Nach „Brothers: A Tale of Two Sons“ veröffentlichen die Hazelight Studios in Zusammenarbeit mit EA ihr zweites Spiel „A Way Out“. Wir haben das Koop-Abenteuer für euch getestet.
Ersteindruck
Apropos Zwei: Die Zwei scheint die Magische Zahl der Hazelight Studios zu sein, denn wie schon in „Brothers: A Tale of Two Sons“, in denen wir zwei Brüder durch eine fantastische Welt steuern, sind es in The Way Out zwei ungleiche Häftlinge, die einen waghalsigen Fluchtplan schmieden.
Die große Besonderheit hinter A Way Out ist aber, dass wir die gesamte Story zu zweit im Koop spielen müssen. Ja, richtig gelesen. Wir müssen das Spiel mit einem zweiten Spieler aus Fleisch und Blut bestreiten. Dazu aber später mehr.
Wir befinden uns im Jahr 1972. Der frisch verurteilte Vincent muss sich des Mordes verantworten und tritt seine Strafe im Gefängnis an. Kaum angekommen, stellt er fest, dass es innerhalb der Mauern sehr rau zugeht. Schon bald trifft er auf den cholerischen Mithäftling Leo. Die Beiden schließen eine ungleiche Freundschaft und stellen durch Zufall fest, dass beide eine Gemeinsamkeit eint – Vincent und Leo sind durch das Verschulden des selben Mannes im Gefängnis gelandet. Daraufhin schmieden beide den Plan aus diesen Mauern auszubrechen und sich an ihren ehemaligen Boss zu rächen.
Gameplay
A Way Out ist – wie erwähnt – ein reines Multiplayer-Abenteuer, in dem wir das stark story-orientierte Spiel ausschließlich zu zweit erleben. Ob wir die Story dabei Online über dem PSN oder per lokalem Koop mit einem Freund auf der heimischen Couch erleben, steht uns dabei vollkommen frei. Besonders kundenfreundlich ist, dass nur einer eine Vollversion von A Way Out besitzen muss. Der zweite Spielpartner kann sich das rund 18 Gigabyte große Stückchen Software einfach kostenlos aus dem PlayStation Store laden. Den sogenannten Freunde-Pass kann der Besitzer der Vollversion an so vielen Freunden weitergeben, wie er will.
Im Spielgeschehen angekommen, entscheide ich mich für Leo als spielbaren Charakter, mein Spielpartner für Vincent. Der Bildschirm wird nun zweigeteilt. So verfolgt der eine Spieler auch immer das Geschehen des anderen. Auf diese Weise können wir uns im Spiel besser absprechen und koordinieren. Das ist sowieso sehr wichtig in A Way Out. Dieses Abenteuer lässt sich eben nur gemeinsam bestehen, für Einsiedler ist hier kein Platz.
Die Gameplay-Mechaniken sind dabei sehr einfach gehalten. In einer Szene müssen wir gemeinsam eine große Prügelei auf dem Gefängnishof bestehen. Dazu drücken wir in Quick-Time Manier zum richtigen Timing die angezeigten Tasten. Im weiteren Spielverlauf wechseln sich unterschiedlichste Herausforderungen ab. Der besondere Reiz dabei ist, dass wir uns immer gemeinsam absprechen müssen. Wenn einer der beiden Spieler stumm sein Ding durchzieht, funktioniert A Way Out einfach nicht. So muss der eine Spieler einen Schraubenzieher in die eigene Zelle schmuggeln, während der andere Spieler das Wachpersonal ablenkt. Später in der Zelle, verschaffe ich mir mit dem Schraubenzieher einen Fluchtweg, während der andere Spieler schmiere steht und aufpasst, dass die Wachen mein Vorhaben nicht bemerken. Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten.
Die Stärken des Gameplay sind vor allem, dass wir gemeinsam mit einem Freund immer wieder abwechslungsreiche und spannend gestaltete Aufgaben bestehen müssen, die uns auf unserer Flucht helfen. Als kleine „Auflockerer“ zum sehr linear gestalteten Spiel können wir uns immer wieder in kleinen und sehr lustigen Minispielen versuchen. Auf unserem Abenteuer haben wir die Chance uns an der Dartscheibe zu messen, gemeinsam Baseball zu spielen, wir duellieren uns im Armdrücken, spielen Vier-Gewinnt oder klären ab, wer von uns beiden mehr Wiederholungen an der Hantelbank schafft. Doch A Way Out schlägt auch leisere Töne an. In ruhigen und einfühlsamen Abschnitten lernen wir die beiden Charaktere Leo und Vincent besser kennen und erfahren, dass hinter den rauen Fassaden der Beiden sensible Schicksale stecken.
