Die deutsche Entwicklerschmiede Daedelic konnte sich bereits unter PC-Spielern einen echten Namen machen und heimste für die bisherigen Spiele stets viel Lob ein. Kontinuierlich erscheint deren Spiele-Katalog auch für die Konsolen. Nach Hit-Titeln wie der Deponia-Quadrologie, The Inner World oder auch Edna bricht aus, erscheinen mit Das Schwarze Auge Satinavs Ketten und Memoria zwei weitere gefeierte Abenteuerspiele, die wir bereits vom PC kennen.
Ersteindruck
Ein Aussenseiter kämpft gegen sein Schicksal
Die epische Geschichte beginnt mit dem Ableger Satinavs Ketten, in der wir von Protagonist Geron erfahren, dass er kein einfaches Leben in der Stadt Andergast fristet. Eine weitverbreitete Prophezeiung besagt, dass Geron eines Tages Leid und Verderben über das beschauliche Städtchen bringen wird und demzufolge meidet uns jeder. Geron ist ein Außenseiter. Als der Tag gekommen scheint und eine Krähenplage über den Ort hereinbricht, sieht Geron seinen Tag gekommen. Verzweifelt versucht er zu verhindern, dass sein prophezeites Schicksal eintritt. Mir machen uns auf und beginnen eine lange Reise.
Gameplay
Fängt langsam an und steigert sich zunehmens
Satinavs Ketten teilt sich dabei auffällig stark in zwei Hälften, die sich besonders in Aspekten wie Thematik und Spielfreiheit unterscheiden. In der ersten Hälfte des Spiels geht es noch recht frivol, teils lustig und farbenfroh zur Sache. Das ändert sich in der zweiten Hälfte des Spiels. Dann weicht der lockere Grundton einer immer düster werdenden und erwachsenen Grundthematik. Auch das Gameplay öffnet sich mit zunehmendem Fortschritt immer stärker in Richtung Spielfreiheit. Anfänglich fühlen wir uns als würde man uns wie an einer Leine ziehen, durchs Spiel geführt. Die Levelabschnitte und ihre Wege sind sehr knapp bemessen und die Dialoge und Abläufe eingeschränkt und wirken vorgegeben. Doch auch das ändert sich in der zweiten Hälfte der Handlung. Die Level werden deutlich weitläufiger und somit steigt auch der Anspruch, den die Rätsel an uns stellen.
Für das Studio Daedelic typisch, baut das Gameplay auf traditionelle Click-and-point Rätseleinlagen auf. Die deutschen Entwickler sind, wie einst Lucas Arts in den 90ern, mit Titeln dieser Machart berühmt geworden. Wir bewegen uns durch einzelne Levelabschnitte, in der wir über zahlreiche Gegenstände und Interaktionsmöglichkeiten stolpern. Diese sind dabei immer wieder rätselartig miteinander verknüpft. Das Spiel erfordert Kombinationsgabe, um herauszufinden, wie wir in der Story weiterkommen. An einer Stelle etwa, lassen wir einen einfachen Gehstock mitgehen. Den benutzen wir an anderer Stelle, um uns ein Wams zu schnappen, das zuvor noch unerreichbar hoch an einer Wäscheleine hing. Im Wams selbst lässt sich ein Eichenblatt aus Messing finden. Genau das Eichenblatt, das wir dem Hofmeister bringen müssen, um eine Audienz beim König zu erlangen.
Die erste Hälfte ist eindeutig der Schwachpunkt in Santinavs Ketten, doch spätestens in der multidimensionalen Feenwelt reißen die Entwickler das Ruder herum und das Spiel glänzt durch ein tolles Rätseldesign und einer immer spannenderen Handlung, die letztlich im Cliffhanger endet.
Der Nachfolger Memoria knüpft seinen roten Faden genau da an, wo er mit Santinavs Ketten endete. Stilistisch geht Memoria dabei aber einen deutlich anderen Weg. Unser Held Geron wird auf eine Zeitreise geschickt. Über 400 Jahre in der Vergangenheit, betritt er einen der düstersten Zeitalter, den das Königreich je erleiden musste. Es herrscht Krieg zwischen den Menschen und den Dämonen und Prinzessin Sadja betrachtet die traurige Lage mit angespannter Sorge. Sie ist auf der Suche nach einer magischen Maske, die die entscheidende Waffe zum Sieg markieren soll. Doch Sadja läuft in eine Falle und wird gefangen genommen. Zusammen mit geron erleben wir im Laufe des Spiels eine wahre Achterbahnfahrt, die uns durch verschiedene Zeitebenen und Dimensionen führt. Mit der Zeit bekommen wir einen immer besseren Blick auf Sadja und welche Geheimnisse sie hütet. Ebenso muss Geron erkennen, dass seine alten Visionen mit den Zeitebenen zusammenhängen und das auch Sadja eine entscheidende Rolle darin spielt.
Nicht nur mittels der tollen Geschichte beweist Memoria seine Steigerung zu seinem Vorgänger, auch die Rätseleinlagen wirken raffinierter und Vielseitiger. Selbst die Zaubersprüche spielen eine deutlich gewichtigere Rolle und lassen sich immer wieder einsetzen, um unsere Umgebung und Menschen zu manipulieren. So dürfen wir mit Sadja etwa Lebewesen versteinern und Menschen unseren Willen aufzwingen. Das ist nicht nur ziemlich praktisch, sondern verleiht dem Gameplay weitere Tiefe.
Grafik & Sound
Wunderschöne Zeichnungen
Die Grafik besticht durch unheimlich kunstvolle und handgezeichnete Level-Hintergründe. Die Umgebungen sind mit viel Detailliebe gestaltet und fangen die unterschiedlichen Stimmungen hervorragend ein, die mal zwischen romantisch-verspielter Fantasy und dunkler Schwermütigkeit wechselt. Der Soundtrack unterstreicht mit seinen oft melancholisch anmutenden Streichern, die ihre Töne in langsamer Wechselhaftigkeit wiedergeben, eher traurig und dramatisch. Die Musikstücke sind dabei sehr passend gewählt und schmiegen sich in unsere Gehörgänge.
Fazit
Zwei Klassiker der Point-and-Click Advenures nun endlich auch für Konsolen
Die beiden Ableger bringen es auf eine Gesamtspielzeit von ca. 15 bis 17 Stunden. Der Storyverlauf ist dabei fest vorgeschrieben, wodurch sich keine alternativen Wege eröffnen, womit ein erneutes Spielen wenig attraktiv gemacht wird.
Bereits vor neun und acht Jahren erschienen Das Schwarze Auge Santinavs Ketten und Memoria für den PC. Dass es die beiden Spiele nun auch auf die Konsolen geschafft haben, zeigt, dass sich die Abenteuer um Geron einen festen Platz unter den Kultspielen erarbeiten konnten. Santinavs Ketten gibt sich dabei noch sehr geradlinig und baut seine Geschichte so langsam auf, dass man manchmal den Eindruck erlangt, die Entwickler wüssten nicht so recht wohin sich ihr Spiel hinbewegen soll. Doch im weiteren Spielverlauf löst sich dieser Knoten und Daedalic gibt immer mehr Gas, bis man dann in Memoria zur absoluten Topform aufläuft und aus der Handlung und den Rätseleinlagen einen echten Toptitel unter den Point-and-Click-Adventures macht.