Für angehende Militärstrategen gehörte die Commandos-Serie seinerzeit quasi zum Pflichtprogramm. Mit Commandos 2 HD Remaster will man den Klassiker nun auch auf der Nintendo SWITCH neu beleben. Ob das geklappt hat, oder ob die Mission gescheitert ist, erfahrt ihr in unserem Test. Erreicht die Switch-Portierung den Galnz der PC-Version, die wir Anfang des Jahres schon testen konnten?
Ersteindruck
Nostalgie: gedämpfte Hoffnung
Schon die ersten Minuten lässt einen das Gefühl nicht los, dass Commandos 2 HD Remaster nicht das erhoffte Nostalgie-Feeling bringen wird. Es fühlt sich seltsam altbacken und kein bisschen wie eine Moderne Version eines Klassikers an. Das Tutorial, mit dem das Ganze startet ist (nett ausgedrückt) eine Katastrophe. Einsteiger werden es hier schon schwer haben, einen Zugang zum Spiel zu bekommen. Selbst für „alte Hasen“ wie uns waren die ersten Stunden eher nervend und von vielen Frustmomenten geprägt, als in irgendeiner Weise unterhaltsam. Von einem Tutorial erwarten wir heutzutage, dass man uns ein wenig an die Hand nimmt und uns die wichtigsten Schritte erklärt und zeigt. Aber bis auf ein paar Hinweise und ein Bildfüllendes Overlay mit allerlei Butten-Erklärungen gibt es hier absolut nichts was den Anspruch eines (guten) Tutorials erfüllt.
Zwar beherrscht man das Nötigste nach ein paar Anläufen, aber Spielspaß, so wie man sich ihn wünschen würde, kommt kaum auf und macht es schon anfangs enorm schwer motiviert zu bleiben und das Spiel nicht direkt wieder beiseite zu legen. Allein schon, weil es keine spürbare Lernkurve oder das Gefühl von Erfolg gibt. Für einen Ersteindruck sehr unbefriedigend und alles andere als positiv.
Gameplay
Nichts für die Switch.
Das Gameplay stellt für uns die mit Abstand größte Schwäche dar. Schon im Tutorial wird relativ schnell klar, dass man oft … SEHR OFT zwischenspeichern muss, damit der Frust nicht zu groß wird. Die Bedienung ist hakelig, Eingaben oft stark verzögert und es wirkt alles in Allem völlig überfrachtet, viel zu umständlich und kein Bisschen intuitiv oder zugänglich. Selbst als erfahrener Spieler oder Veteran kommt man hier schnell an einen Punkt der eher abschreckt als zum Weiterspielen zu motivieren. Einsteiger dürften diesen Punkt schon sehr viel schneller erreichen. Vor allem bei einem Spiel, bei dem man gelegentlich schnell entscheiden und reagieren muss, passt das überhaupt nicht.
Auch die Tatsache, dass solche Dinge wie der Zoom, das Drehen der Kamera und die dürftige Minimap kaum bis gar nicht bei der Orientierung oder der Planung eures Vorgehens helfen, sorgen für unnötige Frustmomente. Vor allem dann, wenn eure aufwendig und mühsam geplanten Züge durch die unübersichtliche Darstellung vieler Elemente immer wieder scheitern. Eure Charaktere sind hinter Wänden und anderen Hindernissen z.B. nicht zu sehen. Ein Umstand der bei unserem Test immer wieder für Verwirrung und wildes Kamera drehen und rein und raus Zoomen gesorgt hat. So wird aus einem taktisch und strategisch geprägten Spiel schnell mal ein hektisches und unruhiges Gefummel.
Anmerkung: Nachdem wir Anfang des Jahres bereits die PC-Version testen konnten, können wir euch nur empfehlen, zur PC-Version zu greifen. Die hat vor allem in Sachen Gameplay nicht ganz so große Defizite.
Umfang/Inhalt
Mission erfolgreich.
Der Inhalt der Hauptgeschichte dürfte bei den meisten nach etwas 20 Stunden erledigt sein. Je nachdem, wie gut ihr voran kommt und wie gründlich ihr vorgeht, kann es auch entsprechend länger dauern.