Die Schwächen des Gameplay von A Way Out sind vordergründig der leichte Schwierigkeitsgrad, die fehlende Spielfreiheit und die mangelnde Konsequenz der Entscheidungen, die wir treffen. Der Schwierigkeitsgrad ist so gestaltet, dass nahezu jeder A Way Out spielen kann. Es dürfte wohl kein Problem sein, wenn ihr einen Mitspieler einladet, der mit Gaming normalerweise nichts am Hut hat. A Way Out ist einfach zugänglich und garantiert, dass auch Spiele-Muffel schnell Spaß finden. Erfahrene Spieler wie mich und mein Mitspieler fühlen sich hingegen etwas unterfordert von A Way Out.
Die mangelnde Spielfreiheit und Konsequenz sind die anderen deutlichen Schwächen. A Way Out ist sehr linear gestaltet. Wir verfolgen ein eng abgestecktes Abenteuer von Leo und Vincent. Selbst eingreifen oder alternative Routen oder Entscheidungen treffen, können wir nicht. Die Story ist eine Einbahnstraße von Anfang bis Ende. Es gibt zwar eine Handvoll Momente, in denen wir vor die Wahl gestellt werden, wie wir uns in einer Situation entscheiden, aber das ist nur Fassade, denn es ist dabei völlig egal wie wir uns entscheiden, unsere Wahl bleibt folgenlos und ändert nichts am Ablauf der Handlung.
Grafik / Sound
Die Grafik fängt in sanften Pastelltönen einen Flair alter 70er Jahre Actionfilme ein. Die Umgebungen sind detailliert und schön gelungen. Zwar kann A Way Out grafisch nicht mit großen AAA-Produktionen mithalten, dafür wissen die unterschiedlichen Kulissen zu überzeugen. Die Animationen der Figuren wirken allerdings oft etwas steif und unzeitgemäß. Auch würden wir erwarten, dass die Gesichtsanimationen in einem story-orientierten Spiel wie A Way Out überzeugender und akzentuierter ausfallen. Das Spielgeschehen läuft dabei immer flüssig. Die PS4 Pro bekommt hier leider keine Mehrleistung spendiert, womit A Way Out auf allen PS4 Plattformen in 1080p und 30 fps performt wird.
Die Vertonung ist ausschließlich in Englisch gehalten mit deutschen Untertiteln. Dafür sind die Originalstimmen allerdings sehr passend gewählt. Trotzdem ist es etwas ärgerlich, dass es keine deutsche Lokalisierung gibt, da wir gerade bei Dialogen in schnelleren Szenen nicht immer alles Gesagte mitverfolgen können.
Umfang
A Way Out kostet regulär nur 29,99 Euro und muss nur von einem der beiden Spielpartner erworben werden, was den Gefängnis-Thriller zu einer günstigen Anschaffung macht. Trotzdem bietet A Way Out nicht viel Umfang. Nach etwa 6 bis 7 Stunden Spielzeit ist die Story vorüber. Da die Handlung zudem sehr linear gehalten ist, haben wir keinen Anreiz das Spiel noch ein weiteres Mal durchzuspielen. Auch weitere Spielmodi, Sammelgegenstände, Geheimnisse oder freispielbare Boni suchen wir hier vergebens.
Fazit
A Way Out ist ein richtig spaßiger und zu weiten Teilen auch spannender Gefängnis-Thriller, dessen Konzept als Koop-Only Titel gut umgesetzt wurde und gemeinsam mit einem Freund viel Unterhaltung bringt. Normalerweise sind Multiplayer- beziehungsweise Koop-Spiele immer sehr darauf fixiert kurzweiliges Gameplay zu erleben. A Way Out traut sich, eine unterhaltsame Story auf zwei Koop-Spieler zuzuschneiden. Dieses Konzept erfrischt. Die Entscheidung einen Freunde-Pass anzubieten, ist auch sehr kundenfreundlich. Abzüge in der B-Note gibt es allerdings bei der fehlenden Spielefreiheit, des etwas zu simplen Gameplay und dem zu geringen Umfang.
A Way Out ist ein fetziges Story-Abenteuer zu zweit. In Zukunft bitte mehr davon.
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