss und kann sich Bethesda eigentlich gar nicht auf eine Plattform konzentrieren, um das beste Produkt abliefern zu können. Für den PC gibt es zig Hardware-Spezifikation von Prozessor und Grafikkarten in Kombination mit Arbeitsspeicher, Geschwindigkeit und mehr. Zudem unterscheiden sich alleine die Xbox One zur Xbox Series X, ohne jetzt die schwächere Xbox Series S mit ins Geschehen zu ziehen. Dass es deutliche Unterschiede bei einem Spiel zwischen den unterschiedlichen Plattformen geben wird, zeigt das aktuell vorgestellte Battlefield 2042, welches auf den alten Konsolen nur mit 64 Leuten auf kleinen Maps gezockt werden kann, während die Next-Gen und PC mit 128 Leuten über sehr weitläufige Maps erlebt werden kann. Da sind Hardware-Konfiguration von FPS, 4K, HDR, Raytracing und mehr nur Nebensache. Ein Problem, auf das Entwicklerstudios schon mehrfach hingewiesen haben, ein Spiel für die Xbox One S, Xbox One, Xbox One X, PlayStation 4, PlayStation 4 Slim und PlayStation 4 Pro entwickeln zu müssen, ohne gravierende Unterschiede in einem Spiel deutlich zu machen – Von den erhöhten Entwicklungskosten mal ganz abgesehen.

Ob es jemals wieder ein Wolfenstein für die PlayStation geben wird?

In naher Zukunft werden sich wohl nicht nur die Gamer an der PlayStation, sondern auch aus dem Hause Nintendo, von den Spielen der Bethesda-Entwicklerstudios verabschieden müssen, denn das lässt sich aus einem Statement von Phil Spencer, Xbox-Chef, zur Übernahme von Bethesda heraus interpretieren:

Dies ist eine großartige Zeit, um Xbox-Fan zu sein... Generationen von Spielern waren von den renommierten Franchises im Bethesda-Portfolio fasziniert und werden dies auch in den kommenden Jahren als Teil der Xbox bleiben. Zukünftig sind Xbox-Konsolen, Windows 10 PC und der Xbox Game Pass der beste Ort für Dich, um neue Bethesda-Spiele zu genießen

Phil Spencer

Letztendlich hat Bethesda die Gunst gerade im PlayStation Lager deutlich verspielt, denn es müsste schon ein Wunder passieren, damit kommende Titel in ihrer Fortführung wie Fallout, Doom oder Wolfenstein den Weg auf die PlayStation finden werden. Da kann Microsoft gerne kommen und sagen, dass man es einem breiten Publikum zugänglich macht und Spiele auf Xbox, PC und Cloud bringen. Eines vergessen die Entwickler nämlich immer:

Der Gamer zockt da, wo seine Community, seine Freunde sind, die er über Jahre hinweg schätzen gelernt hat und gemeinsam mit ihnen Spaß beim Zocken erlebt. Er zockt da auch über Generationen hinweg und wechselt nicht für nur ein Spiel das Lager oder schafft sich neue Hardware an! Da verzichtet er lieber auf ein Spiel, statt es alleine es erleben zu müssen.

Als Gewinner, mit einem breiten Lächeln, kann sich aber der Xbox-Gamer oder Xbox Game Pass Besitzer sehen, der hier klar und deutlich von diesem Angebot profitieren wird, da Sony kein vergleichbares Angebot den Gamern bieten kann. Sicherlich kann Sony auf eine über 100 Millionen große Community schauen, von denen rund die Hälfte PlayStation-Plus-Mitglied sind, aber die derzeit 15 Millionen (Stand September 2020) große Xbox Game Pass Community wird wachsen und neue Mitglieder für sich gewinnen. Vielleicht wendet sich auch das Blatt und Microsoft zeigt offen gegenüber der PlayStation und bringt zukünftige Bethesda-Titel auch weiterhin für die PlayStation oder Nintendo. Das klingt aber fast schon utopisch und nach Träumerei.

Seit Anbeginn der Datasette von Computergames begeistert. Spielt alles was sich bewegt und für Atmosphäre sorgt. Nimmt gerne Peripherie unter die Lupe und auch auseinander, es bleiben immer Schrauben übrig. Germany 48.406558, 9.791973