Entwickler Supermassive Games präsentieren uns mit The Dark Pictures Anthology: Little Hope den zweiten Teil ihrer insgesamt 8-teiligen geplanten Reihe. War man im ersten Teil Man of Medan auf einem Geisterschiff unterwegs, so verschlägt es unsere Protagonisten diesmal in die verlassene Stadt Little Hope – Mit allerlei Geheimnissen und albtraumhaften Erscheinungen. Ob der zweite Teil im Gegensatz zum Ersten noch eine Spur zulegen kann, werden wir in unserem Test klären.
Mit Until Dawn aus dem Jahre 2015 schufen die Jungs von Supermassive Games ein Spiel, das damals leider nur auf der Playstation 4 erschien aber dafür die Spieler voll und ganz überzeugen konnte. Im Jahr 2019 startete der Entwickler dann mit The Dark Pictures Anthology: Man of Medan (HIER geht es zu unserem Test) den ersten Teil ihrer Reihe, der an seinen geistigen Vorgänger nah herankam, aber leider unter einer relativ kurzen Spielzeit zu leiden hatte.
Mit diesem Teil kommt nun das nächste Gruselsetting an die Reihe, die sich lose an mehr oder weniger wahren Geschichten bzw. Legenden anlehnt, dabei wird vom Geisterschiff in eine verlassene, von Nebel umzogene Stadt gewechselt (hat da jemand „Silent Hill“ gesagt ? ). Die (leider) sehr realen Legenden der Hexenprozesse von Salem aus dem späten 17. Jahrhundert dienen hier als weitere Grundlage, und bieten schon allein genug gruseligen Stoff für dieses Spiel.
Ersteindruck
Neues Setting mit Grusel-Voraussetzung
Wie auch schon im Vorgänger, übernehmen wir abwechselnd die Rolle von einem unserer 5 Charaktere. Eine Gruppe von Studenten, inklusive Professor, muss nach einem Unfall mit ihrem Bus unfreiwillig die U.S. Kleinstadt Little Hope aufsuchen, um Hilfe zu finden. Dass dies natürlich nicht ohne merkwürdige Ereignisse, geisterhaften Erscheinungen und vielen Jumpscares vonstattengeht, versteht sich von selbst, denn in der Kleinstadt ist alles etwas anders.
Ein undurchdringlicher Nebel zwingt unsere Gruppe diese verlassene Kleinstadt aufzusuchen. Geisterwesen lassen unsere Protagonisten nach einer kurzen Berührung Szenen in einer früheren Zeitlinie erleben, in der der Aberglaube von Hexen und der Jagd auf diese noch sehr verbreitet war. Außerdem treffen wir öfter auf ein mysteriöses Kind und ein paar Monster kreuzen auch öfter unseren Weg. Alles in allem viel Stoff, den es aufzudecken gilt und der in einem überraschenden Ende seinen Abschluss findet.
Ein alter Bekannter aus dem Vorgänger Man of Medan ist auch wieder mit dabei – Die Rede ist vom Kurator, der uns in seiner Bibliothek willkommen heißt und unsere Handlungen und den Geschichtsablauf kommentiert, sowohl positiv als auch negativ. Insgesamt bleibt er als Figur weiterhin mysteriös und wird das, so denken wir uns, auch in den kommenden Teilen bleiben. Ein Wiedersehen gibt es auch mit den Vorahnungen, die wir freischalten, indem wir Postkarten finden und damit Szenen „teasern“ die passieren könnten, was wieder rum unsere kommenden Entscheidungen beeinflusst.
Ansonsten bleibt Little Hope seinen geistigen Vorgängern treu. Uns erwartet eher ein Walking Simulator mit einer sehr gut in Szene gesetzten filmischen Erzählweise, einer auf realen Grundlagen basierenden mysteriösen Geschichte, einer Menge an Schreckmomenten und gut gesetzten Kamerperspektiven. Es erwarten uns viele Dialoge, in denen wir Entscheidungen treffen können, bzw. müssen und einiges an Quick-Time-Events, die jetzt (leider) vorher durch ein Symbol angekündigt werden, was der Spannung und Überraschung ein wenig die Luft wegnimmt. Auch die Stealth-Sequenzen in dem man durch Tastendruck den Puls kontrolliert, um Ruhe zu bewahren haben wieder den Weg in Spiel gefunden.
Gameplay
Warum was ändern?