Eine der Stärken des Spiels dürfte, wie schon beim Vorgänger und dem Original, die Vielfalt der Fähigkeiten und damit auch die vielen möglichen Vorgehensweisen sein. Das sorgt für spielerische Vielfalt und jede Menge Abwechslung beim Agieren hinter den feindlichen Linien. Es gilt die unterschiedlichen Fähigkeiten eurer neun Teammitglieder möglichst geschickt und einzusetzen und zu kombinieren und dem Feind mit Raffinesse, Geschick und Täuschung ein Schnippchen zu schlagen. Taktiker und Strategie-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten und können sich so richtig austoben. Die vielen unterschiedlichen Lösungswege sorgen außerdem dafür, dass auch ein zweiter oder dritter Anlauf mit einer anderen Herangehensweise nicht langweilig wird.
Auch die unterschiedlichen Maps und die vielen Referenzen zu bekannten Filmen werten das Spiel deutlich auf. In jeder Mission gibt es neben den Hauptzielen auch immer zusätzliche optionale Ziele, die man erledigen kann. Das sorgt für ordentliche Motivation und Perfektionisten dürften einige unterhaltsame Stunden damit verbringen, alles zu erledigen. Leider bietet Commandos 2 HD Remaster aber keine wesentlichen neuen Inhalte im Vergleich zum Original. Hier wäre auch durchaus mehr drin gewesen.
Grafik/Sound/Technik
Nicht so schön wie’s sein will.
Die Optik von Commandos 2 HD Remaster sieht auf den ersten Blick zwar ganz nett aus, aber das war es dann auch schon. Die Umgebungen wirken bei genauerem Hinsehen etwas matschig und unscharf, Animationen wirken ein wenig hölzern und sehen für heutige Maßstäbe alles andere als schön aus. Vor allem in der höchsten Zoomstufe wird die Qualität der Umgebung fast gruselig schlecht. Die SWITCH mag nicht die leistungsfähigste Konsole sein, aber da wir es dieser Plattform auch schon besser erlebt haben, kann man es auch nicht mit mangelnder Leistung begründen, dass das Spiel an vielen Stellen so unschön aussieht.
Der Sound kann auch maximal als OK angesehen werden. Die Geräuschkulisse, die Sprachausgabe, die Musik … nichts macht einen mehr als durchschnittlichen Eindruck. Die Musik geht einem nach einer Weile sogar eher auf die Nerven, weil in einer Tour immer nur das selbe Musikstück im Hintergrund vor sich hin dudelt. Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen: Das ist für heutige Maßstäbe auch für ein „einfaches“ Remaster zu wenig.
Rein technisch gab es bei der getesteten Nintendo Switch-Version keine Probleme. Keine Bugs, Glitches oder sonstige Fehler, die als solche zu erkennen gewesen wären.
FAZIT
Switch-Portierung nicht gelungen!
Wer als Nostalgiker gehofft hat hier einen tollen Klassiker in neuem Gewand und schöner HD-Grafik für die SWITCH zu bekommen, der dürfte relativ schnell ernüchtert sein. Commandos 2 HD Remaster ist eines von den Spielen, bei denen selbst bei Veteranen wie uns die Frage aufkommt, ob es eine Umsetzung für die Nintendo SWITCH gebraucht hätte. Das Spielprinzip ist zwar absolut zeitlos und kann durchaus fesseln und für langen Spielspaß sorgen, aber die überfrachtete Steuerung, die seltsam hölzern und steif anmutenden Animationen, das hakelige Gameplay … all das schreckt eher von der Version ab, als sie irgendwie interessant zu machen. Insgesamt fühlt sich Commandos 2 HD Remaster auf der SWITCH leider wie ein misslungener Wiederbelebungsversuch an und scheitert fast kläglich dabei, einen tollen Klassiker auf die Konsole zu bringen. Wer das Spiel unbedingt haben will, der sollte lieber zur PC-Version greifen. Die schneidet nicht ganz so schlecht ab.
- Commandos 2 als HD Remaster: Grafisch neuinterpretiert mit überarbeiteter Steuerung, moderner Benutzeroberfläche und generalüberholtem Tutorial
- Drehen der Kamerasicht um 360 Grad, übergangslos in/aus Gebäuden, U-Booten, Flugzeugen und unter Wasser bewegen und stufenloser Zoom
- Neun Commandos: Sie haben unter anderem die Kontrolle über einen Green Beret, einen Sniper, einen Sprengstoffexperten, einen Dieb uvm.