Grundsätzlich hat sich am Gameplay seit Until Dawn nichts verändert. Wir spielen abwechselnd einen der 5 Charaktere, müssen Entscheidungen fällen, bewegen unsere Spielfigur in diversen Abschnitten frei herum und untersuchen aufblitzende Gegenstände, wählen Dialoge aus und führen so die Geschichte fort. Je nachdem wie wir uns manchmal entscheiden, kann dies auch zum Ableben von einem der Charaktere führen. Nicht jeder der Charaktere, die wir spielen (dürfen), kommt gleich „stark“ rüber – Es kristallisiert sich relativ schnell heraus wer von den Personen nur einfach dabei ist oder wer zur Story auch wirklich etwas beiträgt. So kann es schon mal vorkommen, dass uns mancher der Charaktere mit der Zeit egal ist, da er uns einfach zu wenig anspricht oder in Sachen Story einfach zu oberflächlich bleibt.
Entwickler Supermassive Games ändert eigentlich nichts bis kaum etwas am Gameplay, man darf gespannt sein, ob in den übrigen Episoden der The Dark Pictures Anthology sich an der ganzen Spielmechanik/Spielaufbau noch etwas ändern wird, da man schon beim jetzigen zweiten Teil schon fast zu viele Parallelen zum Vorgänger ziehen kann.
Grafik / Sound
Es wird immer besser
Kommen wir als Erstes zur Besetzung, die auch in Lost Hope wieder ein bekanntes Gesicht mit sich bringt. Diesmal ist Schauspieler Will Poulter, dem ein oder anderen bekannt aus Maze Runner, mit von der Partie und hat eine der stärksten Rollen im Spiel ergattert.
Die deutsche Syncro seiner Person ist gut vertont worden, dies kann man leider nicht von allen Charakteren sagen, besonders die der „etwas“ älteren Studentin will einfach gar nicht passen und wird auch dementsprechend belanglos heruntergeleiert, da lohnt es sich eher auf die englische Syncro zu wechseln, um etwas mehr von der Atmosphäre des Spiels zu genießen. Auch so manche Dialoge wollen einfach nicht in das Setting passen und beim Zuhören muss man öfter mit den Augen rollen.
Wenn wir bisher wenig Positives entlocken konnten, so kann man das in Sachen Grafik und Sound nur loben. Grafisch hat man, in dem sowieso schon sehr gut aussehendem Spiel, im Gegensatz zum Vorgänger noch eine Schippe darauf gelegt – Schönes und gruseliges Setting sowie schönere Figurenmodelle und bessere und schnellere Laufanimationen erwarten uns.
Gerade bei Horror-Spielen steht und fällt die Atmosphäre mit der Soundkulisse und hier können wir Entwarnung geben denn auch hier haben Supermassive Games alles richtig gemacht und mit diversen Musik- und Soundschnipseln immer eine Kulisse geschafft die uns unter Anspannung hält.
Umfang
Für einen Abend allein oder auch zu Zweit
Leider schafft es auch Lost Hope nicht über die 4-5 Stunden Spielzeit zu kommen, aufgrund der Entscheidungsfreiheit im Spiel gibt es natürlich die Möglichkeit des erneuten Durchspielens, um diverse Storywendungen zu entdecken.
Hat man keine Lust sich allein zu gruseln, gibt es wieder die Möglichkeit des Couch-Koop oder Online-Koop-Spiels. Beim Couch-Koop oder dem sogenannten Filmabend kann man mit bis zu 5 Freunden einen Charakter auswählen der abwechselnd von allen Anwesenden gespielt wird. Es spielt immer nur Einer – Der Rest der Party schaut zu und muss warten bis er dran ist. Beim Online Coop-Spiel (wobei jeder eine Version des Spiels in seinem haben muss) übernehmen beide Spieler abwechselnd die Rollen der Charaktere und sind auch öfter getrennt voneinander unterwegs. Dabei ist es gut möglich das man Szenen und Dialoge erleben kann die wir, als Singleplayer nicht zu sehen bekommen und es auch passieren kann das, da beide Spieler manchmal allein unterwegs sind, man nicht mitbekommt was der andere gerade erlebt.
Fazit
Ein kurzer aber guter Gruselspaß
Die etwas eingängigere Story und das Setting, das sich Supermassive Games zu The Dark Pictures Anthology: Little Hope hat einfallen lassen, gefällt uns besser als noch in Man of Medan. Vom spielerischen her bleibt alles beim Alten, leider auch die schwache deutsche Syncro, der leichte Trash-Faktor, die manchmal echt schlechten Dialoge der Gruppe oder Spiel-Szenen die gerade nicht in das Gesamtbild passen wollen.
Von der technischen Seite gibt es nichts zu meckern, alles läuft wie es laufen soll und das Spiel sieht sehr gut aus, das Soundsetting wurde gut abgemischt und passt immer zur jeweiligen Handlung. Der Koop-Modus, egal ob off oder online weiß zu begeistern. Wer mit den Vorgängern schon seinen Gruselspaß hatte, wird auch diesmal nicht enttäuscht werden. Neulinge sollten vielleicht, sofern möglich, erstmal Probe spielen, denn hier schaut man mehr zu als das man selbst spielt, wird aber Story-technisch nicht enttäuscht.